Der diesjährige synodale Neujahrsempfang in den Christlichen Gästehäusern stand ganz im Zeichen Afrikas. Ehrengast und Festredner war seine Königliche Hoheit Nana Kofi Marfo, König der Ashanti in Ghana.
Es ist eine Ehre, die noch selten einem Europäer verliehen wurde, wie sie Fritz Pawelzik in Ghana widerfuhr: Nana Kofi Marfo ist regierender König im Volk der Ashanti in Ghana. Auch im Alter von über 80 Jahren fliegt er ein bis zwei Mal im Jahr in sein Herrschaftsgebiet. Fritz Pawelzik, wie er eigentlich heißt, ist in mehr als 50 Jahren als Missionar in vielen Staaten Afrikas tätig gewesen und hat Spuren hinterlassen. Das Bekenntnis zum Evangelium und die Besserung der sozialen Verhältnisse gehören für ihn zusammen. Sein Eintreten für Menschenrechte und gegen die Apartheid, sind legendär. Doch Afrika hat auch Fritz Pawelzik geprägt. Lebensgeschichten zu erzählen, das gehört zu Afrika. Von Geschichten, die das Leben schrieb, berichtete König Nana Kofi Marfo beim Neujahrsempfang. Musikalisch umrahmt wurde dieser durch den afrikanischen Gospelchor „Les Ambassadeurs pour Christ“ (Die Botschafter für Christus). Nur eine Trommel und ihre Stimmen sind die Instrumente, mit denen sie in ihren Sprachen, aber auch in Englisch, Französisch und Deutsch die frohe Botschaft verkünden.
Der Glaube macht es möglich
„König in einem fremden Land – Glaube macht's möglich“, stand als Motto über dem Abend und dazu hatte Fritz Pawelzik einige interessante Geschichten mitgebracht. Aus einem ehemaligen Bergmann wurde Nana Kofi Marfo II., König der Ashanti und Herrscher über 300 000 Untertanen. Wie aber wird ein weißer Mann aus Deutschland König in Ghana? Das ist eine wahrhaft abenteuerliche Geschichte, nach der Fritz Schroth ihn befragte. Als 1961 in Ghana ein CVJM gegründet werden sollte, wurde Fritz Pawelzik als Entwicklungshelfer und Missionar nach Afrika geschickt. Bei seiner Arbeit lernte er das stolze Kriegervolk der Ashanti. Mit seiner aufgeschlossenen, lockeren Art, gewann der Rheinländer die Herzen der Ghanaer. Er spielte mit den Kindern Fußball und half beim Aufbau von Krankenhäusern, Kindergärten, Landwirtschafts- und Berufsschulen. Als 1994 der Häuptling des Stammes, Kofie Marfo I., starb, geschah das fast Unglaubliche, er wurde zum Nachfolger auserkoren. Als die Dorfältesten zu ihm kamen und ihn als ersten Nicht-Ashanti baten, ihr Häuptling zu werden, wollte er sie nicht enttäuschen. „Ich stimmte zu, weil ich dem Stamm helfen wollte und glaubte, meine Missionarstätigkeit noch intensiver betreiben zu können.“
Mehrere Tage lang wurde Fritz Pawelzik in die Geheimnisse, Bräuche und Riten seines Stammes eingeweiht. Dann war Nana Kofie Marfo II., was übersetzt soviel heißt wie „Häuptling Freitag der Starke“. im Amt. Bei der Krönung erfuhr er, dass ihm nach dem Stammesgesetz 36 Nebenfrauen zustehen. Schmunzelnd erklärt er: „Bei den Ashanti darf jeder Mann so viele Frauen haben, wie er ernähren kann. Aber ich bin glücklich verheiratet und hätte sicher Ärger mit meiner Karin bekommen.“ Weiter berichtete er von seinen Erlebnissen in Afrika, unter anderem auch davon, wie er einige Tage unter Schimpansen lebte.
„Was macht den Menschen zum Mensch?“ Auch auf diese Frage habe er in Afrika Antworten gefunden. „Wir Menschen haben von Gott vier Geschenke bekommen, die sonst keine Kreatur hat“. Da wäre zuerst die Sprache, die Fähigkeit Gefühle, Gedanken in Worte zu fassen, mit Buchstaben alles ausdrücken zu können. „Ohne Sprache keine Entwicklung.“ An zweiter Stelle nannte Pawelzik das „Kultivieren“: „Nur wir können die Welt in der wir leben verändern. Wir können unsere Umwelt und Kultur gestalten. Der dritte Punkt sei die Religion. „Nur wir Menschen können uns nach oben orientieren.“ Nur Menschen haben das Bedürfnis, „das da oben noch was ist.“ Der letzte Punkt sei das Wissen um Gut und Böse. „Wir haben zwei Stimmen in uns, das gute und das schlechte Gewissen. Alle Menschen trügen im Prinzip die gleichen ethischen Werte in sich. „Das sind ungeheure Gaben, die wir Menschen von Gott geschenkt bekommen haben. Diese vier Möglichkeiten machen uns zu Menschen.“
Für das neue Jahr wünschte seine Königliche Hoheit, der König der Ashanti in Ghana, allen Gästen des Neujahrsempfang, dass sie diese vier Geschenke Gottes annehmen und in ihrem Leben lebendig werden lassen.