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SERRFELD: Von Sulzdorf aus gegründet

SERRFELD

Von Sulzdorf aus gegründet

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    Serrfeld auf einer rund 100 Jahre alten Ansichtskarte: Bis zur vor einem halben Jahrhundert durchgeführten Bereinigung wies die Gemeinde eine Breitstreifenflur auf.Repro: Reinhold Albert
    Serrfeld auf einer rund 100 Jahre alten Ansichtskarte: Bis zur vor einem halben Jahrhundert durchgeführten Bereinigung wies die Gemeinde eine Breitstreifenflur auf.Repro: Reinhold Albert

    Ein ungewöhnliches Aussehen hatte bis zur Flurbereinigung Anfang der 1960er Jahre die Serrfelder Flur. Es handelte sich um eine sogenannte Breitstreifenflur. Die kleinen Gewanne wurden damals zu großen Stücken zusammengelegt. Mit der Bereinigung gehörte nicht nur die Serrfelder Breitstreifenflur der Vergangenheit an, sondern auch die Dreifelderwirtschaft. Lehrer Hugo Weißenseel schrieb noch 1954: „Nach dem Fruchtanbau zerfällt die Flur in Winterfrucht, Sommerfrucht und Brache – die sog. Dreifelderwirtschaft, die sich wie in allen Orten, in denen die Flurbereinigung noch nicht durchgeführt ist, auch in Serrfeld bis auf den heutigen Tag erhalten hat.“ Ein weiteres herausragendes Stück Kulturgeschichte dieses Landstrichs gehörte damit der Vergangenheit an.

    1959 vermerkte der Serrfelder Lehrer Gustav Gunsenheimer: „In der Serrfelder Flur erkennt man heute noch deutlich breite Rodungsstreifen. Teilweise wurden die langen Streifen noch bis heute in ihrer Vollständigkeit erhalten. Flurnamen weisen ja auf Rodung hin, wie Kellerschlag, Tannacker, Holzwiese, Holzacker oder Birkach.“

    Professor Adolf Welte hatte bereits 1935 den Hinweis auf den Spätsiedlungscharakter Serrfelds gegeben. Er wies auf die auffällige Form der Ortsgemarkung des Nachbarorts Sulzdorf hin, die an sich eine recht unregelmäßige Gestalt mit vorspringenden Zipfeln besitzt. Ergänzt man sie durch die beiden wesentlich kleineren Gemarkungen von Serrfeld und Schwanhausen, zeigt sich aber eine wohlabgerundete Fläche – wie man sie den Urgemarkungen zurechnen muss. Diese Tatsache spricht sehr für die Annahme, in Sulzdorf, das bereits um das Jahr 790 erstmals beurkundet wird, die Muttersiedlung und Muttergemarkung von Serrfeld und Schwanhausen zu sehen. Beide Orte sind also als auf Sulzdorfer Gemarkung angelegte Rodungsorte zu betrachten. Für Schwanhausen jedenfalls (die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1179) lässt sich der vermutete Zusammenhang einwandfrei beweisen, für Serrfeld jedoch mangels schriftlicher Überlieferung nicht.

    Hinweise auf die Güter- beziehungsweise Siedlungsstruktur in alter Zeit sind anhand der Besitzverteilung zur Zeit der Anfertigung der ersten bayerischen Flurkarten Mitte des 19. Jahrhunderts (Liquidationspläne) zu ersehen. Das Flurformenbild in Serrfeld gewann durch den Umstand an Übersichtlichkeit, dass die Grundform fast aller auftretenden Parzellen das Rechteck war und dass die Längserstreckung aller Stücke in genau ein- und derselben Richtung, nämlich der Nordost-/Südwest-Richtung, lag. Im Einzelnen wechselten lang gestreckte Blöcke, kurze und lange Blockstreifen und echte Streifenparzellen, die von wechselnder Länge waren. Sie traten in der Art auf, dass sie in ein Bündel gefasst hintereinander angeordnet lagen.

    Trägt man die jeweiligen Besitzer aller Parzellen, wie sie sich dem Liquidationsplan entnehmen lassen, in die Flurkarte ein, so lässt sich leicht feststellen, dass ihr Besitz in ganz charakteristischer Weise verteilt war. Die auffallende Regelhaftigkeit der Verteilung lässt unschwer die älteren Besitzformen erkennen. Es traten nämlich neben- und hintereinander immer ganz bestimmte Besitzer auf.

    Fasst man die Stücke dieser Anwesen durch eine einheitliche Schraffur oder Farbe zusammen, so kommt man zu dem einfachen Bild breiter, langer Streifen, welche die ganze Flur von einem Ende bis zum anderen ohne Unterbrechung durchziehen. Sie verliefen ohne Rücksicht auf das Gelände von einem Riedel (das ist ein breiter, lang gestreckter, zwischen zwei Tälern liegender Landrücken) über die Niederung hinweg auf die jenseitige Erhebung hinauf. Ihre Länge betrug rund 1800 Meter, die Breite lag bei etwa 65 bis 70 Meter. Die ganze Flur dürfte aus etwa 22 solcher breiter Streifen bestanden haben.

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