„Die Burgruine Wildberg ist von außerordentlicher historischer, baulicher und burgenkundlicher Bedeutung“, stellte der bekannteste Burgenforscher Deutschlands Joachim Zeune kürzlich bei einer Begehung fest.
Mitte des 18. Jahrhunderts wird sie als Ruine mit Zugbrücken, Eingangstor, Kellern und Gewölbe beschrieben. Neben diesen, bis heute in baulichen Resten erhaltenen außergewöhnlichen Architekturen, sind auch ihre herausragende Lage und aussagekräftige Topografie von besonderer Bedeutung.
Die Wildburg liegt zwischen Sulzfeld und Leinach am Westrand der Haßberge auf einer 463 m hohen Bergnase, die jetzt von Hochwald bedeckt ist. Der Burgbering von ovaler Form hat etwa die Ausmaße von 65 m x 20 m. Der Burggraben mit vorgelagertem Wall auf der Ost- und Westseite ist erhalten. Der Zugang führte einst von Osten in die Burg. Von dem mittelalterlichen Gemäuer sind noch zwei Gewölbe zugänglich. An der Westspitze des Berings finden sich die Überreste eines Turmes, der einen Durchmesser von ca. 16 m hat. Das Mauerwerk ist bis zu 2 m dick.
Östlich der Ruine befinden sich zudem Reste einer großen Turmanlage. Dieser Turmhügel hat an der Basis einen Umfang von etwa 120 Meter und erhebt sich im Westen etwa zwölf Meter und im Osten (an der Bergseite) etwa sechs Meter über die Grabensohle. Hier liegt offensichtlich eine hochmittelalterliche neben einer frühmittel-alterlichen Burganlage, schreiben Reinhold Heusinger und der Ortschronist Gerwin Solf in ihrem 2007 aufgelegten Buch „Die Grafen von Wildberg und ihre Wappengenossen“.
Maßnahmen zur Erhaltung der Ruine Wildburg wurden 1959 (Inschrift in der Betonabdeckung des westlichsten Mauerzugs) und 1980 durchgeführt Sie umfassten punktuelle Mauerkronenabdeckungen, Verfugungsarbeiten und die Sicherung der beiden Gewölbe. Seither sind keine weiteren systematischen Mauerwerkssicherungen mehr erfolgt. In den Folgejahren ist die Gesamtanlage stark zugewachsen. Nunmehr wollen die Staatsforsten in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Haßberge und der Gemeinde Sulzfeld die Wildburg wieder aus ihrem „Dornröschenschlaf“ erwecken.
Die auf der Burg gesessenen Dynasten von Wildberg gehörten zu den bedeuten-den Adelsgeschlechtern Frankens und nahmen in der fränkisch-thüringischen Geschichte des hohen Mittelalters einen bedeutenden Rang ein. Sie führten ihren Namen von der Burg Wildberg. Älteste Namensträger sind die Brüder Gerwic und Conrad von Wildberg, die 1122 bzw. 1126 genannt werden. Zwar wird um 800 bereits ein Haubold von Wildberg erwähnt, der die Burg Strauf bei Streufdorf im Heldburger Unterland errichtet haben soll. Hierbei handelt es sich aber lediglich um eine Sage.
Die Wildberger waren mit den Grafen von Castell, von Henneberg und von Trimberg verschwägert. Die ausgedehntesten Besitzungen hatten die Wildberger im Grabfeld, aber auch im Coburger und Hildburghäuser Raum.
