Das Bierbrauen hat auch im Landkreis Rhön-Grabfeld und im angrenzenden südlichen Thüringen eine lange Tradition. Und auch wenn es einige Brauhäuser wie zum Beispiel die Brauerei Kneuer in Bad Königshofen, die Bayern-Bräu in Bad Neustadt oder Beck in Bischofsheim schon seit geraumer Zeit nicht mehr gibt, ist die Brauereidichte in Rhön-Grabfeld immer noch erfreulich hoch.
„Das Hauptgetränk im Mittelalter war in unseren Breiten aber nicht das Bier, sondern der Wein“, weiß Kreisheimatpfleger Reinhold Albert. „Der Weinbau in unserer Heimat wurde von den Klöstern eingeführt und zwar von Bildhausen, von Wechterswinkel, von St. Stephan in Saal und auch von Wülfershausen.“ Mehr und mehr sei das Bier dann ab dem 17. Jahrhundert Hauptgetränk der Altvorderen geworden. „Und dieses durfte in alter Zeit im Königshöfer Grabfeld nur in Königshofen gebraut werden, denn damals durfte nur derjenige Bier brauen und ausschenken, dem der Landesherr dies erlaubt hatte“, erzählt der Kreisheimatpfleger.
Im 18. Jahrhundert sei es dann zwischen den Landgemeinden und der Stadt Königshofen zu einem Streit wegen der Bierbraugerechtigkeit gekommen. Schließlich habe der Fürstbischof ein Machtwort gesprochen und die Amtsdorfschaften durften nun eine Bierbrau-Konzession beim Fürstbischof beantragen. „In zahlreichen Gemeindearchiven befinden sich Urkunden aus dem Jahre 1744, in denen Fürstbischof Friedrich Karl dann den Grabfeldgemeinden die Konzession zum Bierbrauen erteilte“, so Albert. „Überall entstanden jetzt schmucke Brauhäuser, so auch in Saal.“
Bierbrauen war „Mordsarbeit“
Wie die Vorbereitung auf das Bierbrauen im Grabfeld in alter Zeit in einem Kommunalbrauhaus vor sich ging, schilderte 1957 Oberlehrer Otto Mölter aus Kleinbardorf: „Alle Jahre, so um Lichtmess herum, wird bei uns das Brauen verlost. Keiner möchte die ersten Nummern ziehen, weil die Ersten doch das Brauhaus sauber machen müssen. Das ist eine Mordsarbeit. Holz zum Saubermachen aber spenden alle Brauer. Bevor sie mit dem Brauen beginnen, fahren sie das Holz zusammen. Wer braut, muss ein paar Scheite hertun. Ist es nun so weit, lässt man das Wasser in den Kessel laufen zum Brühen der Fässer.“
Brauereisterben in den 1970ern
In den Unterlagen von Kreisheimatpfleger Reinhold Albert ist auch dokumentiert, welche Brauereien im Landkreis Rhön-Grabfeld ihren Betrieb in den vergangenen Jahrzehnten einstellen mussten. In Bad Königshofen waren es die Brauerei Kneuer (1826 bis 1980) und die Brauerei Büttner (1848 bis 1993), in Bad Neustadt die Bayern-Bräu (1856 bis 1980) und die Brauerei Zwingerbräu Porschet (1848 bis 1946) und in Bischofsheim die Brauereien Beck (1827 bis 1971) und Heurich (1858 bis 1976).