Für Klaus Metz hat das neueste Kunstwerk seiner Frau Heike enorme Bedeutung. "Es ist eine der wichtigsten Arbeiten, die ein Rhöner Bildhauer erstellte und die je aus der Rhön heraus gegangen ist." Besagtes Kunstwerk trägt den Titel "Turm der Erinnerung" und steht seit kurzem vor dem psychiatrischen Bezirkskrankenhaus in Lohr. Es ist ein Mahnmal der Erinnerung an Euthanasieopfer während der NS-Diktatur. An die 600 Patienten wurden von den Nationalsozialisten ab 1940 von Lohr aus verlegt und ermordet.
Ein Mahnmal zu NS-Verbrechen
"Das Leid, den Schrecken und das Morden künstlerisch darzustellen ist nicht möglich", beschrieb Heike Metz ihre ersten Überlegungen, als sie sich im Herbst vorigen Jahres im Rahmen des Bildhauersymposiums "Triennale Schweinfurt für zeitgenössische Kunst" an das Thema heranwagte. Vorgegeben war das Thema "Erinnerung", entstehen sollte ein Mahnmal für einen Ort der Erinnerung.
Heike Metz entschied sich eine übergeordnete Sicht einzunehmen und eine grundsätzliche Erinnerungskultur ihrem Kunstwerk zu Grunde zu legen. "Es ist wichtig, dass wir uns erinnern, dass betrifft unsere Geschichte wie auch ganz persönliche Lebensthemen." So entschied sie sich für einen nach oben steigenden Turm, der sich einerseits dynamisch nach oben streckt, aber auch scheinbar aus der Balance gerät, sich letztlich in ein imaginäres Lot einpendelt. Die Erinnerung als Turm, der einerseits einengt und festhält, aber auch bewahrt, im oberen Teil aber die Möglichkeit bietet den Blick zu weiten. Die Treppen am Turm legen sich wie eine Klammer um die Erinnerung, führen ins Leere oder stoßen an Wände.

"Wer sich der Erinnerung verweigert, ausweichen und sie nicht annehmen möchte, der läuft ins Leere oder stößt an Mauern", erklärt Heike Metz. "Ein Ausstieg aus der Erinnerung, somit ein Verdrängen führt immer in die Leere, in ein Nichts. Der Turm der Erinnerung ist somit ein Symbol für persönliches und gesellschaftliches Erinnern." Der Turm hat eine starke Oberflächenstruktur, die symbolisch dafür stehe, dass Erinnerung immer etwas lebendiges ist.
Kunstwerk als zeitlose Auseinandersetzung
Gerade die Erinnerung im Zusammenhang mit den Euthanasie-Opfern in Lohr sei so furchterregend, dass Heike Metz nicht in Grauen verharren wollte. Im oberen offenen Turmteil hat sie die Treppen in die Erinnerung integriert und sie weiten sich in die Höhe. Für Heike Metz ein Symbol der Annahme und letztlich Transzendenz. "Ich glaube an das Gute und einen guten Ausgang am Ende der Zeit." Für Klaus Metz ist das Kunstwerk seiner Frau eine "zeitlose Auseinandersetzung" mit dem Thema Erinnerung, das über Generationen hinweg seine Aussagekraft behalten werde.
Das Mahnmal wurde im Rahmen eines Festaktes Ende Juni seiner Bestimmung übergeben.Verbunden mit der Feierstunde sei auch eine Betrachtung des Themas Euthanasie in der NS-Zeit gegeben worden. Der Mediziner, Psychiater und Autor Michael von Cranach recherchiere die Geschichte der Ermordung seelisch, geistig und körperlich kranker Menschen, des sogenannten "lebensunwerten Lebens", im NS-Staat seit vielen Jahren. Die Gesamtzahl der Opfer bezifferte Cranach auf mindestens 270 000.
Auch wenn der Bronzeguss des Turms der Erinnerung nun in Lohr steht, das Gipsmodell hat Heike Metz behalten. Es besteht am kommenden Wochenende für alle Interessierten die Möglichkeit der Besichtigung im Rahmen der jährlichen Atelierausstellung bei Heike und Klaus Metz.

Klaus Metz zeigt neue Arbeiten "aus der Hüfte geschossen", die auf den ersten Blick unfertig wirken, in ihrer groben Struktur aber genau so gewollt sind. Es sind Darstellungen unterschiedlicher Tiere, mit der Kettensäge aus alten Eichenbalken geschnitten. Ihm sei es auch diesmal nicht darum gegangen, ein naturgetreues Abbild des Tiers zu schaffen, sondern eine Tiergestalt, die im unfertigen Zustand fertig ist.
Am Samstag, 6. Juli, und Sonntag, 7. Juli, stehen die Räume von Heike und Klaus Metz von 11 bis 18 Uhr allen Kunstinteressierten, Freunden und Gästen offen. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Lindenstraße 46, 97657 Langenleiten.