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RHÖN-GRABFELD: Wie Heu zu Geld gemacht wird

RHÖN-GRABFELD

Wie Heu zu Geld gemacht wird

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    Mit dem betriebseigenen Lkw holt Mario Fleischmann die Heuballen aus dem fränkischen Grabfeld ab. Das Heu wird als Futtergrundlage für die Wintermonate dringend benötigt.
    Mit dem betriebseigenen Lkw holt Mario Fleischmann die Heuballen aus dem fränkischen Grabfeld ab. Das Heu wird als Futtergrundlage für die Wintermonate dringend benötigt. Foto: FOTOs (2) Wolfgang Ruck

    Bauer Fleischmann besorgt sich das Heu von Landwirtskollegen zwischen Mellrichstadt und Bad Königshofen. Die Mühe und den weiten Transport nimmt er in Kauf, denn ohne das Heu aus dem Fränkischen kämen seine Rinderherden nicht über den Winter.

    An einem Tag im August haben wir einen solchen Heutransport nach Thüringen begleitet und uns einen Eindruck von diesem nicht ganz alltäglichen Bauernhof verschafft. Der Betrieb von Fleischmann ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Insgesamt werden 240 Hektar Grünland bewirtschaftet. 180 Hektar davon dienen ganzjährig als Weide; etwa 60 Hektar werden einmal im Jahr gemäht und zur Heugewinnung genutzt.

    130 Mutterkühe

    Auf derzeit elf Koppeln verteilt werden 130 Mutterkühe plus Nachzucht gehalten. Hinzu kommt ein fünf Hektar großes Gehege, in dem Damwild anzutreffen ist. 35 Alttiere mit ihren Kälbern und zwei Damhirsche wollen versorgt werden. Die Flächen des Betriebes liegen sehr verstreut auf einer Höhenlage von 450 bis gut 800 Metern über dem Meeresspiegel. Wenn Mario Fleischmann mit seinem Jeep eine Rundfahrt über die Koppeln macht, kommen schnell 100 Kilometer zusammen, denn die Weiden erstrecken sich von Dietzhausen bis nach Oberhof. Aufgrund des rauen Klimas, der weiten Entfernungen und der teilweise sehr kleinen Parzellen, ist für Fleischmann die Bewirtschaftung des Betriebes nicht gerade leicht. Drei festangestellte Mitarbeiter helfen ihm dabei. Seine Frau und seine Mutter kümmern sich um den Hofladen, in dem die selbst hergestellten Erzeugnisse wie Wurst und Schinken direkt vermarktet werden.

    Schon 1990 hat Fleischmanns Vater den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und mit dem Aufbau des landwirtschaftlichen Betriebes begonnen. Nach seiner Ausbildung stieg der gelernte Pflanzenbauer Mario Fleischmann in den Betrieb mit ein. Trotz der schwierigen natürlichen Voraussetzungen und des hohen Arbeitsanfalls, hat er den Schritt nie bereut. Er schätzt es, sein eigener Herr zu sein und tagtäglich vor neuen Herausforderungen zu stehen.

    Mittlerweile hat man sich einen festen Kundenstamm aufgebaut, der im Hofladen Fleisch- und Wurstwaren kauft. Selbst aus dem 60 Kilometer entfernten Erfurt kommen Feinschmecker und kaufen sich in Bernbach ihren Schinken.

    Man zeigt sich offen für Gäste. Dies wird deutlich beim jährlichen Weide-Abtriebs-Fest. Genau betrachtet ist das Spektakel eigentlich kein Weideabtrieb, denn die Tiere werden nur für das Fest geschmückt und von der Weide ins Tal getrieben. Nach den Feierlichkeiten kommen die Rinder wieder auf die Koppel, wo sie auch den Winter verbringen. Heuer geht die Veranstaltung am 5. Oktober in Zella-Mehlis über die Bühne. Tausende Besucher erleben so Jahr für Jahr Landwirtschaft zum Anfassen.

    Die Kühe müssen mit dem zufrieden sein, was auf der Wiese wächst“

    Mario Fleischmann über seine natürliche Tier-Ernährung

    Mario Fleischmann ist auch in anderer Hinsicht ein nicht alltäglicher Landwirt: Er pachtet die kargen Flächen auf den Höhen des Thüringer Waldes und führt diese einer nachhaltigen und sinnvollen Nutzung zu. „Außer Gras wächst hier oben eh nichts“, erzählt der 39-jährige, denn unter der höchstens 15 Zentimeter starken, sandigen Bodenschicht ist schon der blanke Fels.

    Mit der Beweidung durch die Rinderherden und das Damwild leistet der Landwirt einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege. Würden Fleischmanns Tiere die Bergwiesen nicht abgrasen, wäre die Landschaft innerhalb weniger Jahre verbuscht. An Fleischmanns Tiere wird grundsätzlich kein Kraftfutter verabreicht. „Die Kühe müssen mit dem zufrieden sein, was auf der Wiese wächst“, erzählt der Landwirt. Im Winter allerdings werden Rüben und Heu zugefüttert. Das in Bayern zugekaufte Heu wird als Vorrat für die Wintermonate dringend benötigt. Schließlich brauchen die Rinderherden in der kalten Jahreszeit rund 1200 Rundballen Heu zur Ergänzung.

    Gehalten werden überwiegend Kühe der Rasse Salers und Charolais. Diese Rinderrassen betrachtet Fleischmann als besonders geeignet für diese extensive Form der Weidehaltung. Die Rassen sind robust und zeichnen sich durch beste Fleischqualität aus.

    Landwirtschaft, das zeigt dieses Beispiel, muss neue und innovative Wege gehen, um an die jeweilige Region angepasst ihre Nische zu finden.

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