Mellrichstadt hat eine lange Siedlungsgeschichte, die tief ins Mittelalter, ja in die vorchristliche Zeit zurückreicht. Das mag die Bürger der Stadt, und mit ihnen natürlich auch Bürgermeister Eberhard Streit, mit Stolz erfüllen.
Aber im Zusammenhang mit dem Stadtumbau West ist manchem Vertreter der Stadt und auch manchem Bürger nicht ganz wohl bei dem Gedanken daran, dass im Zusammenhang mit den Grabungsarbeiten bei der Neuverlegung der Kanäle und anderer Versorgungsleitungen im Altstadtkern Relikte früherer Bewohner auftauchen könnten. Denn wenn das so sein sollte, könnte das unter Umständen zu Verzögerungen bei der Ausführung der Arbeiten führen und den ganzen bisherigen Zeitplan durcheinander bringen.
Frank Feuerhahn vom „Büro für Ausgrabungen Heyse“ begleitet im Auftrag der Stadt, die damit einer gesetzlichen Vorgabe nachkommt, die Baumaßnahmen archäologisch. „Bodenarchiv“ und „Bodenurkunden“ nennt er treffenderweise, was da unterirdisch verborgen liegt. Damit meint der Experte, dass Überreste wie ehemalige Grundmauern, Kellergruben, Erdgruben von ehemaligen Bauholzpfosten und dergleichen wichtige wissenschaftliche Zeugnisse über die Siedlungsgeschichte Mellrichstadts verraten könnten, also aus einer Zeit, aus der keinerlei schriftliche Zeugnisse vorliegen.
Wissenschaftlich ausgewertet
Solche Funde durch Fotos, Textbeschreibungen, Zeichnungen usw. wissenschaftlich aufzunehmen und auszuwerten, ist die Aufgabe der Archäologie. Eine solche begleitende Beobachtung ist auch vom Denkmalschutz vorgeschrieben, und das Büro Heyse wird auch entsprechend vom Landesamt für Denkmalpflege überwacht.
Nur in Kanal und Brunnen
Doch Feuerhahn beschwichtigt: Es sei keineswegs vorgesehen, dass die Erdschichten breitflächig abgetragen und untersucht werden, sollte sich jemals etwas Interessantes im Sinne des Denkmalschutzes finden lassen. Untersucht werde immer nur das, was bei den Tiefbaumaßnahmen eventuell gefunden wird, also in den Kanalgräben und beim Brunnenbau etwa. Bisher gab es immer nur Fehlanzeige, und so rechnet der archäologische Experte auch nicht damit, dass rein theoretisch viel zu erwarten ist.
Es ist auch das Bestreben von Frank Feuerhahn und das seiner Firma, Bau-Ausfallzeiten zu vermeiden, grundsätzlich zeitsparend mitzuwirken, also „möglichst ohne die Baufirmen zu verzögern“. Konkret heißt das: „Der Denkmalschutz wird sich nur dann in die Grabungsarbeiten beim Stadtumbau West in Mellrichstadt einschalten, wenn wirklich etwas Bewahrenswertes gefunden werden sollte.“
Am Beispiel der Roßmarkt-Bauarbeiten heißt es nun: Die archäologischen Untersuchungen werden mit dem Ende dieser Woche abgeschlossen. Besondere Funde wurden dort nicht gemacht.
Bürgermeister Streit hatte zu diesem Problem schon vor einiger Zeit augenzwinkernd geäußert, dass, wenn schon etwas gefunden wird, dies dann aber so spektakulär sein sollte, dass es sich auch touristisch verwerten lässt. Ein weiteres fränkisches Herzogschwert zum Beispiel, eine Königskrone, ein Kirchenschatz – was für eine Perspektive wäre das!