Manches Lob, so einige kontroverse Leserzuschriften, aber nicht sehr viele konkrete Fragen, das ist das Ergebnis eines Aufrufes dieser Redaktion an die Leser, Fragen zum Thema Nationalpark zu stellen. Hintergrund der Aktion ist, dass bekanntlich in wenigen Wochen darüber entschieden werden soll, ob in der Rhön möglicherweise ein dritter bayerische Nationalpark eingerichtet wird.
Bei diesem Thema gibt es in der Region noch so einige Unsicherheiten. Während für die einen die Chancen des Projektes überwiegen, sehen andere mehr Gefahren und Risiken. Dennoch gilt, dass die Rhöner bei der Entscheidung mitreden sollen. Dafür wiederum sind fundierte Informationen Voraussetzung. Mit der Frageaktion soll der Dialog vorangetrieben und Hilfestellung für eine fundierte Entscheidungsfindung geboten werden.
Dass das Interesse am Thema Nationalpark hoch ist, belegen unter anderem die Zugriffszahlen im Internet auf die jeweiligen Artikel. Allerdings lassen sich die Leser wohl lieber informieren, als selbst Fragen zu stellen. Einige von ihnen fanden die Idee zu der Aktion lobenswert, stellten selbst aber keine Fragen. Einer verwies darauf, dass dies Journalisten doch besser können müssten als er selbst.
Ein Fragesteller, bat darum, seinen Namen nicht zu nennen, und einige stellten konkrete Fragen. Die waren wiederum teils so komplex, dass eine einfache und klare Antwort darauf zunächst nicht möglich ist.
Unter anderem gilt es diesbezüglich, ein Gutachten abzuwarten, das jetzt vom Umweltministerium in Auftrag gegeben wurde (wir berichteten) und die sozioökonomischen Auswirkungen eines Nationalparks in den dafür vorgesehenen Gebieten – also auch der Rhön – ermitteln soll.
Zum andern decken sich die Fragen mit denen aus dem FSandro Kirchner an das Umweltministerium geschickt haben. Sobald der Katalog beantwortet ist, soll an dieser Stelle ausführlich darüber berichtet werden.
sowie LandtagsabgeordneterNichtsdestotrotz bleibt es das Ziel, alle Fragen im Lauf der kommenden Wochen zu beantworten. Natürlich können auch noch weitere an die Redaktion gesandt werden.
Die Redaktion ist zu erreichen unter red.neustadt@mainpost.de oder Redaktion Main-Post, Industriestraße 8, 97616 Bad Neustadt
Wie groß ist die Fläche der Kernzonen des Biosphärenreservats, die im Gebietsvorschlag für den Nationalpark liegen?
Das hängt von der tatsächlichen Kulisse eines möglichen Nationalparks ab. In dem im Internet unter NP3.bayern.de veröffentlichten Suchraum liegen 1003,95 ha Kernzone, so die Auskunft von Michael Geier, Leiter der bayerischen Verwaltungsstelle für das Biosphärenreservat. Somit stehen schon mehr als zehn Prozent der der geforderten Nationalparkfläche unter entsprechendem Schutz.
Inwieweit können Kommunen oder Firmen dafür sorgen, dass künftige Erweiterungen ihrer Gewerbeflächen möglich sind ?
Diese Frage hat unter anderem Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz mit Blick auf die Gewerbebetriebe wie Paul und Co in Oberwildflecken sehr nachdrücklich an die Umweltministerin gestellt. Die hat darauf verwiesen, dass die Grenzen eines Nationalparks in Abstimmung mit Kommunen „maßgeschneidert“ festgelegt und so mögliche Erweiterungswünsche von Firmen auch entsprechend berücksichtigt würden.
Wie positioniert sich der Rhönklub zum Thema Nationalpark ?
Bei der Verbändediskussion in Burglauer Mitte April äußerten sich Vertreter der Rhönklub Saale-Sinn-Region klar positiv zu den Plänen.
Gibt es Einschränkungen bei der Trinkwassergewinnung aus einem Nationalpark ?
Laut Umweltministerin Ulrike Scharf gibt es für bestehende Anlagen Bestandschutz, bei einem Neubau gibt es keine Einschränkungen. In Bereich Berchtesgaden werde das Trinkwasser überwiegend aus überwiegend aus dem Nationalpark bezogen.
