„Du zeigst mir den Pfad zum Leben“ – unter diesem Motto waren am vergangenen Montagmorgen 58 Pilger der Pfarreiengemeinschaft Franziska Streitel und einige Gäste zur Vierzehnheiligenwallfahrt aufgebrochen. Pfarrer Thomas Menzel feierte um 5 Uhr in der Hendunger Kirche die Heilige Messe, dann ging es mit flottem Schritt durch den Wald über Gollmuthhausen und Eyershausen nach Ottelmannshausen, wo Bauer Wirsing seinen Hof zur Rast zur Verfügung stellte.
Sonnenschein und leichter Wind, der über die Felder wehte, waren ideales Wanderwetter. In Aubstadt wurde den Pilgern im Sportheim ein Mittagessen aufgetischt. Das Zwölf-Uhr-Läuten rief in die Kirche zum Engel des Herrn, dann war mit dem Anstieg zur Ursulakapelle die erste größere Herausforderung angesagt. Der Weg führte weiter durch den Wald und an der ehemaligen Grenze entlang, bevor es auf Asphalt an Hellingen und Rieth vorbei zum Gemeindesaal nach Poppenhausen ging. Es ist stets eine schöne Geste, wenn von der evangelischen Kirche die Glocken läuten und die Wallfahrer begrüßen. Im Kirchlein beteten die Wallfahrer mit Pfarrer Menzel für die Einheit der Christen.
Auf dem weiteren Weg kamen die Pilger auch am Eisenkreuz vorbei, das einige Tage zuvor an der Stelle, wo einst die innerdeutsche Grenze entlangführte, im Beisein der Königshöfer Männerwallfahrt gesegnet wurde. Schließlich führte die letzte Etappe an diesem Tag nach Seßlach, wo bereits am Stadtrand zwei Ministranten warteten und die Gruppe in die Kirche geleiteten. Jeder Pilger fand wieder ein Quartier, entweder in einem Gasthaus oder privat.
Nach der Wallfahrermesse am Dienstagmorgen ging es weiter. Inzwischen waren weitere Pilger hinzugekommen. Nach einer kurzen Rast auf dem Hof von Familie Krick ging es den Rossacher Berg hinauf, der einiges an Reserven forderte. Im Wald betete Pfarrer Menzel Psalme, gab Impulse und sang mit der Pilgerschar ein Lied des singenden Pfarrers Clemens Bittlinger. Bei Nieselregen vor Kloster Banz mit Blick auf das Maintal wurde dann der heilige Veit von Staffelstein besungen.
Vorbei an der Mainschleuse ging es weiter nach Grundfeld. Mit den Grüßauer Marienrufen zog Pfarrer Menzel die Wallfahrer förmlich nach Vierzehnheiligen hoch. Pater Heribert Arens begrüßte die Schar mit Weihwasser und Glockengeläut, und mit dem Lied „Ein Haus voll Glorie schauet“ zog die Pilgerschar in die Basilika ein.
„Es ist jedes Mal ein erhebendes Gefühl, es geschafft zu haben.“
Vierzehnheiligen-Pilger
Abends wurde noch der Kreuzweg gebetet. Nach der Lichterprozession ging es zur Muttergottes-Grotte in den Wald, um dort die Kerzen abzustellen. Ein gemütlicher Abend in der Nothelferklause St. Martha im Diözesanhaus schloss diesen Tag ab. Waren es zu Beginn in Hendungen 58 Wallfahrer, so war die Zahl der Pilger am Ende auf 79 angestiegen, erzählte Wallfahrtsorganisator Roland Geis, der an diesem Tag Geburtstag hatte. Die Teilnehmer kamen nicht nur aus der Pfarreiengemeinschaft Franziska Streitel, sondern aus dem gesamten Landkreis Rhön-Grabfeld, ja sogar aus Rüsselsheim, Leverkusen und Münster. „Es ist jedes Mal ein erhebendes Gefühl, es geschafft zu haben, alle Strapazen fallen in dem Moment von einem ab“, versicherten altgediente Wallfahrer schließlich glücklich am Ziel.
Für 14-maliges Wallen nach Vierzehnheiligen wurden Anni Behr-Kemper, Christa Segelbacher, Edith Bernhard, Rosi Betz und Gundram Dietz ausgezeichnet. Siebenmal waren Bernhard Henselmann, Manfred Kaiser und Alfred Greier schon dabei.
Nachdem der langjährige geistlicher Leiter der Wallfahrt, Ferdinand Kraus, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dabei sein konnte, hatte die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Gerda Staude in diesem Jahr dieses Amt übernommen. Ferdinand Kraus hatte das Amt seit dem Weggang von Pfarrer Herbert Roßmark inne, sein Name wird für immer mit der Wallfahrt verbunden bleiben.
Dank gebührte Rainer Blum aus Oberstreu, der das Gepäck befördert hatte, sowie Klaus Umhöfer. Ein weiteres Begleitfahrzeug hatte Roland Geis zur Verfügung gestellt. Mit von der Partie war wie jedes Jahr „Schwester“ Marga, die bei Blasen und anderen Wunden hilfreich zur Stelle war. Und natürlich nicht zu vergessen die Musiker und Musikerinnen, ohne die die Wallfahrt nur halb so schön wäre. Pfarrer Thomas Menzel mit seiner Trompete gab meistens den Takt vor, und auch Bürgermeister Eberhard Streit spielte auf seinem Tenorhorn mit. Barbara, Renate, Florian und Albert aus Wüstensachsen, der zuvor bereits die Simmershäuser mit seiner Tuba begleitet hatte und seit Jahren die familiäre Gruppe der Pfarreiengemeinschaft Franziska Streitel unterstützt, ließen ebenfalls ihre Tenorhörner und die Klarinette erklingen.
Pfarrer Menzel hielt am Mittwochmorgen das Wallfahreramt, dann brachte ein Bus die Wallfahrer zurück nach Hendungen, wo schon die Kindergartenkinder warteten und mit den Pilgern in die Kirche wallten. Nach einer kurzen Andacht verabschiedeten sich die Wallfahrer am Kirchplatz von den Wegbegleitern der letzten Tage mit dem Versprechen: „Bis zum nächsten Jahr!“