Sie liegt mitten im Herzen von Deutschland. Die Rhön – eingebettet im Dreiländereck von Hessen, Bayern und Thüringen – bietet viel Natur und malerische Fernsichten von den Kuppen des Mittelgebirges aus. Thorn Plöger will mit der Rhön nun noch höher hinaus, zumindest beim Stellenwert. Laut Erhebungen rangiere die Rhön beim Bekanntheitsgrad bundesweit an Position zwei hinter dem Schwarzwald und vor dem Harz. „Wir wollen die Rhön zum Spitzenreiter in Deutschland machen“, sagt der Geschäftsführer .
Aber wie soll das gelingen? Um besser wahrgenommen zu werden, sei zunächst einmal ein neuer Marken-Name nötig gewesen. Künftig präsentiert sich die Rhön deshalb mit dem Slogan „Heimat mit Weitblick“. Damit wird der Vorgänger ausrangiert: „Land der offenen Fernen“. Dieser Sinnspruch habe sich den Menschen ohnehin nicht richtig erschlossen, findet Plöger. Beschrieben werden sollte, dass sich auf vielen Bergkuppen der Rhön eine beeindruckende Fernsicht ergibt. „Der Weitblick ist ein Alleinstellungsmerkmal, das wir den Menschen näherbringen wollen“, erklärte Plöger, der seit Februar 2017 Geschäftsführer ist.
Drei Länder ein Biosphärenreservat
Bekannt ist die Rhön unter anderem für ihr Biosphärenreservat. Es ist das zweitgrößte in Deutschland. Die Vermarktung der Rhön ist wegen seiner Lage auch eine große Gemeinschaftsaufgabe. In der Rhön GmbH werden die Interessen von fünf Landkreisen gebündelt: vom Landkreis Fulda in Hessen, den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld in Bayern sowie dem Wartburgkreis und dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen in Thüringen.
Trotz der vielen Akteure sieht Plöger keine Probleme bei der Vermarktung: „Das funktioniert hervorragend.“ Kompetenzzentren seien auf der Wasserkuppe in Gersfeld, in Geisa und Bad Neustadt verteilt. Michael Geier, Leiter der bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Rhön, erkennt dagegen schon noch Reibungspunkte. So gebe es noch immer Regionen, die sich an der Rhön GmbH vorbei vermarkten. „Das ist schon noch ein gutes Stück Arbeit, bis wir nach außen wirklich mit geballter Kraft noch vorne gehen können.“
Bürokratische Hürden
Nicht einfacher werde die länderübergreifende Vermarktung durch den Föderalismus, findet Geier. Jedes Bundesland habe andere Regelungen, wenn es um das Beantragen von Förderungen geht. Länderübergreifende Förderungen seien zudem entweder sehr kompliziert oder gleich ganz unmöglich. Das sei durchaus eine Hürde. Das sehen auch die Landräte der bayerischen Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld so.
Dennoch gebe es lobenswerte Einzelfälle. Thüringen habe beispielsweise über alle Ländergrenzen hinweg ein Markenentwicklungskonzept für die gesamte Rhön finanziert. „Das wäre durchaus als Vorbild zu empfehlen“, so Geier.
Doch selbst, wenn diese bürokratischen Hürden überwunden sind, bleiben andere Barrieren auf dem Weg zur erfolgreichen Vermarktung der Region als Tourismusgebiet. Eine Herkulesaufgabe ist Geier zufolge die Entwicklung der touristischen Infrastruktur entlang der Premiumwanderwege. Zu wenig Gasthäuser, Kioske und Cafés finden sich da. „Man braucht nicht ein international konkurrenzfähiges und hoch gelobtes Wanderwegenetz, wenn die Leute unterwegs verhungern“, sagt Geier. Das ist auch die Folge des demografischen Wandels; Nachfolger für Gasthöfe, Pensionen und Wirtshäuser lassen sich auch in der Rhön nicht leicht finden. Die Rhön GmbH will diese „Zukunftsfrage“ ebenso angehen wie die Digitalisierung, um noch attraktiver für Touristen zu werden.
Gute Entwicklung in Sachen Tourismus
Dennoch hätten sich die Tourismus-Zahlen in der Rhön zuletzt gut entwickelt, sagt Plöger. 2017 waren fast 1,6 Millionen Menschen aus dem Aus- und Inland in die Rhön gereist, 1,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Allerdings könnten die Touristen noch mehr Geld in der Region ausgeben, findet Geier. In der bayerischen Rhön lässt der Tagesgast einer Studie zufolge gerade einmal 15 Euro. Zum Vergleich: im fränkischen Weinland sind es mindestens 49 Euro am Tag. „Da haben wir noch viel Luft nach oben“, so Geier.
Angesichts der Vielfalt, die der Rhön-Tourismus zu bieten habe, blickt Rhön-GmbH-Chef Plöger optimistisch in die Zukunft. Ein Schatz sei das Wanderwegenetz, sagt er. „Aber auch der Fahrrad-Tourismus ist immer stärker im Kommen.“ Ein weiterer Pluspunkt sei, dass man es in der Region verstehe, Feste zu feiern. „Von April bis Oktober ist auf den Straßen und Plätzen ständig etwas los.“
Eine Sehenswürdigkeit teilen sich dann auch noch alle drei Bundesländer – und zwar ganz ohne Hürden: den Himmel über dem Mittelgebirge. Dank der dort noch herrschenden natürlichen Dunkelheit und der geringen Lichtverschmutzung erhielt das Biosphärenreservat 2014 von der International Dark-Sky Association (IDA) die Auszeichnung als „Sternenpark“. Die Rhön ist damit einer von nur zweien in Deutschland - ein Alleinstellungsmerkmal, das die Rhön den anderen Mittelgebirgen in Deutschland auf jeden Fall voraus hat.
Rhöner Tourismus in Zahlen 2017 kamen fast 1,6 Millionen Menschen aus dem Aus- und Inland in die Rhön, 1,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die ausländischen Gäste kamen dabei vor allem aus Dänemark, Schweden und den Niederlanden. Durchschnittlich 3,3 Nächte bleiben die meisten. Hinzu kommen noch etwa 22 Millionen Tagestouristen im Jahr.