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KLEINBARDORF: Wenn Tauben Purzelbäume schlagen

KLEINBARDORF

Wenn Tauben Purzelbäume schlagen

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    Die schöne klassische Takla-Kunstflugtaube, ein türkischer Klatschtümmler, vor dem Einschlupfloch auf dem Transportkasten in freier Natur.
    Die schöne klassische Takla-Kunstflugtaube, ein türkischer Klatschtümmler, vor dem Einschlupfloch auf dem Transportkasten in freier Natur. Foto: Foto: Kleinhenz

    Übung macht den Meister. Diese Botschaft ist auch bei Frank Gessner angekommen, der Kunstflugtauben züchtet und mit ihnen regelmäßig auf Meisterschaften geht. Immer wieder fährt er aufs freie Feld, um mit ihnen den Orientierungssinn zu trainieren und ihre Saltos in der Luft zu beobachten und zu bewundern. Denn bei den nationalen und internationalen Kunstflug-Wettbewerben möchte er mit seinen gefiederten Flugtieren möglichst weit vorne landen oder gar den Sieg für sich entscheiden, wie dies schon mehrfach der Fall war.

    In der flachen Landschaft des fränkischen Grabfelds, wie in der Nähe seines Heimatortes Kleinbardorf, einer idealen Gegend, öffnet er die Gittertür des Transportkastens für seine Kunstflugtauben. Danach laufen sie zutraulich auf die ausgestreckte Hand des Züchters und fliegen in die Lüfte. Sind sie dann in etwa in der Höhe eines Kirchturms angekommen, schlagen sie auch schon wie auf Kommando ihre kunstvollen Purzelbäume. Manchmal fliegen die ungewöhnlichen Vögel sogar bis in die Wolken hinein, um ihre Vorführungen zu vollbringen.

    Nach einem Zeitlimit von 15 oder 30 Minuten schweben sie, offenbar aufgetankt mit vielen Erfolgserlebnissen, im rasenden Tempo wieder zurück zu ihrem Auflasskasten am Boden, nachdem ihnen dies durch Pfeifton und flügelschlagenden Droppern signalisiert wurde. Dropper sind Tauben, die zum Beiwerk der Kunstflugtauben gehören. Beide Rassen werden beim Training Bedingungen ausgesetzt, als würden sie gerade an einem Wettbewerb teilnehmen.

    Während dem Dreschen auf den Getreidefeldern konnte Frank Gessner in den letzten Wochen nicht wie gewohnt mit ihnen trainieren. Daher konzentrierte er die Übungseinheiten auf die Zeit vor der Ernte. Da hatte er für seine Tauben jegliche Freiheit. Wenn nun das Getreide vom Acker ist und die Felder wieder ohne Früchte dastehen, hat er in der Natur wieder mehr Spielräume. Schließlich sollen die Kunstflugtauben bei Meisterschaften ja wieder Höchstleistungen vollbringen und damit ihre Erfolge erzielen.

    Bei Frank Gessner zählt aber nicht nur die Leistung. Denn wenn der passionierte Züchter abends von der Arbeit heimkommt, setzt er sich gemütlich mit einer Flasche Bier in den Hofgarten seiner Eltern nahe der vorbeifließenden Barget und schaut seinen Kunstflugtauben und Droppern vergnügt bei der Nahrungsaufnahme zu.

    Sie schnappen sich die Körner, die er zuvor auf den Boden gestreut hat. Einen schöneren Ausklang des Tages kann sich der 25-Jährige im Moment anders kaum vorstellen. Denn er erlebt dabei nicht nur Entspannung, wie er sagt, sondern auch pure Lebensfreude. Schon seit 15 Jahren halten ihn diese Kunstflugtauben bei Laune.

    Neben dem Erfolg spielt beim Kunstflugtauben-Sport von Frank Gessner die eigene Zucht eine entscheidende Rolle. Folgerichtig zieht er jährlich etwa 150 Kunstflugtauben groß, die auf Flug- und Rollleistungen selektiert werden. „Aktuell züchte ich 20 Zuchtpaare der Rassen Galatzer Roller, Takla (Türkische Klatschtümmler), Culbutant de Francais (Französische Purzler), Arabische Trommeltauben und Kelebek“, so Gessner. Kelebek bezeichnet Gessner als den Schmetterling einer türkischen Kunstflugrasse.

    Leider muss der Züchter immer wieder Verluste hinnehmen. „Denn über seine Kunstflugtauben fallen gnadenlos Habicht, Sperber und Wanderfalke her. Und zwar, wenn sich seine Vögel in der Luft bewegen und zu ihren Kunstvorführungen ansetzen.

    66 an der Zahl sind ihm durch Attacken in diesem Jahr bislang verloren gegangen. „So viele wie noch nie!“. Der Verlust sei heuer sogar doppelt so hoch wie im Vergleich zu den Vorjahren, ohne dabei die Gründe dafür zu wissen. Für das Jahr 2013 seien für die Zucht daher gerade noch etwas über 80 junge Kunstflugtauben übrig geblieben. Der Bestand der gefiederten Dropper – das erwähnte Beiwerk der Kunstflugtauben – sei mit zehn Stück dagegen stabil.

    Wenn solch ein großer Verlust von Kunstflugtauben zu beklagen ist und noch dazu kurz vor einer wichtigen Deutschen Meisterschaft wie 2010 in Forchheim verkriecht sich Frank Gessner wie am Boden zerstört in eine Ecke und kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Schließlich habe er mit den Tauben „ein Gefühl aufgebaut“ und hängt an den Kunstflugtieren.

    Nachzucht, Kauf und Tausch

    Und wie beschafft sich der Züchter den Ersatz für die Verluste? „Es ist gar nicht so einfach, gutstrukturierte Kunstflugtauben mit Niveau und Höchstleistungen auf dem Markt zu kriegen“, kommentiert Frank Gessner die schwierige Bestandsaufstockung. „Eine Ersatzbeschaffung erfolgt für mich über Nachzucht, Kauf und Tausch“.

    Trotz allem hat der Züchter die Hoffnung noch nie aufgegeben und zeigt auch ein Herz für Menschen. Denn bei einer Schau des Verbands Deutscher Taubenzüchter in Leipzig, die vom 6. bis 8. Dezember stattfindet, wird Frank Gessner unter Spitzenzüchtern vertreten sein. Beim Besuch der Veranstaltung spendet er für eine gemeinnützige Aktion zwei seiner Flugroller-Paare. Sie werden zugunsten der Deutschen Kinderkrebsstiftung an den Höchstbietenden versteigert.

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