"Weißte noch, wir sind ja mal gemeinsam beim Langlauf gestartet… aber wir waren ja viel besser als ihr", erinnerte sich Dominik. "Naaa! So schlecht waren wir auch nicht", konterte Manfred gleich - breit grinsend. Die Freundschaft der beiden Männer währt nun schon 30 Jahre, genauso lange ist der Mauerfall her und damals ergriffen die Verantwortlichen des Sportvereines BSG Traktor Kaltenlengsfeld die Gelegenheit, eine Sportpartnerschaft im Westen zu suchen.
So machten sich Ende November 1989 - als die deutsch-deutsche Grenze gerade ein paar Tage geöffnet war - der damalige Bürgermeister von Kaltenlengsfeld Hartmuth Saal, Heinz Strauch, zu dieser Zeit Vorsitzender des BSG Traktor Kaltenlengsfeld und deren Wintersporttrainer Udo Bauer auf den Weg nach Haselbach. Von den Skispringern und der Kreuzbergschanze hatten sie sogar im Osten gehört und dachten sich, hier müsse es auch einen Sportverein geben, der sich mit dem RWV Haselbach ja auch fand.
Die Treffen finden einmal im Jahr statt
Die 30 Jahre währende Freundschaft sollte nun gebührend gefeiert werden und dieses Mal luden die Verantwortlichen des SV Wacker Kaltenlengsfeld, wie der BSG Traktor nach der Wende 1990 wieder gemäß seinen Ursprüngen benannt wurde, die Haselbacher zum Feiern in ihr Dorf ein. In der Rhönstube im Dorfgemeinschaftshaus trafen sich die Rhöner Freunde zum Feiern und Udo Bauer umriss noch einmal die Zeit. "Der Mauerfall war für uns ein tiefer Einschnitt", stellte er fest und nach der Wende sei alles zusammen gebrochen. Die Freundschaft, die durch den Wintersport entstanden ist, hielt den Wirren der Umbruchjahre stand und mindestens zweimal im Jahr treffen sich die Freunde heute noch zum gemeinsamen Wandern in der Rhön.
Die erste Unterstützung kam von den Kaltenlengsfeldern, wie sich Winfried Pöpperl, von 1983 bis 1999 Vorsitzender des RWV und bis 2019 Präsident des unterfränkischen Skiverbandes, erinnert. Udo Bauer machte es möglich, dass die Haselbacher Skispringer Material aus Kaltenlengsfelder Beständen bekommen haben. "Wir hatten unsere Lager gut gefüllt", erinnert sich Udo Bauer gerne an diese Zeit. Er war damals Trainer im Trainingszentrum Klings, zu dem auch die Stützpunkte Kaltenlengsfeld und Dermbach gehörten.
Anfang der 1990er Jahre gab es noch die Rhöner Vierschanzen-Tournee, zu der Poppenhausen, Oberweißenbrunn, Wüstensachsen und Haselbach gehörten. Hier starteten die Haselbacher mit Anzügen und Skiern der Thüringer Freunde, die sie so vorher nicht besaßen.
Früher Zusammenhalt, heute Freundschaft
Erik Thürmer, der Bürgermeister der Stadt Kaltennordheim, zu der Kaltenlengsfeld heute gehört, war der Einladung des SV Wacker zu diesem Festabend gerne gefolgt. Die Stadt mit ihren Stadtteilen habe "einen schönen bunten Strauß an Partnerschaften", zu der der RWV Haselbach unbedingt gehöre, betonte er in seiner Ansprache. Nach dem Mauerfall war der Zusammenhalt wichtig, heute stehe die Freundschaft im Vordergrund.

Für den RWV Haselbach sprach Vorsitzender Michael Beer. Er, der erst 1989 geboren wurde, empfand kürzlich bei einem Besuch der Gedenkstätte Rasdorf die damalige Situation des geteilten Deutschland als beklemmend und freue sich, dass es heute anders sei. Er durfte aus den Händen Udo Bauers eine Erinnerungstafel auf einer Steinplatte und das zur 1200-Jahr-Feier neu erschienene Heimatbuch Kaltenlengsfelds entgegen nehmen. Die Steinplatte steht symbolisch für den SV Wacker, denn die schwarzen Basaltsteine der Rhön, die regional auch wackere Steine genannt werden, gaben dem Verein einst seinen Namen. Die RWVler brachten ein Gemälde des Haselbacher Heimatmalers Herbert Schneider als Geschenk mit.
Wartburg mitten in Haselbach abgestellt
Wie zu hören war, machten sich Ende November 1989 der damalige Bürgermeister Kaltenlengsfelds Hartmuth Saal, Heinz Strauch, damals 1. Vorsitzender des BSG Traktor Kaltenlengsfeld und deren Wintersporttrainer Udo Bauer auf den Weg, einen Sportpartner zu suchen. Ihren Wartburg stellten sie mitten im Bischofsheimer Ortsteil Haselbach vor der Pension Strauß ab und klopften ein paar Meter weiter an der Schlachthaustüre des Dorfgemeinschaftshauses. Der Metzger Heinz Mehler antwortete auf die Frage nach dem Vereinsvorsitzenden "dort die Straße runter, wo der Trabi steht, wohnt unser Vorsitzender". Während der Feierstunde sorgte die Anekdote wieder für Lacher, auch wenn die Geschichte seither schon oft erzählt wurde und weiterhin erzählt werden wird.