Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Königshofen
Icon Pfeil nach unten

BAD KÖNIGSHOFEN: Von Notizen in Kurzschrift bis zum digitalen Archiv

BAD KÖNIGSHOFEN

Von Notizen in Kurzschrift bis zum digitalen Archiv

    • |
    • |
    Erste Informationen gab es im Stadtarchiv, das in der ehemaligen Volksschule untergebracht ist, für Rainer Knies (links), der mit Hubertus Schneider Nachfolger von Stadtarchivar Gustav Tschochner (rechts) wird.
    Erste Informationen gab es im Stadtarchiv, das in der ehemaligen Volksschule untergebracht ist, für Rainer Knies (links), der mit Hubertus Schneider Nachfolger von Stadtarchivar Gustav Tschochner (rechts) wird. Foto: Foto: Hanns Friedrich

    An Rainer Knies und Hubertus Schneider hat Stadtarchivar Gustav Tschochner am Dienstagnachmittag die Schlüssel und damit das Stadtarchiv in der ehemaligen Volksschule übergeben. Schmunzelnd zeigte er Rainer Knies einen länglichen Karteikasten, in dem alphabethisch kleine Notizzettel aufbewahrt sind. „Das sind die Unterlagen von Stadtarchivar Josef Sperl, allesamt in Kurzschrift notiert.“

    Das hat sich heute natürlich gewandelt: Im Stadtarchiv sind nämlich sämtliche Inventarien im Computer registriert. „Das ist wichtig, wenn Interessenten kommen, um nach entsprechenden Unterlagen zu suchen,“ erklärt der scheidende Stadtarchivar. Seit 2004 betreut er das Stadtarchiv, erst ehrenamtlich, ab 2010 als offizieller Stadtarchivar. Dafür dankte ihm Bürgermeister Thomas Helbling bei einer Feierstunde im historischen Rathaussaal.

    Mit dabei waren Ingrid Heeg-Engelhart vom Staatsarchiv in Würzburg, Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert, Michael Katzenberger, in der Stadtverwaltung zuständig für das Stadtarchiv, und zweiter Bürgermeister Philipp Sebald.

    Erinnerungskultur

    Helbling bezeichnete das Stadtarchiv als das „Gedächtnis der Stadt“. „Sie haben das Stadtarchiv stetig ausgebaut, sie sorgten dafür, dass alle Materialien gut zugänglich sind, sie beraten und beantworten alle Anfragen.“ Dafür sagte der Bürgermeister auch im Namen der Verwaltung und des Stadtrates ein herzliches Dankeschön. „Sie haben sich um unsere Stadt und unsere Erinnerungskultur verdient gemacht.“

    Kurz streifte der Bürgermeister die Geschichte des Archivs, das einst im Dachgeschoß des Rathauses zu finden war, dann in die ehemalige Volksschule umgezogen ist. Es bietet ausreichend Platz für die zahlreichen Archivmaterialien. Diese machen mit der Geschichte und Kultur der Stadt und der Stadtteile vertraut. Thomas Helbling erwähnte die wichtige Dokumentation, vor allem für die Nachwelt, durch die Digitalisierung. Das Stadtarchiv sichere Materialien, die mit der Identität der Stadt und der Stadtteile zu tun haben, bewahre das Wissen über die Geschichte und erhalte das kulturelle Erbe der Menschen, die hier gelebt haben.

    Der Bürgermeister dankte schließlich für die großzügige Spende Tschochners. Er hatte anstelle von Geschenken zu seinem 80. Geburtstag um Spenden für den renovierungsbedürftigen Ölberg an der Stadtpfarrkirche gebeten.

    Kreisarchivpfleger Reinhold Albert sagte, dass das Stadtarchiv in Bad Königshofen eines der reichhaltigsten und am besten geführten Archive im Landkreis Rhön-Grabfeld sei. Seit 1413 lagerten die ältesten Schriftstücke der Stadt Königshofen, die sieben Pergamenturkunden des 14. Jahrhunderts, die ältesten Bürgermeister- und Kirchenrechnungen, darunter die Bürgermeister-Jahresrechnung von 1453, in einer Truhe in den Gewölbekellern des Rathauses.

