Es ist die mit Abstand größte Investition, die in Großbardorf jemals in eine Baumaßnahme geflossen ist: Rund 6,5 Millionen Euro gaben die Agrokraft Großbardorf GmbH & Co KG und die Friedrich Wilhelm Raiffeisen Energie eG für den Bau einer Biogasanlage samt dazugehörigem Nahwärmenetz aus, die dazu beiträgt, dass Großbardorf immer unabhängiger wird von fossilen Energieträgern wie Erdöl oder Gas.
Die neue Biogasanlage und ein Hackschnitzel-Kraftwerk, das im kommenden Jahr in Betrieb gehen wird, wird nicht nur 150 Haushalte über das sechs Kilometer lange Nahwärmenetz mit Heizenergie versorgen, sondern erzeugt auch noch fünf Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr, die ins öffentliche Netz eingespeist werden.
Etwa die Hälfte aller Großbardorfer Haushalte hat sich nach den Worten von Mathias Klöffel, Geschäftsführer der Agrokraft Großbardorf und Vorstand der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eG, für einen Anschluss an die Biogasanlage entschieden. „Ich kenne in ganz Unterfranken kein vergleichbares Projekt“, so Klöffel, der wie 41 weitere Landwirte aus Großbardorf und einigen Dörfern der näheren Umgebung Gesellschafter der Anlage ist. Die haben sich verpflichtet, über einen Zeitraum von 20 Jahren immer genügend Substrat für den Betrieb der Anlage zu liefern, wofür rund 300 Hektar ihrer Anbauflächen reserviert sind. Außerdem kommen 5000 Kubikmeter Gülle oder Festmist in die Anlage, die rund eine Million Kubikmeter Gas jährlich erzeugt.
Neun Cent pro Kilowattstunde zahlen die Abnehmer von Wärmeenergie aus der Biogasanlage. Das ist weniger als zum Beispiel für Erdöl, wenn man den aktuellen Preis zugrunde legt und den Wirkungsgradverlust eines Ölbrenners berücksichtigt. „Wir gehen fest davon aus, dass unser Preis auch längere Zeit stabil bleibt“, so Klöffel. Aufgrund der sehr guten Ernte reichten die 13 000 Tonnen eingelagerte Silage für mindestens eineinhalb Jahre aus.
Bei der Umstellung der Heizungsanlagen in den Haushalten der Wärmeabnehmer, die momentan läuft, setzt der Anlagenbetreiber auf das ortsansässige Heizungsbauunternehmen Derleth als Kooperationspartner und bei der Elektrik auf die in Kleinbardorf ansässige Firma Kess, wobei es jedem Hauseigentümer aber unbenommen ist, auch andere Firmen zu wählen. Das Unternehmen MT-Energie, das die Biogasanlage errichtet hat, wird einen festen Stützpunkt in Großbardorf aufbauen.
Für Bürgermeister Josef Demar geht mit der Inbetriebnahme der Biogasanlage, an die im nächsten Jahr auch die in Bau befindliche neue Produktionshalle der Maschinenbaufirma IFSYS angeschlossen wird, ein Traum in Erfüllung. „Für Großbardorf ist das eine Zeitenwende“, meint er. Von der Anlage würden nicht nur viele Privatleute, sondern auch Handwerks- und Industriebetriebe profitieren.
Großbardorfer Biogasanlage
300 000 Liter Öl jährlich werden durch die Gewinnung von Biogas in der Großbardorfer Biogasanlage eingespart. Die Wärmeleistung liegt bei 600 KW, die Stromleistung bei 637 KW. Das Hackschnitzelkraftwerk, das im Frühsommer 2012 fertig sein soll, leistet noch einmal 300 KW, hinzu kommt eine 96-KW-Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Heizgebäudes. Für die Planung der Silos war das Architekturbüro Röder (Bad Neustadt) zuständig, für die Planung des Nahwärmenetzes das Büro Helfrich Ingenieure (Bad Kissingen). Am 21. Juli 2012 haben die Bürger die Möglichkeit, sich die Anlage bei einem Tag der offenen Tür anzusehen.