Alle Jahre wieder freuen wir uns darauf, unterm Weihnachtsbaum Geschenke auszupacken. Doch seit wann schenken wir uns eigentlich etwas zu Weihnachten? In Kloster Wechterswinkel gibt die diesjährige Weihnachtsausstellung "Bring euch viele Gaben ..." Licht ins Geschenkedunkel in der christlichen wie der jüdischen Tradition.
Einmal mehr stellt die Sammlerin Gudrun Wirths einen Teil ihrer umfangreichen Weihnachtsausstattungen für eine Ausstellung im Kloster Wechterswinkel zur Verfügung. Nach Krippen und Christbaumschmuck in den vergangenen Jahren sind es nun erneut vielfältige Sammlerstücke, die zum Teil vergessene weihnachtliche Traditionen ins rechte Licht rücken. Die Ausstellung "Bring euch viele Gaben ..." hat das Schenken zum Thema, ein Motto, das in der heutigen Konsumzeit voller Überfluss eines genaueren Blicks in die Geschichte Mitteleuropas bedarf.
Als der Christbaum in der Neuzeit Einzug in die Stuben zur Weihnachtszeit hielt, waren Lebkuchen, Obst und im Idealfall ein Stückchen Schokolade daran zu finden. Diese durften die Kinder dann naschen. Und das war es auch schon mit den Geschenken zum Weihnachtsfest. Ein bisschen mehr gab es nämlich knapp drei Wochen zuvor schon, am Nikolaustag. Der ist nämlich in der christlichen Tradition der Tag des Schenkens, nicht der Heilige Abend. Erst mit der Reformation rückte das Schenken in Richtung Weihnachten, weil dann der Weihnachtsmann kam und nicht mehr der Nikolaus. Dabei ist es bis heute geblieben.
"Die Ausstellung zeigt Dinge, die wir so noch nicht kannten", sagte der stellvertretende Landrat Peter Suckfüll in seiner Begrüßung. Leihgaben stellte nicht nur Gudrun Wirths zur Verfügung, sondern auch das Museum Karlstadt, das Rhönmuseum Fladungen, die Unterfränkische Kulturstiftung sowie weitere private Sammler.
"Mit dem Klingeln des Glöckchens löste sich an Heilig Abend die Spannung", sagte Gudrun Wirths, die selbst in die Weihnachtsausstellung einführte. Spätestens in der Biedermeierzeit des 19. Jahrhunderts etablierte sich der geschmückte Lichterbaum in den Stuben landauf und landab in einem weitestgehend profanierten Fest. Eine Tendenz, die im heutigen "Konsumterror mit Geschenkeflut", so Wirths, bisweilen ad absurdum geführt wird.
Die Ausstellung zeigt die Tradition des Schenkens bis in unsere Zeit, ergänzt durch Weihnachtsbäume, Krippen, Adventskalender und sogar einem Adventsbaum mit 24 Sinnsprüchen zum Auswendiglernen für Heilig Abend. Auch die jüdische Tradition des "Lichterfestes" wird im Kloster Wechterswinkel näher beleuchtet.
Die Ausstellungseröffnung wurde musikalisch vom Blockflötentrio der Kreismusikschule unter der Leitung von Irene Wehner umrahmt. Dorothee Seelmann, Josef Seelmann und Anne Jetschni spielten Weihnachtslieder und sparten auch einen Klezmer nicht aus.
Die Ausstellung "Bring euch viele Gaben ..." in Kunst und Kultur Kloster Wechterswinkel ist bis 13. Januar zu sehen. Immer mittwochs bis sonntags und an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr.