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RHÖN: Wie indische Christen die Auferstehung feiern

RHÖN

Wie indische Christen die Auferstehung feiern

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    Die Kirchen sind immer voll: Die Christen machen in der Gesamtbevölkerung Indiens gerade einmal 2,5 Prozent aus und doch ist das Osterfest in den Regionen, in denen sie leben, natürlich sehr wichtig.
    Die Kirchen sind immer voll: Die Christen machen in der Gesamtbevölkerung Indiens gerade einmal 2,5 Prozent aus und doch ist das Osterfest in den Regionen, in denen sie leben, natürlich sehr wichtig. Foto: Foto: Ricarda Eckert

    Ostern ist auch in Indien das zentrale christliche Fest, doch die Bräuche, Gesänge und Gebete weichen von denen, die in Europa üblich sind ab. Pater Augustin Parambakathu ist Inder. Er arbeitet als Kaplan in der Pfarreiengemeinschaft „Am Kreuzberg, Bischofsheim/Rhön” und ist Jugendpfarrer für die kirchliche Jugendarbeit im Landkreis Rhön-Grabfeld.

    Er hat den Vergleich zwischen deutschen und indischen Bräuchen. In einem Vortrag nahm er die Zuhörer förmlich mit in sein Heimatland, führte mit eindrucksvollen Bildern durch die Karwoche und Osterzeit und vermittelte einen Einblick in die andere Kultur.

    „Indien ist kein christliches Land, es ist ein multireligiöses Land, mehrere Religionen leben hier zusammen“, machte er zu Beginn deutlich. „Auch wenn das Land zu 80 Prozent vom Hinduismus geprägt ist, ist der christliche Glaube seit 2000 Jahren in Indien beheimatet.“

    Der Legende zu Folge kam der Apostel Thomas mit seinen Anhängern nach Indien. Daher nennen sich die indischen Christen „St. Thomas Christen“, zu denen zählt sich auch Pater Augustin. Vor allem in seiner Heimat, im indischen Bundesstaat Kerala, sind sie weit vertreten. In Indien sind sie mit 2,5 Prozent eine Minderheit. Allerdings sind es nicht nur St. Thomas Christen, sondern auch Christen der orientalischen Riten und römisch-katholische Christen.

    Der Islam wächst in Indien stark. „Christen sind rückläufig, in 100 Jahren werden die St. Thomas Christen in Kerala ausgestorben sein“, befürchtet Pater Augustin. „Die meisten Priester und Ordensmänner in Deutschland stammen aus Kerala. Im Bistum Würzburg sind zurzeit 24 Inder, 23 sind aus Kerala.“

    Die Osterfeierlichkeiten in Indien beginnen mit dem Palmsonntag. Allerdings werden keine Weidenkätzchenzweige, sondern Kokospalmzweige getragen. Pater Augustin zeigte einen Film, wie eine Palmsonntagsprozession in Indien abgehalten wird. Die Menschen drängen sich dicht an dicht, in den Händen die Kokospalmzweige, die Musik mutet fremdländisch an ebenso wie die Gesänge und Gebetsrhythmen.

    „Die Kirchen in Indien sind immer voll egal ob werktags oder am Feiertag“, berichtete Pater Augustin. „So ein Festgottesdienst zum Palmsonntag dauert über zwei Stunden. Viele Gebete, viele Wiederholungen und Gesänge, prägen einen Gottesdienst nach der St. Thomas Liturgie.“

    Auch das Verteilen der Kommunion dauere eine ganze Weile, da in Indien keine Laien als Kommunionhelfer eingesetzt werden. „Es ist eine sehr konservative Kirche, die aber anderen Religionen gegenüber aufgeschlossen ist. Pastoral- und Gemeindereferenten gibt es keine. In Indien gibt es genügend Priester.“

    Die Fußwaschung am Gründonnerstag ist selbstverständliches Element der Karwoche. Die Karfreitagsliturgie beginnt morgens um 10 Uhr und ist häufig verbunden mit einer Wallfahrt. Mit vielen Liedern und Gebeten wird der Kreuzweg begangen. „Es sind ganz andere Texte und Melodien, als wir sie in Deutschland kennen“, so Pater Augustin. In vielen Gemeinden ist es üblich, dass eine Christusfigur vor dem Altar liegt, und die Menschen deren Füße küssen.

    Der Karfreitag ist der Tag der großen Stille, es gibt kein Glockengeläut und es wird gefastet. Auch Hindus und Muslime halten die Stille ein. „Es ist ein respektvolles Miteinander. Allerdings gibt es aber auch Gegenden mit Christenverfolgung und religiösen Spannungen, das sind aber nur kleine Teilgebiete.“

    Am Karsamstag beginnt die Liturgie am Morgen, der Rest des Tages ist es stiller Tag. Eine Osterliturgie am Abend ist in Indien unbekannt. In der Osternacht um 3 Uhr beginnt der Auferstehungsgottesdienst, der bis zu drei Stunden dauert.

    Nach dem Ostersonntag beginnt auch schon gleich wieder der Alltag. Einen zweiten Osterfeiertag gibt es in Indien nicht. „Die Kinder müssen wieder in die Schule.“ Abgeschlossen werden die Osterfeierlichkeiten am Sonntag nach Ostern mit einem großen Festtag.

    Was bei uns an Ostern so üblich ist, Ostereier, Osterhase und Osterdekorationen hat in Indien keine Tradition. Doch seit 20 Jahren finden auch diese westlichen Elemente Eingang in die indischen Familien.

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