1298 übergab Graf Konrad II. von Wildberg die Hälfte seines Schlosses Wild-berg dem Hochstift Würzburg unter Bischof Mangold, die andere Hälfte erhielten die Grafen von Henneberg. Weitere Schenkungen des den Wildbergern gehörenden Besitzes in weitem Umkreis folgten an Klöster der Umgebung. Nach dem Tod des letzten Grafen von Wildberg (Konrad), kam es in der Folgezeit zum Streit zwischen den Lehensherren. Den hennebergischen Anteil an Wildberg verkaufte schließlich Graf Eberhard von Württemberg an das Stift Würzburg. Auf der Burg saßen in der Folgezeit u.a. die Truchseß von Wildberg, die Ende des 15. Jahrhunderts nach Unsleben zogen. 1525 wurde die Wildburg im Bauernkrieg von den Aufständischen des sog. Bildhäuser Haufens unter Jacob Unrat ebenso zerstört wie das unterhalb der Burg liegende Kloster St. Johannis und das benachbarte Schloss in Kleinbardorf,
Die Wildburg wurde entgegen der ursprünglichen Absicht nicht mehr aufgebaut, vielmehr als Steinbruch genutzt und bis auf geringe Reste abgetragen. Schon das 1559 von Carol von Schaumberg im Lindshof errichtete Amtsgebäude soll mit Steinen der Wildburg gebaut worden sein.
Nach Übernahme der Herrschaft in Sulzfeld durch das Hochstift Würzburg 1588 wurde dort die Gegenreformation (1543 hatte die Lehre Luthers in der Gemeinde Einzug gehalten) durchgeführt.
Nach dem Aussterben der Henneberger wurde das würzburgische Amt Wildberg zu Lindshof mit dem bis dahin hennebergischen Amt Sulzfeld vereinigt und der Amtssitz nach Sulzfeld verlegt. Noch 1602 wurde das vor der Burgruine wüst liegende Burggut zu Wildberg, das sich im Besitz des Heinrich von Bibra befand, genannt.
Bis 1803 unterstanden die Dörfer der Umgebung Sulzfelds dem Centgericht Wildberg. Solf und Heusinger berichten in ihrer 1987 aufgelegten Sulzfelder Chronik, dass dieses für schwere Straftaten zuständige Ge-richt schon vor 1305 zur Zeit der Grafen von Wildberg existierte. Nach der Sage habe Sulzfeld aber sein Marktrecht an Saal unter der Bedingung abgetreten, dass Saal auch den Galgen, der als Schandfleck für das Dorf angesehen wurde, über-nehmen müsse.
Die Wildburg in der Sage:
Drei Handwerksburschen hörten, dass in den Kellern der Wildburgruine Schätze vergraben seien. Gleich machten sie sich auf den Weg und sie fanden auch die alten Keller, die aber nur von oben zugänglich waren, denn die Haupteingänge waren verschüttet. Mit einem Licht bewaffnet, ließ sich einer der drei Hand-werksburschen an einem Seil langsam in den Keller hinab gleiten. Als er unten ankam, schrie er aber sofort um Hilfe. Man möge ihn wieder hochziehen, nachdem er den Teufel auf einer Geldkiste habe sitzen sehen. Schnell zogen ihn die beiden Kameraden wieder hoch.
Nun probierte es der zweite Bursche. Er hatte scheinbar mehr Mut. Er sah nichts vom Teufel und es gelang ihm, mit Hilfe seiner zwei Kameraden, die Geldkiste ans Tageslicht zu fördern. Aus Geiz, das Geld nicht mit dem Dritten teilen zu müssen, schickten sie ihn an den Eselsbrunnen um Wasser zu holen. Nach seiner Rückkehr ermordeten sie ihn, dann öffneten sie die Kiste! Oh weh! Welch eine Enttäuschung! Die Kiste war leer!
Nun machten sich die Buschen gegenseitig die schwersten Vorwürfe und gerieten in Händel, wobei der Stärkere den Schwächeren erschlug. Der Überlebende soll heute noch in den Haßbergen umherirren und nirgends Ruhe finden.
Der damalige Kreisheimatpfleger Otto Mölter, der 1950 diese Sage aufschrieb, notierte als Ergänzung: Nur mit großem Schauer betreten die Einheimischen die Ruinenfelder der Wildburg. Kinder trauen sich allein überhaupt nicht dorthin. Das Betreten der alten Kellergewölbe ist mit Lebensgefahr verbunden. Ein Ab-stürzen über die noch teilweise stehenden Umfassungsmauern würde erhebliche Verletzungen herbeiführen. Da ist es gut, dass die Sage vor dem Betreten schützt. Sie wird wohl aus diesem Grund entstanden sein.