Die Androhung der Hildburghäuser und Sonneberger Landräte, die geplante Landkreisreform in Thüringen nicht mitzutragen und stattdessen mit ihren Landkreisen nach Bayern zu wechseln, ist in Südthüringen seit Wochen Dauerthema.
Dass die Debatte in Bad Königshofens Partnerstadt Römhild angekommen ist und dort auch an den Stammtischen die Oberhoheit gewonnen hat, kann Willi Siebert nur bestätigen. „Es wird in der Stadt viel diskutiert über einen Wechsel unseres Landkreises nach Bayern“, so der 58-jährige Gastwirt, der in Stadtmitte das Café und Restaurant „Altfränkischer Hof“ betreibt. Auch bei seinen Stammgästen sei es seit Tagen das Topthema schlechthin.
Dass er lieber heute als morgen ein Franke wäre, daraus macht Willi Siebert kein Geheimnis. „Ich bin hundert pro für einen Wechsel nach Bayern und fest davon überzeugt, dass auch andere so denken.“ Viele Südthüringer fühlten sich von der Landesregierung vernachlässigt und wie das letzte Rad am Wagen. „Das war schon zu DDR-Zeiten so“, meint er. Jedenfalls spreche aus historischen Gründen mehr für eine Zugehörigkeit zu Bayern und somit zu Franken als zu Thüringen. „Wir waren doch früher auch Franken und sprechen die gleiche Sprache.“ Deshalb habe er seinem 1979 erworbenen und vor 350 Jahren im fränkischen Fachwerkstil errichteten Gasthaus gleich nach der Wende den Namen „Altfränkischer Hof“ gegeben.
Schuss in Richtung Erfurt
Dass sich nicht nur in Römhild, sondern auch in der Kreishauptstadt Hildburghausen viele Menschen mit einem Wechsel nach Bayern anfreunden könnten, davon ist der Leiter des dortigen Stadtmuseums überzeugt, der den Namen von Bad Königshofens Partnerstadt trägt. „Ich glaube aber, dass sich dadurch hier bei uns nicht viel ändern würde,“ meint Michael Römhild. „Wir wären ja auch nach einem Wechsel wieder in einer Randlage.“ Die Androhung der beiden Landräte, nach Bayern zu wechseln, verstehe er als Warnschuss in Richtung Landeshauptstadt Erfurt.
Dass allein schon ein vor knapp 200 Jahren stattgefundenes Großereignis einen Wechsel des Landkreises Hildburghausen nach Bayern rechtfertigen würde, kann man sich in Michael Römhilds Museum mit eigenen Augen ansehen. Dort hängt ein Gemälde von Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen, für das sich kürzlich auch ein TV-Team des Bayerischen Fernsehens interessierte. Grund: Das Oktoberfest auf der Theresienwiese in München geht auf die 1819 gefeierte Hochzeit zwischen dem bayerischen König Ludwig I. und eben dieser Prinzessin zurück. „Ich war sehr überrascht, als die Fernsehleute plötzlich vor mir standen und ich ihnen diese Geschichte erzählen sollte“, so Römhild.
Der Beitrag lief vor wenigen Tagen in „Quer“, einem populären, von Christoph Süß moderierten BR-Magazin. „Die Prinzessin ist halt unser schönster Exportartikel“, lacht Michael Römhild, der das Stadtmuseum in Hildburghausen seit 1999 leitet und dort bereits zu DDR-Zeiten arbeitete. „Schon damals musste ich den Museumsbesuchern erklären, warum es ohne die Prinzessin aus Hildburghausen kein Münchner Oktoberfest geben würde.“
Landkreisreform geplant
In Thüringen ist eine Landkreisreform geplant. Die Landkreise Hildburghausen und Sonneberg sollen mit Suhl und Schmalkalden-Meiningen zu einem Großkreis vereinigt werden. die CDU-Landräte Thomas Müller (Hildburghausen) und Christine Zitzmann (Sonneberg) wollen das nicht hinnehmen und drohen mit einem Wechsel ihrer Landkreise ins benachbarte Bayern, nachdem die Verbindungen dorthin traditionell sehr gut sind. Landkreise können sich allerdings nicht so ohne weiteres das Land aussuchen. Das ginge nur mit einem Staatsvertrag der Länder, außerdem müssten in Bayern und Thüringen Volksentscheide stattfinden.