    Zentraler Ort erst im 20. Jahrhundert

    Der jeweilige Stadtschreiber war mit dem Ordnen und Verwalten des Archivs betraut.1694 wurde ein spezieller Archivschrank angeschafft. 1904 ordnete Stadtsekretär Wittmann die Akten aus der Zeit vor 1800. Die Archivalien waren teils in Schränken, teils offen auf dem Vorplatz des zweiten Stockwerks, in einer Bodenkammer und auch auf dem Dachboden verteilt untergebracht. „Das war nicht zu ihrem Vorteil.“ 1936 wurde ein Stadtarchiv im zweiten Stock des Südflügels eingerichtet. Dort war es bis 1988.

    Nach Kriegsende hatte Kreisarchivpfleger Leo Walter Hamm das Archivgut in Regale gestellt, 1970 wurden Stahlregale angeschafft. Der pensionierte Studiendirektor Josef Sperl stellte zunächst die alte Aktenordnung von vor 1800 wieder her. Die Unterlagen nach 1800 ordnete Sperl unter Anleitung des damaligen Archivpflegers Herbert Merkl (Waltershausen). Sperl stellte fest, dass im Lauf der Jahrhunderte wenig Archivgut verloren gegangen war.

    Reinhold Albert erwähnte aber auch den einstigen Stadtinspektor Albrecht Ort, der mit Unterstützung von Bürgermeister Wolfgang Mack das Archiv verwaltete und eine großartige Sammlung von Fotodokumenten zusammentrug. Bei der Bad-Erhebung 1974 gab Stadtarchivar Josef Sperl das Buch „Geschichte von Stadt und Festung Königshofen im Grabfeld“ heraus. 1984 wurde Reinhold Albert ehrenamtlicher Archivpfleger für den Landkreis Rhön-Grabfeld. Er fand das Stadtarchiv Bad Königshofen in sehr gutem Ordnungszustand, was weniger für die Stadtteilarchive zutraf. „Von einem wurde gar ein Lehenbuch von 1731 in München auf dem Flohmarkt angeboten, das für viel Geld zurückgekauft werden musste.“

    Vorbildlicher Einsatz

    In den Stadtteilen Gabolshausen und Aub waren mit Arnold Werner und Heinrich Fries interessierte Ortschronisten, die sich intensiv des jeweiligen Gemeindearchivs annahmen. 1986 ordnete Reinhold Albert die Archive Eyershausen, Ipthausen, Untereßfeld, 1988 die Archivalien von Althausen und schließlich die ungeordneten Unterlagen der Stadt Bad Königshofen. „Gustav Tschochner ordnete schließlich die Archivalien des Stadtteils Merkershausen, digitalisierte die vorhandenen Archivverzeichnisse und sorgte für vorbildliche Ordnung im Stadtarchiv von Bad Königshofen.“ Das nannte der Kreisheimat- und Archivpfleger einen vorbildlichen Einsatz, wofür ihm höchste Anerkennung gebühre.

    Dankesworte hatte auch Ingrid Heeg-Engelhart vom Staatsarchiv in Würzburg für Gustav Tschochner. Sie lobte ihn als einen engagierten Stadtarchivar und stellte die gute Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv in Würzburg heraus. Wichtig nannte sie es, dass Archive auch zugänglich seien und Informationen durch Ausstellungen an die Öffentlichkeit gingen. Das Problem, das junge Studenten heute hätten, sei die alte deutsche Schrift, die sie nicht mehr lesen könnten. Gustav Tschochner sei einer von Wenigen, die hier noch perfekt im Lesen der alten Unterlagen seien. Er habe in seiner Zeit auch viele schriftlichen Anfragen erfüllen können und hinterlasse ein geordnetes Gemeindearchiv.

    Gustav Tschochner dankte für die lobenden Worte und berichtete, dass er zunächst das Pfarrarchiv der Stadtpfarrei geordnete habe, dann auch die Unterlagen im Juliusspital. Dann kam die Aufgabe im Stadtarchiv. Schon immer habe er sich für Geschichte interessiert, und so habe ihm die Arbeit viel Freude bereitet. Leider sei das Interesse der Bevölkerung an der Archivarbeit gering, aber immer wieder habe er doch helfen können. Sein Dank galt Ingrid Heeg-Engelhart, Reinhold Albert, sowie Thomas Helbling und Michael Katzenberger. Mit Rainer Knies und Hubertus Schneider habe er, mit Hilfe von Reinhold Albert, gute Nachfolger gefunden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden