Nein, der Volkswagen-Konzern hatte das Konzert rund um Giuseppe Verdi und Richard Wagner im Kloster Wechterswinkel nicht als Plattform für eine Marketing-Aktion genutzt, auch wenn die Anfangsbuchstaben der Nachnamen dieser beiden weltberühmten Komponisten dazu quasi prädestiniert gewesen wären. Doch auch ohne das Engagement des Automobil-Riesen, auf das Ernst Oestreicher, der Leiter der Berufsfachschule für Musik, bei seiner Begrüßung augenzwinkernd hingewiesen hatte, wurde der Konzertnachmittag zum 200. Geburtstag von Verdi und Wagner zu einem eindrucksvollen Erlebnis.
Die zahlreichen Besucher im voll besetzten Festsaal pendelten – geistig gefühlt – mehr als zwei Stunden lang zwischen der Mailänder Scala und dem Bayreuther Festspielhaus hin und her. Wer bisher recht wenig vom Wirken und Schaffen der beiden berühmten Persönlichkeiten gehört hatte, bekam an diesem Nachmittag nicht nur einen kleinen Auszug aus den bekannten Opern und Kanzonen geboten, sondern auch Wissenswertes aus dem Leben von Verdi und Wagner. Beide hatten im Jahr 1813 das Licht der Welt erblickt und haben die damalige Opernwelt auf ihre eigene Weise revolutioniert. Sie sprachen die Menschen an, spalteten aber auch die Musikfamilie in zwei Lager. Die einen vergötterten den neuen Stil, während andere ihn verabscheuten. Facetten aus dem Lebenswerk der beiden Komponisten, die viele bislang so nicht kannten, machten die Darbietungen der jungen Künstler an diesem Nachmittag im Kloster so wertvoll. Mit Kanzonen von Verdi, einem „Mittelding zwischen Kunstlied und Arie“, eröffnete Brigitte Schmidt, begleitet von Ariadne Weigert am Flügel, das Konzert. Unter anderem präsentierte sie das einfühlsame „Perduta ho la pace“ des Gretchens am Spinnrad aus Goethes „Faust“.
Im Anschluss bot eine atemberaubende Nadja Steinhardt (Mezzosopran) die „Beschwörung der Ulrika“ aus Verdis Maskenball, begleitet von Michael Lörcher am Flügel. Nicht minder faszinierend besang sie „Erdas Warnung an Wotan“ aus Richard Wagners Rheingold. So fand auch ein Teil des Wagnerschen Monumentalwerkes „Der Ring des Nibelungen“ Eingang in das Kloster Wechterswinkel. Mitreißend aber auch die junge Sopranistin Mirjam Möckl, wie Nadja Steinhardt ehemalige Schülerin der Berufsfachschule für Musik, die kurzfristig für die erkrankte Cornelia Muth eingesprungen war. Sie bot Wagners fünf Lieder nach Texten von Mathilde Wesendonck aus seinem damaligen „Züricher Asyl“. Das Vokalensemble der Berufsfachschule für Musik unter der Leitung von Christian Meyer sorgte schließlich gemeinsam mit Bariton Sebastian Eicke und Sopranistin Brigitte Schmidt und dem Wagnerschen Jugendwerk „7 Kompositionen zu Goethes Faust“ für einen gelungenen Abschluss des Konzerts.