Die Rudi-Erhard-Halle in Burglauer tauchte tief in den nächtlichen fränkischen Himmel ein, als sich der Kabarettist Oti Schmelzer angekündigt hatte. In Windeseile waren die Plätze besetzt – und „simmer doch amol ehrlich“, wer den fränkischen Rechen im Herzen trägt, für den war es eine heitere Pflichtaufgabe.
Eigentlich sollte Multifunktions-Franke Oti Schmelzer, der vielen aus Fernseh-Sendungen wie „Fastnacht in Franken“, „Kabarett in Franken“, oder „närrischen Weinprobe“ bekannt ist, in der Alten Aula in Münnerstadt auftreten. Der Ansturm auf die Karten war so groß, dass der Neuschter Kulturzauber als Veranstalter zu „Plan B“ greifen musste. Die Lokalität wurde geändert und so hieß es in der größeren Rudi-Erhard-Halle „ausverkauft“.
Ausgeprägtes Mimenspiel
Allein schon sein ausgeprägtes Mimenspiel brachte die Leute zum Toben und in seinem neuen wurzelechten Parodie Programm „Wenns läfft, dann läffts“ packte er alles, was sich irgendwie fränkisch anfühlt. Humorvoll, aber auch scharfzüngig. Er, der sich das Paradies als vereinigtes Frankenreich vorstellt, galoppiert von einer Figur zur anderen. Mit seiner fränkisch-trockenen Art, streifte er die tiefsten Abgründe der Volksseele Frankens und das immer wieder mit vorgehaltener Hand.
„Ich geh jetzt voll auf Distanz und das würde ich nie auf einer Bühne erzählen“, so der humorvolle Winzer, der seine Weindunst Bühne für einen Abend nach Burglauer verlegte. Und dann tat er es doch.
„Hier bin ich“
Was passt als Therapie besser gegen den winterlichen Blues, wie einfach „Lachen bis zum Abwinken“ und da braucht man keinen Reimport. Die Spezialität des Oberschwappacher ist der fränkische Blick auf die Welt. Gleich zu Beginn stellte er fest, dass auf jede Bühne ein schöner Mensch gehöre. „Hier bin ich“. Beim Benutzen der Muttersprache soll man möglichst auf Fremdwörter verzichten und so schallte es fröhlich fränkisch von der Bühne. Eine Pointe jagte die andere. Zur den jamaikanischen Sondierungsgesprächen in Berlin merkte er spitz an, dass man keinem Politiker mit leuchtenden Augen trauen soll, vielleicht sei es auch nur die Sonne, die durch sein hohle Birne leuchte.
Kohlrabenschwarze Gegend
In Burglauer fühle er sich wohl, denn hier seien alle genauso „Schwarz“ wie bei ihm im Steigerwald. Dort werfen die Menschen sogar im Kohlekeller Schatten. Als er mit der Kanzlerin gemeinsam im Himmel erschien, gab es in seiner Parodie sogar verbale fränkische Untertitel, damit jeder es verstehen konnte und der Saal tobte.
Schlaglöcher? Viele sind gewollt
Als er aus dem Gemeindebuch von Burglauer vorlas, stellte er fest, dass man dort von Kühen auf Touristen umgestellt hätte, denn die könne man besser melken und so manch Schlagloch sei gewollt, damit keiner schneller fahre. Um das Rathaus soll Rasen angepflanzt werden, dann höre man nicht mehr, wenn die Mandatsträger Geld zum Fenster hinaus werfen. Dass sich Mann und Frau gut verstehen, demonstrierte er in feinster Lausbuben-Manier. Zwei Autos küssten sich auf einer Kreuzung. Nach dem Unfall stiegen beide aus. Nachdem nichts passiert war bot er ihr einen fränkischen Bocksbeutel an, welchen sie fast ganz leer trank. Sie bot ihm den Rest an, doch er lehnte ab. „Ich warte lieber bis die Polizei da war“, meinte er.
Der Bittgang mit Beiwerk
Wer zu bereuen hat, der müsse Buße tun und das am Besten bei einer Wallfahrt. Dass man dort so manches erleben kann, vor allem wenn der kirchliche Bittgang mit politischem Beiwerk gepaart wird, wurde hingebungsvoll unterstrichen und die Gäste wurden Teil des Programms. Mit seinem Akkordeon auf dem Schoß zog er das Publikum in seine spöttisch anmutende Andacht mit ein und fränkisch fromme Klänge schallten durch die Halle. „Wer beichtet, der spare sich den Psychiater“ und am besten ginge es nach einigen Schoppen in „vierzehn Heiligen“.
Nach einer Zugabe wurde dann am Autogramm Tisch süffiges von seinem Weingut angepriesen, was auch nachhaltig für höchsten Genuss sorgte.