In der Bäckerei von Familie Hippeli in Hausen sieht kein Brötchen gleich aus. Vom Hörnchen übers Roggenbrot bis zum Krapfen werden in der Backstube noch jeden Morgen Backwaren von Hand hergestellt. In Zeiten, wo Discounter und große Bäckereiketten in Massen hergestellte Aufback-Produkte zu günstigen Preisen anbieten und gerade kleine Bäckereibetriebe um jeden Kunden ringen müssen, ist das selten geworden.
"Unser Motto ist: Bei uns läuft die Ware nicht vom Band, wir arbeiten mit Herz und Hand", betonen Andrea und Dieter Hippeli, die den kleinen Familienbetrieb seit nunmehr 30 Jahren leiten. Passend dazu steht ein großes Holzherz mit der Aufschrift "Bäcker mit Herz!" im Schaufenster - ein Geschenk des Rhönklubs Hausen, wie Andrea und Dieter Hippeli erzählen.

Zeiten ändern sich, Qualität hat Bestand
Seit 30 Jahren ist die bereits über 100 Jahre alte Dorfbäckerei in Familienbesitz. Vieles hat sich über die Jahrzehnte geändert, manches hat Bestand und Neues, wie der Online-Shop, kam hinzu. Das heutige Geschäft sei mit dem aus früheren Zeiten nicht mehr zu vergleichen. Auch in Hausen bekommt man das zu spüren. Trotzdem wollen die Hippelis weiterhin ausschließlich backfrische Produkte anbieten. Produkte, die von Dieter Hippeli jeden Morgen ab 2.30 Uhr selbst hergestellt werden. "Wir sind überzeugt, dass unsere Kundschaft das wahre Handwerk zu schätzen weiß."
Auch Bürgermeister Friedolin Link möchte alles daransetzen, dass die ortsansässige Bäckerei, in der nicht nur Backwaren, sondern auch Lebensmittel angeboten werden, weiterbestehen kann. Nudeln, Kaffee, Milch, Süßigkeiten und regionale Wurstwaren - hier bekommen die Kunden vieles für den kleinen Einkauf. "Das ist wirklich etwas, das ausstirbt. Dass die Leute in der Nähe ein, zwei Straßen weiter einkaufen können, und alles bekommen. Nicht nur Backwaren, sondern auch Lebensmittel", sagt Link.

"Bei uns ist alles handgemacht"
Brötchen, wie sie in den Supermärkten vertrieben werden, gibt es hier nicht. "In Hausen bekommt man echte Handwerkprodukte, keine Backmischungen", betont Link. Dem stimmt Bäckermeister und Konditor Dieter Hippeli zu: "Bei uns ist alles handgemacht. Wir verwenden Zutaten aus der Region, wie Mehl aus Mellrichstadt", erläutert der Experte.
Dennoch müssen gerade kleine Bäckereien stetig aufrüsten, sich auf die individuellen Wünsche ihrer Kunden einstellen. Auch bei den Hippelis ist das so: Mehrmals in der Woche fahren sie in die umliegenden Gemeinden – vom Auto aus werden Brötchen und die anderen Waren aus der heimischen Backstube verkauft. Zusätzlich gibt es ein kleines Sortiment an Lebensmitteln des täglichen Bedarfs wie Mehl, Milch und Sahne sowie Zeitungen und Süßigkeiten für die Kinder. Auch Bestellungen sind möglich.
"Man kennt sich und erzählt"
Die Wünsche ihrer Kunden sind Andrea Hippeli bestens bekannt. Stammkunden werden alle mit Namen angesprochen und wenn der Verkauf abgewickelt ist, wird auch mal über den Zustand der Hecke in der Nachbarschaft geplaudert. "Das Schöne ist, dass es bei uns sehr persönlich ist. Man kennt sich und erzählt", so Andrea Hippeli. Gerade ältere Menschen ließen sich deshalb den persönlichen Schnack nicht entgehen. "Und wehe, die Bäckerin ist mal zwei Minuten zu spät", scherzt Dieter Hippeli und seine Frau lacht: "Stimmt! Das geht gar nicht." Daran sieht man, wie wichtig der Häusemer Bäckerservice für die Menschen hier ist.

"Ein Service, den es woanders gar nicht mehr gibt", betont Bürgermeister Friedolin Link, der auch in Roth seine Brötchen fast vor die Haustüre geliefert bekommt. "Wir dürfen froh sein, dass wir das noch haben", ist das Gemeindeoberhaupt überzeugt. "Solche Brötchen wie hier, kennen viele gar nicht mehr", bricht Link eine Lanze für den Häusemer Weck, der auch vom Biosphärenreservat Rhön zertifiziert wurde. "Wir haben alles hier, also sollten wir das auch in Anspruch nehmen und hier einkaufen", ist Link der festen Meinung.
Treffpunkt für Jung und Alt
Ein Laden, wie es ihn in Hausen gibt, war früher eine Selbstverständlichkeit in jedem Dorf. Wichtig nicht nur für die Gewährleistung einer Grundversorgung mit Lebensmitteln, sondern auch als Treffpunkt für Jung und Alt. Kinder konnten selbstständig Einkaufen gehen, für ältere Menschen war der Einkauf im Ort fester Bestandteil ihres sozialen Lebens. "Das ist auch heute noch so, aber es wird weniger", weiß Andrea Hippeli. Sonntags backe man deshalb nur noch auf Vorbestellung – "die Kunden holen es dann an der Haustür ab".
In den letzten 30 Jahren hat das Bäckerehepaar viele bewegende Momente erlebt und viel von den Kunden zurückbekommen: "Es ist einfach toll, wenn man die Leute mit seinem Handwerk glücklich machen kann", sagt Andrea Hippeli und ihr Mann Dieter nickt zustimmend. Deshalb wollen die beiden auch weitermachen - und das wissen ihre Kundinnen und Kunden sehr zu schätzen.