Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Königshofen
Icon Pfeil nach unten

BAD KÖNIGSHOFEN: Wenn die Drohnen Liebe machen wollen

BAD KÖNIGSHOFEN

Wenn die Drohnen Liebe machen wollen

    • |
    • |

    Für gesunde, leistungsfähige Bienenvölker braucht es gesunde, widerstandsfähige Königinnen im Volk. An der Belegstelle für Bienen in den Haßbergen nahe bei Bad Königshofen tauschten deshalb Imker aus nah und fern Erfahrungen über die Königinnenzucht aus. Über 100 Imker waren gekommen. Von Nürnberg, Unter-, Mittel- und Oberfranken, Oberbayern, sogar aus München waren sie angereist.

    An der Belegstelle betreibt der Bezirksverband der Imker Unterfrankens eine Königinnenzucht, die seit 2007 als Varroatoleranz-Belegstelle„ geführt wird. Ziel ist es, dass ausgesuchte Bienenvölker ohne Behandlung gegen die gefährlichen Varroa-Milben überwintern. Ein gutes Überwinterungsvermögen, das auch ohne Medikamenteneinsatz auskommt, dient als Auswahlkriterium für zukünftige Zuchtvölker.

    Die besten Gene gesucht

    Eine ganz wichtige Rolle spielen dabei die Drohnen, die männlichen Bienen. Sie sind ausschließlich für die Begattung von jungen Königinnen da. Der Körperbau ist meist gedrungener und größer als die der Arbeiterin. Einen Stachel haben sie nicht. Die Arbeit im Bienenvolk interessiert sie nicht. Auch das Sammeln von Pollen und Nektar ist ihnen egal. Dadurch sind sie auch auf die Fütterung durch das Bienenvolk angewiesen. Nach der Geschlechtsreife fliegen sie regelmäßig aus, um beim Hochzeitsflug nach einer begattungsfähigen Bienenköniginnen zu suchen. Ihre Gene sind wichtig für die Zukunft eines Volkes.

    Deshalb werden sie sorgfältig markiert und ausgelesen, um diejenigen auszuwählen, die die besten Gene weitergeben können. Dazu muss man die stachellosen männlichen Bienen aber erst einmal erwischen. Und das geschieht mit einem Trick. Man weiß dass es etwa in 800 Metern Entfernung von der Belegstelle eine drei Sammelstelle der Drohnen gibt.

    Zu einem dieser Drohnensammelplätze brachen die Imker auf. Voran Dieter Müller und Horst Kresser vom Belegstellenteam. Um die Drohnen anzulocken, hatten sie einen mit Helium gefüllten Ballon an einer Drachenschnur dabei. Daran befestigt war eine Reuse mit kleinen Schaumstoffwürfeln, die mit Königinnenduftstoff (Pheromon) getränkt waren. Dieser Duft wirkte sofort auf die „Freier“. Nachdem sie Witterung aufgenommen hatten, ließen sie nicht lange auf sich warten. Doch sie wurden von der „falschen Königin“ in die Irre führen. Ihr eigentliches Ziel, sich mit der Königin zu paaren, erreichten die männlichen Bienen nämlich nicht. Ganz im Gegenteil, sie saßen schließlich in der am Ballon befestigten Reuse gefangen.

    Allerdings nur für kurze Zeit, nämlich nur so lange, wie die Imker brauchen, um sie zu markieren. Danach durften sie wieder in die Freiheit davonfliegen. Mit der Markierung ist es möglich, zu beobachten in welchen Stock die Drohnen einfliegen, welchem Volk sie also zuzuordnen sind. Dies bringt den Nachweis, welchem Volk die Drohnen zuzuordnen sind.

    Diplombiologin Ina Heidinger von Bieneninstitut Kirchhain in Hessen erklärte, dass an ihrem Institut die Bienen weiter erforscht werden, aber auch viele Imker, Anfänger und Fortgeschrittene in Lehrgängen ausgebildet werden. Dazu kommt die Forschung, wie das Projekt mit den Sammelplätzen der Drohnen. Die drei bei Bad Königshofen wurden im vergangenen Jahr bekannt nach Beobachtungen über einen Zeitraum von drei Jahren.

    In diesem Jahr erfolgen nun Versuche an der Belegstelle in den Haßbergen und parallel in Gehlberg in Thüringen, um die Ausflugzeiten der Königinnen zur Begattung zu bestimmen, dem Zeitpunkt, an dem die genetische Grundlage für den weiteren Bestand eines Volkes gelegt wird.

    Kampf der Varroa-Milbe

    Ziel ist es, der Varroa-Milbe den Kampf anzusagen. Diese Milbe ist für hohe Völkerverluste verantwortlich, so die Biologin. Außerdem seien die Spritzmittel in der Landwirtschaft für Verluste im Bienenvolk verantwortlich. Nach der Blüte der Rapsmonokulturen im Frühjahr gebe es nur wenig Blühendes und das führe quasi zu Versorgungsengpässen in den Bienenvölkern.

    Doch die Biologin berichtete auch, dass sich hinsichtlich der Erhaltung der Bienenvölker etwas tut. so gebe es ein Programm, damit ungenutzte öffentliche Flächen mit einer Bienenweidemischung eingesät werden, um Möglichkeiten der Nahrungsbeschaffung für die Bienen zu garantieren. Von den Bundesländern, vor allem vom Bundesland Bayern gebe es Fördermittel dafür, dass Randstreifen von Feldern nicht gespritzt werden. So könnten die Bienen auch nach Verblühen des Rapses noch etwas finden. Wichtig sei es aber außerdem, interessierten Nachwuchs für die Imkerei zu finden. In vielen Vereinen werde da sehr viel getan.

    Die Honigernte in diesem Jahr wird nach Einschätzung von Renate Hau von der Belegstelle gut ausfallen, obwohl zur Obstblüte die Bienen wegen der Kälte nur wenig ausfliegen konnten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden