Es ist eigentlich nicht die Jahreszeit für das Thema Bienen auf der Tagesordnung. Doch die Bienen haben im vergangenen Sommer genügend Schlagzeilen geliefert. Meldungen über ihren starken Rückgang machten bewusst, wie wichtig die emsigen Bestäuber für die Nahrungsmittelherstellung sind.
Nun stehen sie bei dem von der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) initiierten Volksbegehren "Artenvielfalt – Rettet die Bienen" im Mittelpunkt. Am 31. Januar beginnt der 14-tägige Eintragungszeitraum, und in Bad Königshofen trifft sich diesen Mittwoch erstmals ein Aktionskreis, der die Initiative vorantreiben will.
Unterstützung durch Rhöner Imker
Mit von der Partie ist auch die Kreisvorsitzende des Imkerverbands Rhön-Grabfeld, Annette Seehaus-Arnold. Sie will das Vorhaben unterstützen, auch wenn die von den Initiatoren genannten Forderungen nach ihrer Ansicht noch nicht weit genug gehen. Die gesamte Agrarpolitik mit ihren Förderinstrumenten müsse vielmehr komplett betrachtet werden müssten.
"Wichtig wäre unbedingt die Betonung auf eine bäuerliche Landwirtschaft und die Unterstützung der Bauern bei ihren Bemühungen um eine naturnahe Bewirtschaftung", sagt Sehhaus-Arnold.
Kontraproduktive Politik
Bisher arbeite die Politik eher kontraproduktiv, bedauert die Kreisvorsitzende und erinnerte an das Schicksal der Blühstreifeninitiative des Bauernverbandes, die am "Bürokratismus umständlicher Förderrichtlinien" gescheitert sei. Zu begrüßen seien hingegen die Versuche der Biogasanlagen in Bad Königshofen und Ostheim, Blühpflanzen statt Mais als Grundlage zur Gaserzeugung einzusetzen.

Mais sei ohnehin für die Bienen als Futterquelle nicht nur uninteressant sondern sogar schädlich, beteuert auch Johannes Diller, Vorsitzender des Imkervereins Großbardorf. Das Saatgut sei "gebeizt", also mit einem Pestizid überzogen, das sich später über die komplette Pflanze verteile und für Bienen tödlich sei.
Zu wenig Schutz für Bienen
Ein weiteres Beispiel für die geringe Wertschätzung der Biene sei die Klassifizierung der Gefahren von Spritzmitteln. Bei der Unterscheidung in vier Kategorien sei die harmloseste Stufe erreicht, wenn weniger als 49 Prozent der Bienen in einer behandelten Fläche sterben.
Solche Zusammenhänge hätten schließlich mit dazu geführt, dass "wir die notwendige Bestäubungsleistung nicht mehr sichern können", befürchtet Seehaus-Arnold. Sie ist Kreisvorsitzende und Vizepräsidentin des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes. Es fehle darüber hinaus im Landkreis Rhön-Grabfeld an Blühflächen. "Und die, die vorhanden sind, werden zu oft gemäht", klagt die Bienen-Aktivistin. Diese Kritik richtet sie auch an die Kommunen, die zu häufig ihre Mulcher und Rasenmäher zum Einsatz bringen würden.
Darüber hinaus haben die Imker ein personelles Problem. Es gebe zwar mehr Imker, doch die halten weniger Völker und betrachten die Bienenzucht mehr als Hobby. "Die großen Imker mit vielen Völkern sterben langsam aus", klagt Seehaus-Arnold.
Das Volksbegehren Artenvielfalt Forderungen des Volksbegehrens: Steigerung des Anteils biologischer Landwirtschaft von zehn auf 30 Prozent bis zum Jahr 2030. Nachhaltige Ausbildung junger Landwirte. Weg von der rein ertragsorientierten Wissensvermittlung hin zu einer umfassenden Betrachtung der Chancen und Risiken für Natur und Mensch. Schaffung von Biotopverbunden. Mindestens zehn Prozent der Naturflächen müssen in Blühwiesen umgewandelt werden. Mehr Transparenz: Landtag muss jährlich in einem Statusbericht den Zustand der Arten und der Naturschönheiten kontrollieren. Das Prozedere: Die Initiatoren müssen vom 31. Januar bis zum 13. Februar rund eine Millionen Unterschriften in Bayern (zehn Prozent der Wahlberechtigten) sammeln, damit die Forderungen gesetzlich verankert werden können. Die Bürger können sich dazu in den Rathäusern und Verwaltungsgemeinschaften in ausgelegte Listen eintragen. Es gibt Mindestöffnungszeiten von montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und (außer freitags) 13 bis 16 Uhr. Außerdem muss mindestens einmal bis 20 Uhr und einmal samstags für zwei Stunden Gelegenheit zur Unterschriftsleistung gegeben werden. Die Verwaltungen können aber über diese Zeiträume hinausgehen. Termin: Ein Aktionsbündnis aus Vertretern von Bündnis 90/die Grünen, der SPD sowie dem Bund Naturschutz Näheres lädt diesen Mittwoch Interessierte zu einem Vorbereitungstreffen ein. Beginn ist um 18 Uhr im Gasthaus Schlundhaus am Marktplatz von Bad Königshofen.