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BAD BRÜCKENAU: Was vom Altlandkreis übrig blieb

BAD BRÜCKENAU

Was vom Altlandkreis übrig blieb

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    Was vom Altlandkreis übrig blieb
    Was vom Altlandkreis übrig blieb

    Das alte Landratsamt von Bad Brückenau in der Kirchgasse. Selig schlummert es vor sich hin; nur wenige Räume werden noch von der Tafel genutzt. Kaum vorstellbar, dass hier bis vor 40 Jahren das Herz eines gesamten Landkreises schlug. Heute ist der Bürgerservice des Kreises in Bad Brückenau auf ein Minimum geschrumpft.

    Es war eine kleine, aber feine Behörde, die da gegenüber der katholischen Pfarrkirche ihren Sitz hatte. Und vor allem bot sie alles, was ein Landratsamt so braucht: Jugendamt und Sozialhilfe im Erdgeschoss, dazu KFZ-Zulassungsstelle und Ausgleichsamt für die Opfer des Zweiten Weltkriegs.

    Landrat Richard Hänlein residierte im ersten Obergeschoss. Über den Flur waren Bau-, Schul- und Passamt erreichbar. Ein Jurist saß als Vertreter der Regierung von Unterfranken auf der selben Ebene.

    Ein Stockwerk höher fanden Amts- und Kreiskasse Platz, dazu die Rechnungsprüfungsstelle. Schließlich wohnte unter dem Dach noch der Hausmeister.

    Manfred Mnich und seine Frau erinnern sich gut an diese Einteilung, waren die Bad Brückenauer doch beide einst im Landratsamt tätig.

    Und Mnich kann gut aus der Zeit erzählen, als der alte Landkreis aufgelöst war und seine früheren Bediensteten weite Wege fahren mussten: „Wir hatten einen kreiseigenen VW-Bus und einen Pkw, mit dem die Beamten und Angestellten ins Landratsamt nach Bad Kissingen fuhren.“

    Pendeln im kreiseigenen Bus

    Mnich selbst pendelte aber nach Hammelburg. Er war noch in der Kirchgasse als Baurechtler tätig gewesen. Mangels Platzes in Bad Kissingen zog das Bauamt jedoch nach der Gebietsreform 1972 erst nach Hammelburg um. Mnich setzte sich jeden Arbeitstag ins Privatauto, um ins dortige Rote Schloss zu fahren – zwei Jahre lang.

    1974 waren die Räume in Bad Kissingen fertig. Also fuhr Manfred Mnich mit den Anderen im Bus.

    Wie viele Jahre, das weiß er nicht mehr. Weil die Leidensgenossen nach und nach in den Ruhestand gingen, wurden die Mitfahrer immer weniger. Im November 1990 ging Mnich selbst aus gesundheitlichen Gründen in Rente. Da hatte er schon länger seinen eigenen Wagen zur Fahrt nach Bad Kissingen benutzt.

    Für die Stadt Bad Brückenau – das bestätigen der frühere Staatsbeamte am Landratsamt und der frühere Stadtkämmerer Edgar Rieß – war die Auflösung der Behörde in der Kirchgasse ein wirtschaftlicher Schlag.

    Nicht nur, dass die Beamten nicht mehr in der Stadt einkauften. Auch deren Bewohner und die der umliegenden Dörfer ließen ihr Geld bei langen Behördenfahrten nach Bad Kissingen nicht mehr in Bad Brückenau. Schon die Wegzüge von Amtsgericht, Finanzamt und Gesundheitsamt vor der Kreisgebietsreform waren schwer verdaulich gewesen. Die Auflösung des Landratsamtes tat nun den Deckel auf die „Entamtung“ drauf.

    In das alte Amtsgebäude zog bald die 1978 neu gegründete Verwaltungsgemeinschaft Bad Brückenau (VG) ein. Sie bleibe viele Jahre, ehe sie an den Sinnauplatz umzog. Die Aufgaben des Passamtes gingen an die Stadt über, wo sie noch angesiedelt sind.

    Wer heute mit der Kreisbehörde direkten Kontakt möchte, aber nicht extra nach Bad Kissingen will, muss in die Dr.-Gartenhof-Straße kommen. Die dortige ehemalige Berufsschule beherbergt die Zulassungsstelle – als einziges festes Überbleibsel des alten Landkreises.

    Der aktuelle Landrat Thomas Bold kommt in der Regel jeden ersten Mittwoch im Monat nach Bad Brückenau. Neben persönlichen Anliegen gehe es in seiner Sprechstunde meist um Bausachen, heißt es vom Landratsamt in Bad Kissingen. Deswegen seien meist ein oder zwei Mitarbeiter des Bauamtes mit dabei.

    Auch das Gesundheitsamt führt noch Sprechstunden in Bad Brückenau durch.

    Das alte Landratsamt schlummert weiter vor sich hin. Ob es die nächste Kreisgebietsreform vielleicht in 15 bis 20 Jahren erleben wird, ist ungewiss.

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