Die Corona-Krise stellt die gesamte Gesellschaft und insbesondere Familien vor große Herausforderungen. In Zeiten von Homeoffice, Schul- und Kitaschließungen verbringen viele Menschen mehr gemeinsame Zeit zu Hause, als dies in Zeiten außerhalb von Corona der Fall war. Dies birgt Gefahren. Denn wo Existenzängste und sonstige Sorgen zunehmen, steigt auch das Risiko häuslicher Gewalt. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung die Plakataktion "Zuhause nicht sicher - Stärker als Gewalt" ins Leben gerufen. Auch die Stadt Bad Neustadt und verschiedene örtliche Hilfs- und Beratungsorganisationen unterstützen die Initiative.
Im Rahmen der Aktion werden deutschlandweit Plakate in Supermärkten oder auch Hausfluren aufgehängt, welche über entsprechende bundesweite Hilfsangebote und -Telefonnummern informieren. Neben den bundeseinheitlichen Beratungsstellen, auf die die Plakate hinweisen, verweist Gudrun Hellmuth, Referentin für Familie und Frauen im Bad Neustädter Stadtrat, auch auf die zahlreichen örtlichen Beratungsangebote. Sie möchte Mut machen, sich dort Hilfe zu suchen und beraten zu lassen. Auch hierzu könne die Aktion "Zuhause nicht sicher - Stärker als Gewalt" ihren Beitrag leisten.
Überforderung entsteht, der Druck für Familien wächst
"In diesen Zeiten entsteht in vielen Familien eine Überforderung, der Druck wächst. Schule zuhause, Homeoffice, finanzielle Sorgen. Das alles kann zu Problemen und im schlimmsten Fall zu häuslicher Gewalt führen. Die Plakataktion möchte hier sensibilisieren, genau hinzuschauen, wenn ein solcher Verdacht besteht", erläutert Gudrun Hellmuth. Ihr geht es um eine Solidarität im Miteinander und darum, genauer nachzuspüren und wahrzunehmen, etwa bei den eigenen Nachbarn oder anderen Menschen in eigenen Umfeld.
So bieten etwa der Kinderschutzbund oder der Caritasverband Rhön-Grabfeld mit seiner Eltern-, Jugendlichen- und Erziehungsberatung auch in der aktuellen Situation Unterstützung an. Beispielweise, wenn Kinder selbst Zeugen von Gewalt werden. "Häusliche Gewalt ist auch für uns ein wichtiges Thema. Zwar verfügen wir über keine Spezialberatungsstelle hierfür, arbeiten aber mit überörtlichen Einrichtungen wie Frauenhäusern oder der Initiative 'Männer gegen Gewalt' zusammen und vermitteln hier entsprechend zusätzlich zu unserer eigenen Beratung weitere Hilfen", erläutert Markus Till, Leiter der Eltern-, Jugendlichen- und Erziehungsberatung. Deshalb unterstütze man die Initiative sehr gerne.

Wenn man genau hinsehe, könne ein Gespür dafür entstehen, wenn etwas nicht zu stimmen scheint, sagt Gudrun Hellmuth. Sich in einem solchen Fall Hilfe und Beratung zu suchen, habe nichts mit Denunziantentum zu tun, betont sie. Vielmehr gehe es darum, das Gegenüber wieder mehr wahrzunehmen und sich gegenseitig zu unterstützen. "Es ist ein Geben und Nehmen. Die Krise ist nun mal da und wir müssen das Beste daraus machen. Warum nicht also auch eine Chance darin sehen, trotz des Distanzgebotes wieder mehr in Kontakt mit unserem Umfeld zu treten."
Weitere Informationen zu der deutschlandweiten Aktion erhalten Interessierte unter www.staerker-als-gewalt.de. Dort können auch die Plakate heruntergeladen werden, um sie an geeigneten Stellen aufzuhängen.