So allerlei Historisches hatte die Familie Blum aus ihren Beständen zusammengetragen und bei den Festtagen wirkungsvoll präsentiert. Darunter befanden sich auch Erbstücke von Liesl Blums Tante, Gedenkmünzen, Erinnerungen an die Egerländer Heimat und ausgefallene Bestecke. Nach dem Trubel der Besucherströme hatte ihr Mann Berthold Blum nun Muße, die Schätze mal etwas näher zu betrachten. Und da sprang ihm auf einem Löffelkopf das Datum 5. August 1908 in die Augen. „Das jährt sich doch“, dachte er und wurde neugierig.
Interessiert las er die Inschrift: „Zeppelin – Zum Andenken an den 5. August 1908“ verriet die eine Seite, „Gegossen aus den Resten des Zeppelin-Luftschiffs“ die andere. Was es damit auf sich hat, deutete das Bild eines Zeppelins über einer Stadt an, zur genauen Erklärung hatte Liesl Blum aber schnell ein Lexikon zur Hand.
Darin steht zu lesen, dass Ferdinand Graf von Zeppelin 1900 das erste Luftschiff seines Namens am Bodensee aufsteigen ließ. Der Erfolg der Flug-Konstruktion erlitt einen Rückschlag, als an jenem 5. August 1908 bei Echterdingen ein Zeppelin zerstört wurde. Damit Graf Zeppelin seine Pläne weiterverfolgen könne, wurde zu einer Nationalspende aufgerufen, bei der insgesamt sechs Millionen Mark zusammenkamen.
Mit unternehmerischem Geschick, das überaus modern anmutet, wurden für diese Spendenaktion eben auch Löffel aus dem Aluminium gegossen, das das Gerüst des verunglückten Zeppelins gebildet hatte. Und der Vater von Liesl Blums Tante muss wohl mit dem Kauf der beiden Löhriether Exemplare seinen Beitrag zur Millionen-Spende geleistet haben. Diese Summe bildete übrigens den Grundstock für die 1908 gegründete Luftschiffbau Zeppelin GmbH Friedrichshafen.
Damit diejenigen, die mit Zeppelin ein anderes Unglück assoziieren, nicht nachschlagen müssen: Am 6. Mai 1937 verbrannte das Zeppelin-Luftschiff mit dem Namen Hindenburg, das mit Helium gefüllt war, innerhalb weniger Sekunden vor Lakehurst in der Nähe von New York.
Noch einmal zurück nach Löhrieth: Fast so abenteuerlich wie die Zeppelin-Geschichte selber mutet der Weg der Löffel dorthin an. 1946 kamen sie mit der Vertreibung aus dem Egerland mit Liesl Blums Tante nach Bad Aibling und nach deren Tod dann vor zehn Jahren als Erbstück in den beschaulichen Ort.