Von glitzernder Manegenatmosphäre ist eher nichts zu spüren. Die Chefin muss noch die gebügelte Wäsche aufräumen, bevor sie im Wohnwagen über ihren Zirkus sprechen kann. So ist das bei kleinen Familienbetrieben, wie dem Circus Renado, der von Donnerstag bis Sonntag auf dem Festplatz Brügel gastiert. Da sind viele Aufgaben auf wenige Schultern verteilt.
Winterquartier in Stadtsteinach
Bad Königshofen, wo sie vor 15 Jahren das bislang letzte Mal waren, ist nach Ebersdorf bei Coburg erst die zweite Station in dieser noch jungen Saison. Den Winter über hat die Zirkusfamilie in einem Quartier in Stadtsteinach zugebracht und sich mit gelegentlichen Auftritten in Kindergärten, Schulen oder Altenheimen über Wasser gehalten. Denn auch in dieser Zeit muss Futter für die Pferde, Ponys, Lamas, Esel und Ziegen gekauft werden, stehen Reparaturen an den Wägen und dem Zelt an.
Alle sind im Zirkus geboren worden
Auch wenn es ein hartes Leben ist, mit Zelt auf- und abbauen, Platzsuche, trainieren, permanentem Schulwechsel für die Kinder und leider nur zu oft mauer Kassenlage – etwas anderes zu tun, kann sich Chefin Tanja Kübler nicht vorstellen. „Wir sind alle im Zirkus geboren und sogar im Zelt getauft worden“, sagt sie über ihre Familie, die nun schon in der sechsten Generation in der warmen Jahreszeit durch ganz Deutschland zieht.
Ein Andenken an Finnland
Manchmal haben sie auch im Ausland die Zelte aufgeschlagen, wie vor Jahren in Finnland, wohin sie zur einer Gastspielreise eingeladen worden waren. Damals hat der jüngste ihrer vier Söhne das Licht der (Zirkus)-Welt erblickt und deswegen auch den dort gebräuchlichen Vornamen Risto erhalten. „Meine anderen Kinder sind aber alle in Deutschland geboren“, beeilt sich Tanja Kübler zu betonen, weil auch in deren Namensgebung eine gewisse Vorliebe für Internationalität zum Vorschein kommt.
Eine reine Familienangelegenheit
Risto ist mittlerweile 14 und tritt als einer der Clowns auf. Weiterhin wären da noch Sohn Carlos, der unter anderem Bodenakrobatik vorführt, Jongleur Jordan, Feuerspucker und Clown Felix sowie Vater und Zirkusdirektor Renado, der die Tierdressuren in der Manege des 150 Personen fassenden Zeltes zeigt. Und nicht zu vergessen Tochter Vanessa, die den Hula Hoop-Reifen um die Hüften kreisen lässt und am Trapez Kunststücke vorführt.
Die Chefin führt durch das Programm
Damit wäre das Ensemble, das auch noch eine Cowboy-Nummer aufführt, auch schon komplett. Rund eineinhalb Stunden dauern die Vorstellungen, die vor allem Kinder ansprechen sollen. „Wir machen als Familie Zirkus für Familien“, sagt die Chefin, die durch das Programm führt und natürlich weiß, dass sie nicht mit Branchengrößen konkurrieren können.
Vorstellungen sind von Donnerstag, 5. April, bis Samstag, 7. April, jeweils um 16 Uhr und am Sonntag um 14 Uhr.