Vertreter des Bund Naturschutz in Bayern (BN) haben sich zwar auch für einen Nationalpark Rhön ausgesprochen. Massiv geworben haben maßgebliche Vertreter des BN aber in den vergangenen Wochen aber für einen Nationalpark Spessart. Bevorzugen sie den Spessart ?
Die Antwort vom Landesbeauftragenten des BN, Richard Mergner, auf diese Frage ist ein klares „Nein“. Die Position des BN sei klar: Er fordere eine faire Chance für den Steigerwald. Den Spessart halte er wegen der Geschlossenheit des Gebietes für geeignet. Das gelte auch für die Rhön, die vor allem eine große geologische Vielfalt aufzuweisen habe. Der BN präferiere keine der Regionen.
„Mich würden genaue Zahlen von anderen Nationalparks interessieren Was musste investiert werden? Wie war die Entwicklung im Laufe der Jahre? Welche Gewinne konnten erzielt werden?“, lauteten einige der Fragen von Maria Knüttel aus Oberleichtersbach.
In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage gab das Umweltministerium Mitte 2015 bekannt, dass für die beiden bayerischen Nationalparke seit 2004 knapp 260 Millionen Euro (davon 130 Millionen Personalkosten) aufgewendet wurden. Schwerpunkt der Investitionen waren die Verbesserung der Infrastruktur für Besucher wie das „Haus der Berge“ in Berchtesgaden.
Umweltministerin Ulrike Scharf hat nach der Rhön-Rundfahrt am Kreuzberg erklärt, in beiden Nationalparken würden pro Jahr etwa knapp drei Millionen Besucher gezählt (1,3 Millionen Bayerischer Wald und 1,6 Millionen in Berchtesgaden), was eine Wertschöpfung von etwa 70 Millionen Euro bedeute.
In der Studie „Der Nationalpark Bayerischer Wald als regionaler Wirtschaftsfaktor“, die vom Nationalpark herausgegeben wurde ist über den Bayerischen Wald zu lesen: „Mit insgesamt 760 000 Besuchern im Jahr 2007 stellt der Nationalpark die am häufigsten besuchte Attraktion der Region dar. Fast die Hälfte der Touristen wird erst durch die Präsenz des Nationalparks zu einem Besuch der Region motiviert. Der ausschließlich durch den Nationalpark motivierte Tourismus sorgt in der Region für ein Vollzeitbeschäftigungsäquivalent von 456 Personen – alle Nationalparkbesucher finanzieren 939 Vollzeitbeschäftigungsäquivalente, während die Nationalparkverwaltung etwa 200 Vollzeitarbeitsplätze unterhält.“
Weiter würde Maria Knüttel interessieren, wie sich der Tourismus in unserer Gegend mit der Einführung des Biosphärenreservates entwickelt hat? Lohnt es sich für die Umwelt/tiervielfalt?
Professor Hubert Job von der Universität Würzburg hat eine 2013 eine Studie über die „Regionalökonomische Effekte des Biosphärenreservats
Rhön“ veröffentlicht. Nach seinen Erhebungen aus dem Jahr 2011 leben 6,4 Millionen Menschen besuchen jährlich das Biosphärenreservat Rhön. Allerdings spielt es nur für 13,7 Prozent der Besucher eine große Rolle, dass sie sich in einem Biosphärenreservat befinden“. Alleine die Besucher, die wegen des Prädikats Biosphärenreservat in die Rhön kommen, „erzeugen ein jährliches Einkommen von mehr als zwölf Millionen Euro, was einem Einkommensäquivalent von 611 Personen entspricht“. Insgesamt leben im Biosphärenreservat Rhön rechnerisch 4786 Menschen vom Tourismus. Die „Einkommenswirkung“ durch den Tourismus beträgt gemäß der Studie rund 94,5 Millionen Euro.
Welche Auswirkungen das Biosphärenreservat auf die Artenvielfalt hat, lässt sich, laut Michael Geier, so gar nicht beantworten, „da es in der Rhön nicht darum geht/gegangen ist, die Artenvielfalt zu erhöhen, sondern die vorhandene, außerordentliche Qualität zu erhalten.“
Was musste in das Biosphärenreservat investiert werden und was hat es gebracht?, lautete eine gleich mehrfach geäußerte Frage.
