Ein altes Kofferradio, ein Over-Head-Projektor, ein Berg aus Stühlen – weiße Laken darüber gewor-fen. Dies bildete die Kulisse für das 55-minütige Theaterstück Die letzte O., das vor einigen Tagen den Zehntklässlern der Werner-von-Siemens-Realschule in Bad Neustadt in der Form vom "Theater im Klassenzimmer" dargeboten wurde. Gefördert wurde die Aufführung durch den Verband freie Darstellende Künste Bayern e.V. im Rahmen der Wiederaufnahmeförderung des "Förderpakets Freie Kunst 2024" mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst.
In Die letzte O. vermischen sich historische Erläuterungen mit Spielszenen, Live-Lesungen aus einer Originalbiografie, Lichtinstallationen und Klangkulissen. So wird mosaikartig eine wahre Fluchtgeschichte am Ende des Zweiten Weltkriegs von Danzig nach Hamburg erzählt. Dabei hörten die Schülerinnen und Schüler kurze Auszüge aus Audiointerviews, in denen eine 92-jährige Großmutter ihrer Enkelin die eigene Lebensgeschichte erzählt.
Die Enkelin ist Janina Sachsenmaier, deren Stückidee 2021 ein Stipendium im Programm Junge Kunst und neue Wege des Bayerischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst erhalten hatte. Inzwischen zeigt die Theaterpädagogin mit ihrer Kollegin Julia Höhfeld ihre biografisch-dokumentarische Inszenierung regelmäßig im Geschichts-, Deutsch- oder Politikunterricht der weiterführenden Schulen. Für Fragen der Jugendlichen wie "Woher bekamen die Menschen nach dem Krieg das Essen?" oder "Ist das echt Ihre Oma?" nahmen sich die beiden jungen Frauen anschließend in der interaktiven Nachbereitungsphase Zeit, sodass "Geschichte" nicht "graue Theorie" blieb, sondern auf beeindruckende und berührende Art und Weise lebendig wurde.
Von: Barbara Lochner (Lehrkraft der Werner-von-Siemens-Realschule Bad Neustadt)