Das Firmengelände wirkt unscheinbar, ein Büro-Gebäude, ein geräumiger Hof und eine große Halle. Ganz am Ende des Industriegebiets Loh findet man ein Mellrichstädter Unternehmen, das seit 20 Jahren auf dem Markt ist und als WHR (Wipes Hygienic Rolls) für Reinlichkeit sorgt. WHR stellt Wischtücher in allen Variationen für die Bereiche Medizin, Kranken- und Pflegeheime sowie für die Lebensmittel- und Auto-Industrie her.
Das Geschäftsführer-Ehepaar Jürgen und Susanne Lang hat mit ihren 30 Mitarbeitern so gute Arbeit in dieser Branche geleistet, dass einerseits überörtliche Partner auf WHR aufmerksam geworden sind und andererseits das Gelände Schritt für Schritt vergrößert werden musste. Aktuell wurde Richtfest gefeiert für die neue Gefahrstoff-Lagerhalle. Sie wird gebraucht, weil die Mellrichstädter seit Mai 2018 mit dem Unternehmen Dürr Dental SE aus Bietigheim-Bissingen, zu dem auch die orochemie GmbH in Kornwestheim gehört, kooperiert.
Aus Geschäftspartnern werden Kooperationspartner
Das Portfolio der Mellrichstädter passte offensichtlich optimal zu den Produkten der Baden Württemberger, sodass Dürr Dental als Seniorpartner bei den Langs eingestiegen ist, wie Rüdiger Eppler, Geschäftsführer - sowohl bei orochemie als auch bei WHR - erklärte. "Wir kannten uns schon als Geschäftspartner und wollten die ganze Strecke der Desinfektion im medizinischen Bereich in einer Hand haben", so Eppler. In Mellrichstadt werden die Tücher konfektioniert, gefaltet und getränkt, bevor sie von der Loh aus zu den Händlern verfrachtet werden. Für das Tränken der Tücher wird Alkohol verwendet. Und der gilt als Gefahrstoff. Dafür brauchte es ein separates Lager.

WHR-Geschäftsführer Jürgen Lang, Maschinenbauer aus Bischofsheim, erklärte nach dem Richtspruch von Frank Scheuplein, dass WHR nun mit dem Richtfest die Hälfte der Bauphase für das Gefahrstofflager bewältigt habe. Er bedankte sich bei der Firma Scheuplein, beim Architekt Klaus Abert, bei seiner Belegschaft und nicht zuletzt bei Bürgermeister Eberhard Streit und dem Mellrichstädter Stadtrat für die offenen Ohren beim Baugesuch. "Mit diesem Schritt haben wir wieder etwas für unsere Zukunft hier in Mellrichstadt getan. Der Markt ändert sich, getränkte Tücher werden in der Hygiene immer wichtiger", so Lang. Der Neubau kostet 450 000 Euro.
Streit: Auf einem sehr guten Weg
Bürgermeister Streit freute sich nicht nur, dass er am ersten Tag nach seinem Urlaub gleich zum Feiern gehen konnte. Er sieht die Firma in ihrer Entwicklung von der anfänglich alten Halle bei Bittorf bis zum stattlichen Bau in der Loh auf einem sehr guten Weg. "Das war schon bei der Grundstücksuche ein glücklicher Zufall. Auch jetzt mit der Konzern-Kooperation und dem Investor Dürr Dental sehe ich sehr gute Signale, dass es weiter vorwärts geht mit WHR", wertet Streit. Er wünschte dem Unternehmen weiteres Wachstum, "so dass aus dem Baum ein ganzer Wald wird!"
Martin Dürrstein, Vorstandsvorsitzender der Dürr Dental SE, war an diesem sonnigen Spätsommertag gerne aus dem Ländle in die Rhön gekommen, um diesen Meilenstein in der Firmen-Entwicklung selbst mitzuerleben. Er sei sehr dankbar, dass das Ehepaar Lang ihre Firma nicht komplett veräußert habe, sondern in der Partnerschaft die wichtigen Zugpferde vor Ort bleiben. Gleichzeitig wollte er der Mellrichstädter Belegschaft die Sorge vor der Arbeitsplatz-Angst nehmen. "Wenn sich ein Konzern einmischt, ist das eine Chance, aber auch eine Gefahr. Ich kann Ihnen versichern, dass wir den Standort hier ausbauen wollen", so Dürrstein. "Wenn wir Zukunft gestalten, dann werden wir Dinge tun, die wir für richtig erachten. Und das heißt für mich: Ausbauen und Fachkräfte einstellen."
Vorstandsvorsitzender vom Loblied angetan
Er verwies dabei auch auf die soziale Verantwortung, die sein Familienunternehmen - er steht für die dritte Generation - in mehreren Bereichen pflege. Besonders stellte er die Aktion Mercy Ships vor, die seine Firma seit 1978 unterstützt. Das schwimmende Krankenhaus habe seither über 353 000 Zahnbehandlungen in Westafrika durchgeführt sowie dort weit über 1000 Entwicklungsprojekte in Sachen Wasser, Hygiene, Bildung und medizinischer Infrastruktur auf den Weg gebracht.
Angetan war der Vorstandsvorsitzende von der kleinen Feier am Richtbaum. Als dabei von Architekt Klaus Abert "Großer Gott, wir loben dich" angestimmt wurde, sagte er: "Ich finde das als Rückbesinnung gerade in der modernen Gesellschaft eminent wichtig." Zu guter Letzt spendierte er der MHR-Belegschaft etwas Typisches aus der Ursprungsregion seines Familien-Unternehmens. Das stammt aus dem Schwarzwald. Die Torte musste bei den Temperaturen schnell genossen werden.