„Herzliche Glückwünsche dem deutschen Meister“. Dieser Satz steht auf einem großen Plakat, das am Haus von Karl Heinrich Weber, Bio-Landwirt und Kaninchenzüchter in Wülfershausen, angebracht ist.
Doch von Rummel oder Gratulanten weit und breit keine Spur. Dafür freut sich ein bescheidener, frischgebackener deutscher Meister, der erneut mit seinen Kaninchen den höchsten deutschen Titel in seiner Zuchtrasse einfahren konnte.
25 963 Tiere in 6192 Zuchtgruppen und 747 Einzeltiere waren bei der 31. Bundeskaninchenschau in Karlsruhe vertreten und kämpften dort um den Titel deutscher Meister in ihrer Zucht. Karl Heinrich Weber war mit vier Deutschen Widdern in den Farben Blau-Weiß vertreten, eine eher seltenere Züchtung, und konnte sich gegen seine Kontrahenten durchsetzen.
Vier Preisrichter beurteilten die Tiere und vergaben nach der Bewertung von Fell, Farbe, Haltung und zahlreichen anderen Kriterien 383,5 Punkte an die Züchtung. Wie knapp die Beurteilung ausfiel, zeigt, dass der Vizemeister aus Kulmbach mit 382 Punkten bewertet wurde.
Wenn der Bio-Landwirt Karl Heinrich Weber aus Wülfershausen von seinen Kaninchen erzählt, fangen seine Augen an zu glänzen. Seine Erzählungen über den Deutschen Widder lassen den Laien staunen, vor allem über den Aufwand, mit dem er seine Zucht betreibt. Wobei der Wülfershäuser Züchter andere Wege als viele seiner Zuchtkollegen geht. Weber vertritt nämlich die Meinung, dass man das Futter aus dem eigenen Anbau oder aus der Umgebung nehmen solle. Und diese Haltung scheint ihm recht zu geben, denn schaut man sich seine Tiere an, so strotzen sie alle vor Energie und strahlen eine besondere Schönheit aus. Einige seiner Siegertiere sucht man allerdings vergebens auf dem Hof. Nur der Rammler und eine Häsin sind noch da. „Ich habe einen Teil der Tiere an andere Züchter verkauft und starte jetzt wieder eine neue Zucht“, erklärt Weber, der das Miteinander mit anderen Züchtern sucht. „Wir arbeiten eng zusammen und versuchen auf vernünftige Art und Weise eine Zucht aufzuziehen, und zwar ohne Neid und Konkurrenzdenken.“ Vier Tiere aus einem Wurf waren nötig, um den Titel in Karlsruhe zu erringen. Da die Rasse nur selten gezüchtet wird und die Tiere sehr groß sind und viel Pflege und auch Futter benötigen, gerät sie immer mehr in Vergessenheit.
Ein großer Vorteil bei der Zucht der Tiere ist das Fachwissen, das sich Karl Heinrich Weber in 40 Jahren angeeignet hat. Von Überzüchtung oder unnatürlichen Ausprägungen hält der Tierexperte rein gar nichts. „Die Natur soll alles selber regeln, man kann nur die Richtung vorgeben“, ist sich Weber sicher und streichelt dabei seine Häsin, die die vier deutschen Meister auf die Welt gebracht hat.