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Weltanschauliches für die Ferien

Mellrichstadt

Weltanschauliches für die Ferien

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    Zwölf bildende Künstler machten sich auf Anregung der Galerie mit unterschiedlichen bildnerischen Techniken und Stilen ihr, meist serielles, Abbild von einem Wesen, das sie nie gesehen haben.

    In einer seriellen Computergrafik-Komposition sucht Dietrich Ziebart (Zella-Mehlis/Thüringen) die facettenreiche Gestalt zu bannen, die heute aus verschiedenen Forschungen erwächst. Veronika Zyzik (Ehrenberg/Hessen) geht, wie die meisten Künstler, von dem klassischen englischen Abbild als Vorbild aus und verändert es über Mischtechniken durch Farbnuancen und Seitenwechsel.

    Provokant wirkende, expressive Bilder eines vom Zahnausfall gezeichneten Dandys und Bordellbesitzers im Stile Picassos lässt Udo Eisenacher (Meiningen) mit Dispersionsfarbe auf Leinwand entstehen. Axel Brück (Förtha/Thüringen) verweist mit zwei spiegelbildlichen farbkräftigen Computergrafiken darauf, dass das, was wir am sichersten wissen, die Tatsache ist, dass Shakespeare ein Mann war - er betont deutlich den sexuellen Aspekt.

    In inniglicher Umarmung mit einer Muse zeichnet Jost Heyder (Erfurt) seinen Shakespeare fast lebensgroß mit Kohle. Von Peter Blum (Motten/Rhön) bekommt er eine lange Nase in Öl gemalt. Der Künstler thematisiert das "Pinocchio-Syndrom" - das Verhältnis von Anerkennen beziehungsweise Ignorieren schöpferischer Leistung in Abhängigkeit vom Lebensalter.

    Thorsten Menkenhagen (Nürnberg) setzt Shakespeare einen Spiegel vor und verdoppelt ihn. Mit dem Doppel und dem Schatten spielt Peter Wörfel (Schweinfurt) in Tuschezeichnungen. Gernot Ehrsam (Kaltennordheim/Rhön) lässt sein Phantom als Siebdruck-Andeutung aus einem diffusen Hintergrund von Theaterplakaten allmählich aufdämmern. Mit Shakespeare - in Rückansicht - im Gespräch zeigt sich altmeisterlich Walter Knaus (Freilassing/Bayern). Der Narr hält der Renaissance-Gestalt den Spiegel vor, darin sehen wir ebenfalls Walter Knaus: Alles was wir über Shakespeare reflektieren, hat mehr mit uns zu tun, als mit Shakespeare.

    Dieter Weidenbach (Berlin) führt in seiner Laserkopie-Serie vor, wie der immer wieder zitierte Bildtypus verwest. Sein gefundener Shakespeare verschwindet wieder. Als einer der wenigen Künstler löst sich Albrecht Rosenstiel (Meiningen) einerseits radikal von dem kunsthistorisch überlieferten, aber ebenfalls nur nachempfundenen Abbild Shakespeares und geht mit einem Zyklus aus Farblinol-Drucken auf die Spurensuche nach dem Fingerabdruck. Andererseits verpasst er ihm als Marken-Bild in Collagen einen digitalen Strichkode.

    Mit dem scheinbar ewigen Shakespeare-Phantom müssen die Betrachter nicht unbedingt wie die Kuh vor dem neuen Scheunentor stehen - sie können sich am ganzen Ausmaß der Rätselhaftigkeit erfreuen, am Kommen und Gehen der Bilder, an der Fantasie und Lust, mit der die Künstler sich ihr Bild abringen.

    Als sinnlich-philosophische Exkurse an kühlen Sommerabenden bietet die Galerie ada am heutigen Dienstag um 1930 Uhr eine Sonderführung durch die Ausstellung.

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