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Bad Neustadt: Warum Ratten in Kanälen auf dem Vormarsch sind

Bad Neustadt

Warum Ratten in Kanälen auf dem Vormarsch sind

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    Bei Kamerabefahrungen in der Kanalisation entdecken die Mitarbeiter des Abwasserverbands immer wieder Bewohner, die dort eigentlich nichts zu suchen haben.
    Bei Kamerabefahrungen in der Kanalisation entdecken die Mitarbeiter des Abwasserverbands immer wieder Bewohner, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Foto: Steffen Friedrich

    Der Abwasserverband Saale-Lauer hat ein Problem: Ratten. Die Nager sind im Grunde immer vorhanden, aber meist ungesehen in der Kanalisation und selten im Tageslicht. Jetzt bekommt Arno Schlembach, Geschäftsführer des Verbands, täglich Anrufe von Bürgern, die Tiere außerhalb ihres gewohnten Umfeldes beobachtet haben. Ein Zeichen für eine rasante Zunahme und Anlass für eine verstärkte Bekämpfung des Schädlings.

    In einer dem Verband angeschlossenen Gemeinde sei die Vermehrung so stark, dass inzwischen im gesamten Kanalnetz Giftköder ausgelegt werden, schildert Schlembach. Darüber hinaus werden verstärkt Schäden an Kanälen festgestellt, die er auf das Vorhandensein von Ratten zurückführt.

    Tiere nutzen jede Möglichkeit

    Es reiche, wenn zum Beispiel durch Setzungen winzige Spalten an einer Rohrverbindung entstehen. Die Tiere nutzen den Bereich, um die Öffnung zu erweitern und ins Erdreich gelangen. Dabei können Hohlräume entstehen, die durch eindringendes Wasser noch vergrößert werden. Das kann so weit gehen, dass der Erdboden nachgibt und Löcher an der Oberfläche entstehen. Diese Hohlräume dienen dann auch als Rückzugsräume und Plätze zur Aufzucht.

    Aber auch die derzeitige geringe Niederschlagssituation könnte mit der Ausbreitung zu tun haben, mutmaßt Schlembach - und das in mehrfacher Hinsicht. Stärkere Regenereignisse sorgten gewöhnlich für eine Dezimierung des Nachwuchses, fehlendes Wasser in den Kanälen begünstige hingegen die Ausbreitung.

    Vermehrungsrate ist gewaltig

    Die Vermehrungsrate ist ohnehin gewaltig. Auf Grund der baldigen Geschlechtsreife könnte rein rechnerisch eine weibliche Wanderratte – die hierzulande am häufigsten vertretene Art – bis zu fast 2000 Nachkommen in einem Jahr haben. Unter normalen Bedingungen sollen es immer noch bis zu 500 Nachkommen und deren Nachkommen sein.

    Der geringe Niederschlag hat aber noch eine ganze andere Folge. "Viel Wasser sorgt dafür, dass die Rohre gespült werden". Bei den geringen Niederschlägen diesen Jahres können schwere Bestandteile sich eher absetzen, weil Wasser langsamer abfließt. Unter diesen Ablagerungen befinden sich jedoch auch Lebensmittel, die wiederum als Nahrung für Ratten dienen.

    Sorgloser Umgang mit Lebensmittel

    Dieser Effekt werde zudem dadurch verstärkt, weil die Menschen immer sorgloser mit Lebensmitteln umgehen und einfach über die Toilettenspülung entsorgen. Jeden Tag werden mit dem Rächen über 100 Kilogramm Festbestandteile aus dem Abwasser herausgefischt, die dort nichts zu suchen haben. Schlembach bittet also dringend darum, keine Essensreste über das Abwasser zu entsorgen.

    Aber nicht nur unterirdisch finden die Tiere ihre Nahrung. Als weitere Futterquellen können zugängliche Komposthaufen in Frage kommen. Im Freien entsorgte Lebensmittel ziehe die unterschiedlichsten Verwerter an. Aber auch offene Kleintiergehege dienten als Futterreservoir.

    Jetzt zur kühlen Jahreszeit nehme die Populationen in der Kanalisation außerdem noch zu, weil die Abwässer für etwas höhere Temperaturen und damit angenehmere Lebensbedingungen sorgen. Zusätzliche Anreize durch ein reichliches Nahrungsangebot sollten daher unbedingt vermieden werden. Die Situation derzeit sei jetzt schon höchst bedenklich, "so viele Anrufe und Einsätze zur Bekämpfung der Bestände habe ich jedenfalls noch nicht erlebt".

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