Das Thema Elektromobilität soll in der Region Mainfranken richtig zünden – quasi abgehen wie der Elektro-Roller, mit dem Landrat Thomas Habermann beim sogenannten Innovationstag durch die Gänge der Jakob-Preh-Berufsschule braust.
E-Mobile sind dort nämlich nicht nur Gesprächsthema, sondern auch Testobjekt. Ebenso energiegeladen wie Habermanns Ritt durch die Schule soll Mainfrankens Weg in die Elektromobilität ausfallen. Wie das konkret aussehen könnte, ist aber auch nach sieben Fachvorträgen und regen Diskussionen unter den rund 100 Teilnehmern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik unklar.
Geld in die Modellregion holen
Sicher ist: Bad Neustadts Modellstadt-Auszeichnung war erst einmal „Grundsatzentscheidung“ der Bayerischen Staatsregierung. Das betont Armin Rudolph vom Bayerischen Wirtschaftsministerium in seinem Vortrag noch einmal. Im Klartext: Geld bringt dieser Titel vorerst nicht. Bis Oktober müssten förderfähige Projekte gewonnen werden, so Rudolph. Im November werde dann über die Bereitstellung von Haushaltsmitteln aus dem Regierungsprogramm „Aufbruch Bayern“ im Rahmen der Aufstellung des Doppelhaushalts 2011/2012 entschieden.
Wirtschaft und Wissenschaft
Wirtschaft und Wissenschaft seien nun gefragt, erklärt Landrat Thomas Habermann. Und schiebt nach: „Wo wir Netzwerke bilden können, helfen wir natürlich gern.“ Auch Ralf Jahn, Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt, erklärt: „Ohne Beteiligung der Unternehmen geht gar nichts.“
Ziel der Regierung sei es nicht, den einzelnen Verbraucher bei der Anschaffung von E-Mobilen zu unterstützen, stellt Rudolph klar. „Elektromobilität muss sich letztendlich selbst tragen.“ Förderschwerpunkt sei der industriell-technische Bereich. Rudolph warnt vor falschen Erwartungshaltungen: „Ziel ist es nicht, dass übermorgen jeder zweite Bürger in Bad Neustadt mit einem E-Mobil durch die Gegend fährt.“
Mehr als erste Entwicklungsimpulse für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Mainfranken will der Innovationstag nicht geben. Organisiert wurde er vom Technologiezentrum Würzburg (TGZ) und vom Zentrum für Telematik (ZfT) im Auftrag der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt und des Landkreises Rhön-Grabfeld. Alexander Zöller (TGZ) und Eberhard von Deuster (ZfT) haben sieben Referenten zum Thema Elektromobilität gewonnen: Professor Klaus Schilling vom Zentrum für Telematik beispielsweise stellt den von seinem Lehrstuhl entwickelten Elektro-Scooter vor, eine Art Fußgängerassistenz-Fahrzeug, das älteren Menschen als Lastenträger oder Wegweiser dienen kann.
Professor Norbert Menke von der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH spricht über integrierte Mobilitätskonzepte. Sichere Batterien sind Thema des Vortrags von Kai Christian Möller vom Fraunhofer Institut für Silitatforschung in Würzburg. Über Elektromobilität und Energieversorger spricht Uwe Thomas von E.ON Bayern.
Spontan E-Gefährte geordert
Professor Henning Zoz' Ausführungen über Nanostrukturen begeistern den Gastgeber, Schulleiter Klaus Saar, dermaßen, dass dieser spontan aufspringt und von der Zoz-Group zwei Elektro-Scooter und einen Roller für die Ausbildung in der Jakob-Preh-Schule ordert. Geplant ist, in der Berufsschule ab Herbst ein Wahlfach Elektromobilität einzurichten. Die Kosten von zwei Mal rund 300 und ein Mal 1100 Euro trägt der Landkreis als Sachaufwandsträger. Kurzerhand schwingt sich denn auch ein glücklicher Habermann ungestüm auf das Gefährt und flitzt durch die Eingangshalle.
Tag zum Netzwerken
Veranstaltungen wie der Innovationstag seien entscheidend, so Zöller von der TGZ: um Projekte und Partner zusammenzubringen, den Aufbau von Netzwerken zu fördern, eine Plattform für Kooperationswillige zu bieten. „Die A-Garnitur“ sei an diesem Tag nach Bad Neustadt gekommen, stellt Jörg Geier, Wirtschaftsförderer im Landkreis, erfreut fest. Üblich, so Geier, sei das keinesfalls. In vielen Fällen kämen die Geschäftsführer nicht selbst. Für ihn ist der Tag schon deshalb ein Erfolg.
Großzügig sind Mittags- und Kaffeepausen eingeplant: Bei Getränken und Gulaschsuppe kommen Teilnehmer ins Gespräch, schlendern um ausgestellte Elektromobile, diskutieren ob ganze oder doch nur halbe Bierkästen in E-Mobil-Kofferräume passen, sagen schließlich Sätze wie „Kann ich ihnen meine Karte geben?“ Geier spricht von gegenseitiger Befruchtung, von Unternehmen die bislang koexistierten und durch das Modellstadtprojekt zusammengefunden hätten. „Wie zielführend das ist, wird sich zeigen“, so der Wirtschaftsförderer.