Die zu beantworten ist nicht einfach. Dankenswerterweise hat Michael Geier das versucht: „Direkt hat der Freistaat Bayern für die staatlichen Liegenschaften (Managementzentrum Oberelsbach, Haus der Langen Rhön, Infostelle und Naturvermittlung Schwarzes Moor, Aussichtsturm Schwarzes Moor) rund sechs Millionen Euro investiert, wobei über die Hälfte des Betrags aus EU-Mittel bestand. Dazu kommen 5,35 Millionen Euro aus KP II für die Umweltbildungsstätte Oberelsbach. Ab jetzt wird es schwierig. Die Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat war 1991 der Grund dafür, dass die bayerische Rhön in das EU-LEADER-Programm als eine von vier Modellregionen in Bayern aufgenommen wurde. Daraus wurde zum Beispiel der Umbau der Schule in Oberbach zum Haus der Schwarzen Berge und vieles andere mehr kofinanziert.“
Die Dachmarke, der Hochrhöner mit
den Extratouren oder der Wurstmarkt in Ostheim sind, laut Geier, Leitprojekte, die es ohne das Biosphärenreservat Rhön vielleicht nicht gegeben hätten. Ihre finanziellen Auswirkungen lassen sich kaum ermitteln.
Weiter sind derzeit bei der Verwaltungsstelle in Oberelsbach 7,7 Stellen und beim Verein Naturpark für den Bereich Umweltbildung knapp 11 Stellen angesiedelt. Der Verein erhält dafür knapp 1,1 Millionen Euro Defizitausgleich vom Freistaat Bayern. 2,5 Millionen Euro fließen aus dem Vertragsnaturschutz in die bayerische Rhön.
Was bedeutet ein Nationalpark für die Artenvielfalt?
Auf diese Frage findet sich auf der Informationsseite des Umweltministeriums zum dritten Nationalpark (www.np3.bayern.de) eine klare Antwort.
Demnach nehmen Artenreichtum und biologische Vielfalt nehmen in Nationalparken zu. Es wird auf verschiedene Untersuchungen verwiesen, die in Waldnationalparken eine ungleich höhere Artenvielfalt als in regulären Wirtschaftswäldern nachgewiesen haben. Demnach komme es „in Prozessschutzwäldern wegen ihrer artenreichen Struktur, ihres Totholzangebotes und den dabei entstehenden lichten Wäldern zu einer Steigerung der Artenvielfalt“. Vor allem gefährdete Arten der Roten Liste profitieren hiervon. Im Nationalpark Bayerischer Wald kämen 3850 Tierarten und 760 höhere Pflanzenarten vor.
Wo gibt es Informationen über den Fragenkatalog, den die Landräte Thomas Habermann und Thomas Bold an das Umweltministerium versendet haben?
Der Fragenkatalog ist auf im Internet auf der Homepage des Landkreises Bad Kissingen in Unterpunkt „Nationalpark“ unter „Fragen an Staatsministerin Ulrike Scharf“ zu finden.
Bis wann wird der Fragenkatalog beantwortet?
Das ist noch nicht ganz geklärt. Wie die Vorsitzende der Kreuzbergallianz, Oberelsbachs Bürgermeisterin Birgit Erb erklärt, ist am 29. Mai auf dem Kreuzberg eine öffentliche Sitzung aller Allianz-Gemeinderäte geplant, zu der auch die Öffentlichkeit zugelassen ist. Spätestens bis zu diesem Termin, an dem Vertreter des Umweltministeriums Rede und Antwort stehen werden, soll der Antwortkatalog vorliegen. Falls das eher der Fall ist, wird umgehend darüber informiert.
Die Gegner des Nationalparks formieren sich. Organisieren sich auch die Befürworter?
Das ist nicht bekannt. Seit kurzem gibt es eine Facebook-Seite mit dem Namen „Pro Nationalpark Bayerische Rhön“, auf der Argument für den Nationalpark gesammelt beziehungsweise gegen Aussagen der Gegner argumentiert wird. Allerdings – das sei ausdrücklich hervorgehoben – gibt sich der Macher der Seite nicht zu erkennen. Inhalte seien wichtiger als Namen begründete er dies auch gegenüber dieser Redaktion.