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OBERBACH: Wenn der Wolf einwandert

OBERBACH

Wenn der Wolf einwandert

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    Eröffneten die Ausstellung über Luchs, Wolf und Bär (von links): Klaus Spitzl vom Naturpark, Fotograf Roland Günter, Manfred Wölfl vom Umweltministerium und Claus Schenk.
    Eröffneten die Ausstellung über Luchs, Wolf und Bär (von links): Klaus Spitzl vom Naturpark, Fotograf Roland Günter, Manfred Wölfl vom Umweltministerium und Claus Schenk. Foto: Foto: Johanna Kellermann

    Bär, Wolf, Luchs – die großen Beutegreifer, die in Deutschland längst ausgerottet waren, kehren zurück. Meist leise, unauffällig und den Menschen meidend – nur erkennbar an Spuren oder Resten von gerissenen Tieren. Gelegentlich aber sorgen Schlagzeilen für Unruhe. Die Meinungen der Menschen über die Raubtiere sind geteilt.

    Eine Ausstellung im Haus der Schwarzen Berge in Oberbach setzt sich nun mit den unterschiedlichen Ansichten über die großen Raubtiere auseinander. Zur Eröffnung kam der Biologe Manfred Wölfl. Er arbeitet für das bayerische Umweltministerium nach dem Desaster mit dem Bär Bruno an Konzepten anlässlich der Wiederkehr der großen Raubtiere. Sie könnten in Bayern eine Heimat finden, wenn dafür Rahmenbedingungen geschaffen werden, die von allen Beteiligten mitgetragen und akzeptiert werden, glaubt Wölfl.

    Tragfähige Lösungen könnte man aber „nur gemeinsam erarbeiten“, so sein Credo. Dies werde ein langsamer Prozess sein, aber er sei wichtig. Unvoreingenommen sollte jeder – ganz gleich ob Naturschützer oder Bauer und Jäger – den anderen zuhören und deren Befürchtungen ernst nehmen. „Wildtiermanagement“ – ein Schlagwort, das nach dem Auftauchen und dem Abschuss von Bär Bruno in aller Munde war, müsse langfristig vorbereitet sein und Akzeptanz finden.

    Wölfl stellte an Hand von Karten- und Bildmaterial unter anderem die Erarbeitung von Leitlinien und den Stand der Umsetzung vor. Nach den jetzigen Kenntnissen sei es so, dass vor allem Wölfe und Luchse, aber auch Bären wieder zuwandern werden.

    Junge Wolfsrüden unternähmen auf der Suche nach einem eigenen Revier lange Wanderungen, so Wölfl. Anhand der Gene könne man heute genau bestimmen, von woher Tiere aufgebrochen seien. So sei nachgewiesen, dass ein Wolf, der 2006 in Oberbayern überfahren wurde, innerhalb von zwei Monaten an die 250 Kilometer gewandert sei und aus dem Mittelmeerraum kam.

    Im Harz gebe es inzwischen wohl 30 bis 40 Luchse, in Nordostbayern und dem benachbarten Böhmen 50 bis 70 Tiere. Einzelne seien es im Schwarzwald und im Pfälzerwald. Trotz der Meldungen von Sichtungen ist Wölfl überzeugt, dass in Spessart und Rhön derzeit noch keine Luchse leben, da eindeutige Beweise dafür fehlen.

    Bären gebe es unter anderem im Trentino, wo sieben Weibchen und drei Männchen ausgewildert worden waren und woher auch Bruno stammte. In Bayern sei derzeit aber kein Bär in Sicht, so Wölfl. Problematisch für ihn wären vor allem übertriebene Reaktionen auf das Auftauchen von Raubtieren. „Es wäre der absolute Supergau, wenn beim Auftauchen eines Bären ganz München leer wäre, weil jeder mit dem Fotoapparat auf Bärenjagd geht“, so Wölfl. Nichts sei schädlicher als Sensationstourismus.

    „Beutegreifer brauchen viel Platz“, machte der Referent klar. Und sie würden den Menschen von ihren Anlagen her meiden und ihn fürchten. Die Akzeptanz der Tiere würde ein Ausgleichsfonds fördern, der für Schäden an Nutztieren aufkomme. Getragen würde er zu 15 Prozent von Verbänden und zu 85 Prozent vom Bayerischen Naturschutzfond. Behörden seien verantwortlich für die Begutachtung gerissener Tiere.

    Falsch und gefährlich wäre es, die Wildtiere an Fütterungen und Menschen zu gewöhnen. Miteinander auskommen, heißt für Wölfl nämlich Vergrämung – zum Wohle der Tiere.

    Die Ausstellung will vor allem alte Vorurteile über die Tiere korrigieren. So wurde vor allem der Wolf seit dem Mittelalter dämonisiert – er steht seitdem für das Böse schlechthin. Jeder kennt das Märchen vom Rotkäppchen. Konzipiert wurde die Schau im Auftrag des Umweltministeriums durch den Landesbund für Vogelschutz in Kooperation mit dem Bayerischen Jagdverband, dem Bund Naturschutz und anderen.

    Landrat Thomas Bold erinnerte daran, welches Konfliktpotenzial allein schon die Wiederansiedlung des Bibers gezeigt habe. „Es ist ein spannendes Thema“, sagte er.

    Die Ausstellung „Die Große Vier“ über Bär, Luchs, Wolf und den Menschen ist im Haus der Schwarzen Berge in Oberbach noch bis 14. April zu sehen. Geöffnet ist täglich außer Montag von 10 bis 16 Uhr.

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