Technische Entwicklungshilfe für Amerika – es gibt sie. Die Reich GmbH aus Mellrichstadt macht es vor. Der Automobilzulieferer hat vor knapp zwei Jahren in den USA einen Produktionsstandort eröffnet. Der Firmensitz der Reich LLC befindet sich in Asheville in North Carolina.
Entwicklungshilfe insofern, da der Nachholbedarf an modernster Technik bei den Automobil-Herstellern in Nordamerika wie Ford, Chrysler und GM immens ist, um wieder wettbewerbsfähig zu werden. Für diese Aufholjagd werden dringend leistungsfähige Zulieferer gebraucht. „Die Reich LLC in Asheville hat sich in kürzester Zeit diesen Ruf bereits erarbeitet“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens. Die Entwicklung in Mellrichstadt leistet hierzu die Vorarbeit, nach Freigabe durch den Kunden wird die Fertigung schrittweise in Amerika aufgebaut.
Seit einigen Wochen ist nun die Fertigung von Lenkungskomponenten im Werk in Asheville auf Serienniveau angelaufen. Inzwischen haben 23 Mitarbeiter einen festen und zukunftssicheren Arbeitsplatz bei der Reich LLC gefunden. Aktuell werden derzeit über 5000 Teile pro Arbeitstag gefertigt, bis zu 20 000 Teile sollen es in naher Zukunft werden. Das bedeutet, dass auch der Personalstamm mittelfristig auf über 65 Mitarbeiter anwachsen wird. Positive Konsequenz: Die Umsätze des Standortes werden in den nächsten zwei Jahren bis auf 30 Millionen Euro steigen.
In den vergangenen Monaten ist der Grundstock für die Zukunft des Reich-Werkes geschaffen worden. Vorausgegangen sind Schulungen an Maschine und Anlagen zur Bearbeitung der Hochpräzisionsdrehteile. Sowohl im Werk in Asheville als auch im Stammhaus in Mellrichstadt wurden die Einrichter und Maschinenbediener aus den USA an ihre Aufgaben herangeführt.
Die Mitarbeiter aus North Carolina haben sich in den Wochen während des Aufenthaltes in Mellrichstadt sehr wohl gefühlt, lässt die Unternehmensleitung verlauten. Die Landschaft und der persönliche Kontakt zu den Menschen aus der Rhön haben „einen tiefen Eindruck hinterlassen und Werbung für unsere Region gemacht“.
Im Gegenzug sind Spezialisten aus dem Werk in Mellrichstadt regelmäßig für einige Wochen in die Staaten gereist und haben vor Ort Maschinen in Betrieb genommen und Fertigungsprozesse eingefahren. In den vergangenen zwei Jahren wurden über 20 Millionen Euro in Maschinen und Anlagen, Messmaschinen und Laboreinrichtungen investiert. Alles ist laut Pressemitteilung „auf dem neuesten Stand der Technik und stellt eine exakte Kopie der Fertigung in Mellrichstadt dar“.
Seit Mai wird jetzt auch in Asheville im Drei-Schicht-System gearbeitet, die notwendige Manpower wurde aus der Region um Asheville rekrutiert. Durch eine technische Hochschule vor Ort und verarbeitende Industrie aus dem Bereich der Fahrzeug- und Lkw-Zulieferindustrie ist für amerikanische Verhältnisse ein hohes technisches Ausbildungsniveau vorhanden, das bei der Gestaltung von Fertigungsprozessen hilfreich ist. „Die Qualität der Produkte aus Asheville ist hervorragend, Rückmeldungen unserer Kunden bestätigen die Null-Fehler-Strategie“, so Reich-Betriebsleiter Christoph Renner.
Wichtige Projekte werden noch in diesem Jahr zur Serienreife geführt, kündigt die Reich GmbH an. Für die Autohersteller in den USA liefert die Produktion verschiedene Baugruppen für moderne Acht- und Neun-Gang-Automatikgetriebe mit bis zu 1,5 Millionen Einheiten im Jahr. Produkte für die Diesel- und Benzineinspritzung werden folgen.
Von der Erschließung dieses wichtigen Markts profitiert auch der Heimatstandort in Mellrichstadt. Dieser gilt durch die neuen Geschäftsbeziehungen als gestärkt und zukunftssicher aufgestellt.