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TRAPPSTADT: Willkommen, Mr. Botschafter!

TRAPPSTADT

Willkommen, Mr. Botschafter!

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    Farbenfrohes Willkommen: Sichtlichen Spaß hatte US-Botschafter Philip D. Murphy (im Gespräch mit Bürgermeister Kurt Mauer) bei seinem Besuch in Trappstadt. Dabei waren auch CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär (links), Konsul William E. Moeller, der links neben Landrat Thomas Habermann in der Parade läuft.
    Farbenfrohes Willkommen: Sichtlichen Spaß hatte US-Botschafter Philip D. Murphy (im Gespräch mit Bürgermeister Kurt Mauer) bei seinem Besuch in Trappstadt. Dabei waren auch CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär (links), Konsul William E. Moeller, der links neben Landrat Thomas Habermann in der Parade läuft. Foto: Fotos (4): Gerhard Fischer

    „Wow“ ist der erste Ausruf, zu dem sich Philip D. Murphy hingerissen fühlt, als er der schwarzen, abgedunkelten Edellimousine entsteigt. Die Lkw, die ansonsten unter dem Torhaus hindurchbrummen würden, müssen warten an diesem Donnerstagmittag. Wenn der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika die Grabfelder Marktgemeinde besucht, herrschen andere Gesetze.

    Die Aufregung bei Bürgermeister Kurt Mauer vor dem Erscheinen des wichtigsten Vertreters der USA in der Bundesrepublik ist heller Freude und einem gewissen Stolz gewichen. Und Mister Murphy nimmt in seiner lässigen Art auch sofort jede Spannung aus der Begegnung.

    Claudia Eschenbach hat ihre Kindergartengruppe bestens vorbereitet. Ein Dutzend Kinder schwenkt amerikanische und deutsche Fahnen. „Willkommen“ heißt das Kinderlied, das sie für den berühmten Mann einstudiert haben. „Fantastisch“ ruft Botschafter Murphy den Kindern zu. Er herzt das eine oder andere und stellt sich sogleich in die Mitte der Kinderschar für ein Gruppenfoto.

    Ein Blick auf die andere Straßenseite, und der aufmerksame Botschafter entdeckt einen Zaungast. „Ich liebe ihre Hut“, ruft Obamas Mann in Deutschland dem Mann zu, der ihn ganz überrascht sogleich abnimmt.

    Die Stimmung ist recht amerikanisch an diesem sonnigen Mittag in Trappstadt. Nach und nach finden sich Einwohner ein, um einen Blick auf den bedeutungsvollen Gast zu erhaschen. Gut bewacht sind Murphy und sein Kollege, Wirtschaftskonsul William E. Moeller aus München, aber man kommt doch nahe ran an die prominenten Besucher.

    „Fantastisch, absolutely!“, kommt es immer wieder aus der Kehle des US-Botschafters, dem es eine große Ehre und Freude ist, Trappstadt einen Besuch abzustatten. Damit wird eine Einladung angenommen, die die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär schon vor längerer Zeit ausgesprochen hat. Botschafter Murphy war vor seinem Diplomatenamt 23 Jahre bei der Investment-Bank Goldman & Sachs beschäftigt, zuletzt als Senior Director.

    Der Gründer des Finanzinstituts wiederum, Marcus Goldmann, stammt aus Trappstadt. Auch sein Kollege Joseph Sachs lebte nachweislich in Rhön-Grabfeld Die Entdeckung dieser historischen Tatsache hatte vor einigen Jahren für Furore gesorgt. Bürgermeister Kurt Mauer hatte es sich nicht nehmen lassen und war mit seiner Familie im September 2008 nach New York in die Bankzentrale an der 85 Broad Street gereist, um dort einige Dokumente zu überbringen.

    „Ich werde dem Goldman-Chef später eine Email schicken, dass ich hier in Trappstadt gewesen bin“, versicherte Murphy sogleich. Er hörte interessiert zu, als Kurt Mauer einige grundlegende Daten zur Marktgemeinde nannte und auch von der Zeit erzählte, als Marcus Goldmann seine Kindheit in Trappstadt verbrachte. 1821 wurde Goldmann in der Grabfeldgemeinde geboren und lebte mit seinen Eltern, die Viehhändler waren, in der Hauptstraße 9. 1848 verließ Goldmann jedoch das Grabfeld und versuchte sein Glück in New York. Mit seinem Schwiegersohn Samuel Sachs gründete er jene Bank, die zu den wichtigsten investment-Banken der Welt gehört. Samuels Vater Joseph Sachs wiederum stammte aus Rödelmaier.

    Die Stelle, an der das Geburtshaus von Marcus Goldmann stand, besuchte der Botschafter natürlich auch. Allerdings wurde das Gebäude 1976 abgerissen. Heute lebt Rudolf Reder, der das alte Anwesen noch bewohnt hatte, in einem Neubau, das alte Haus war irgendwann zu klein für seine vielköpfige Familie. Über den freundlichen Händedruck durch den US-Botschafter freute sich Reder aber sichtlich. Reder wusste aber von einer geheimnisvollen Kiste zu berichten, die möglicherweise noch aus dem Nachlass der Goldmanns stammt. Der Kreisarchivar soll sich ihrer nun annehmen, wie Landrat Thomas Habermann vorschlug, der zusammen mit Dorothee Bär den Botschafter durch Rhön-Grabfeld begleitete. Kurt Mauer freute sich jedenfalls mächtig, dass Dorothee Bär diesen Besuch arrangiert hat. Von Landrat Thomas Habermann kam das Lob an Mauer und die Bürger Trappstadts zurück, die dem Diplomaten einen so herzlichen und unverkrampften Empfang bereitet hätten. Der hatte den Trappstädtern ein kleines Geschenk gemacht und ihre Marktgemeinde gleich zur „Stadt“ erhoben, was nicht weiter dementiert wurde. Eine ganze Stunde nimmt sich Murphy für Trappstadt Zeit. Dann rauschen die Limousinen weiter. Dabei hat Murphy nun Bilder von der Zeit Trappstadts aus Goldmanns Zeiten und eine Kopie der Geburtsurkunde Marcus Goldmanns nebst einem Bierglas mit Trappstädter Wappen.

    ONLINE-TIPP

    Viele Bilder vom Besuch des US-Botschafters im Internet: rhoengrabfeld.mainpost.de

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