Die Fenster der Stadtpfarrkirche in Bad Königshofen sind den Aposteln gewidmet. Allerdings zählt man hier nicht die bekannten zwölf, sondern insgesamt 13. Was es damit auf sich hat, erfuhren Gottesdienstbesucher von Pfarrer Karl Feser. Er sagte, dass solche Darstellungen selten sind und unter anderem in der Kathedrale von Dol-de-Bretagne, in der Zisterzienser-Stiftskirche zu Pelplin in Polen oder auch in einer Kirche in Oberösterreich zu sehen sind.
Wie aber kam es dazu? Nach dem Selbstmord von Judas Iskariot, der Jesus für 30 Silberlinge verraten hatte, wurde ein Apostel, nämlich Matthias nachgewählt. Kurze Zeit später lässt sich Paulus taufen und wird Christ. Er spricht von sich selbst als Apostel. "Und so gibt es einige Kirchen, in denen 13 Apostel abgebildet sind, weil Paulus mitgezählt wird." So eben auch in der Stadtpfarrkirche in Bad Königshofen.
Sind hier ansonsten je Fenster zwei Aposteldarstellungen, so sieht man am letzten Fenster im linken Kirchenschiff vor der Sakristei ein Fenster mit drei Apostel, nämlich Andreas, Petrus und Paulus. Die Wahl des Apostels Matthias dürfte zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten gewesen sein. Den Aposteln ging es darum wieder die Zahl zwölf zu erreichen. Klare Vorstellungen hatte man übrigens: Es musste ein Mann sein, der von Anfang an gemeinsam mit dem Jüngerkreis und Jesus unterwegs gewesen ist. Außerdem sollte er Zeuge der Auferstehung sein.
Das Los fiel auf Matthias
Die Bibel berichtet, dass zwei Männer in die engere Auswahl kamen, nämlich Joseph, genannt Bar Sabas und Matthias. Damit kam das Los ins Spiel. Nicht weil die Versammlung sich nicht entscheiden konnte, sondern, so intendiert es die Apostelgeschichte, weil Gott hier ausdrücklich mit in den Entscheidungsprozess hineingenommen wird, denn es ist Gott der letztlich Menschen ruft in seine Nachfolge zu treten. Das Los fällt auf Matthias, der sein Amt annimmt.
Pfarrer Feser skizzierte die damals junge Kirche als ein eingeschüchtertes Häuflein, das sich hinter verschlossenen Türen aufhielt, das Anfeindungen und Repressalien fürchtete. Das gleiche Schicksal zu erfahren wie Jesus, darauf sei keiner scharf gewesen. So legte man die letzte Entscheidung in die Hand Gottes. Pfarrer Feser berichte, dass es weitere Apostel gab, die in den Paulusbriefen erwähnt werden. Im Römerbrief werde sogar die Apostellin Junia genannt. Bekannt sind Maria von Magdala als Apostellin der Apostel. Die heutige Vorstellung, dass Jesus zwölf männliche Apostel hatte, die beim Abendmahl mit ihm versammelt waren, geht auf das Mittelalter zurück. In den Evangelien wird berichtet, dass Jesus 72 Jüngerinnen und Jünger hatte.
12 Stämme und 12 Apostel
Dennoch gab es einen sogenannten Zwölferkreis. Wichtiger als die Namen war die Zahl zwölf, die einen symbolischen Wert hat. Jesus verstand sich und seine Jüngerinnen und Jünger als eine innerjüdische Reformbewegung. Deshalb wählte er Zwölf aus und zwar zwölf Männer, weil sie für die zwölf Stammesväter Israels stehen. "Allerdings müssen wir uns an der Seite dieser Stammesväter natürlich auch zwölf Stammmütter vorstellen, denn sonst gibt es ja keine Nachkommen." Mit der Gründung des Zwölferkreises habe Jesus sagen wollen, dass die Zeit nahe ist in der Gottes Herrschaft beginnt. Damals sei noch nicht klar gewesen, was aus der Sache Jesu werden wird. Deshalb waren glaubwürdige Zeugen notwendig, die seine Sache weiter führten.