In 144 Tagen mit dem Wohnmobil nach China: Kerstin Hüllmandel, die ursprünglich aus Unsleben stammt, und ihr Lebensgefährte Albert Knaus brechen vom 26. April bis 15. November zu einem Abenteuer auf. Die Betreiber des „Historischen Pfarrhofs“ in Mönchsondheim (Lkr. Kitzingen) machen derzeit in Spanien Urlaub und kennen sich mit spektakulären Reisen aus: Vor einigen Jahren absolvierten sie einen Pilgerritt nach Santiago de Compostela. Fragen an das reiselustige Paar vor der Abfahrt ins Reich der Mitte.
An unsere Pilgertour 2004 nach Santiago de Compostela denken wir gerne zurück, weil . . .
Kerstin Hüllmandel: . . . es ein unvergessliches Abenteuer war, das man nicht kopieren kann. Wir werden davon unser Leben lang zehren. Es hat uns und unsere zwei Pferde, Lavella und Diabolo, und natürlich unsere Hündin Ferdinand – die leider mit 14 Jahren eingeschläfert werden musste – zu einem unverwüstlichen Team zusammengeschweißt.
„Je mehr man nachdenkt, umso mehr geht schief.“
Kerstin Hüllmandel über die Reisevorbereitungen
Woher kommt die Abenteuerlust?
Knaus: Jedes Jahr nach Spanien zu fahren, ist zwar schön, aber wir brauchen doch ab und zu einen oder viele Adrenalin-Kicks. Wir haben immer einmal eine Ruhephase, in der wir aber sofort wieder anfangen, irgendein Event oder eine Reise zu planen.
Die Idee, jetzt China in Angriff zu nehmen . . .
Hüllmandel: . . . kam etwas über Umwege. Unser erstes Fernreiseziel war eigentlich, die Panamericana zu fahren. Das scheiterte an unserem Hund, es waren leider keine Tiere erlaubt. Dann haben wir uns vorgenommen, nach Südafrika zur Fußballweltmeisterschaft zu fahren, das scheiterte an unserem leider zu großen und zu schweren Reisemobil. Aber wir waren so im Reisefieber und insgeheim wollte Albert immer nach Sibirien und an den Baikalsee. Ich habe mir immer vorgenommen, in Peking einmal an einer Bude oder auf dem Markt Skorpione am Spieß zu essen. Aber mit dem Reisemobil dorthin fahren – das fanden wir verrückt. Dann haben wir eine Tour gesehen, die zum Baikalsee führte und auf ähnlichem Weg wieder zurück. Da habe ich gedacht: Die paar Kilometer könnten wir ja noch weiter nach Peking fahren.
Von der Reise versprechen wir uns . . .
Knaus: Viele unvergessliche Eindrücke, neue Kulturen, neue Freunde.
Die Vorbereitung für das Unternehmen China. . .
Hüllmandel: . . . laufen im Urlaub in Spanien an. Wir erstellen Lebensmittellisten, und Listen für alles, was man in Usbekistan, China und der Mongolei nicht kaufen kann.
China fasziniert uns, weil...
Hüllmandel: . . . es so riesig und mächtig ist. Die Menschen sind bescheiden und doch zufrieden.
Wie lange dauert die Reise?
Knaus: Wenn alles glatt läuft: sechs Monate.
In Kilometern bedeutet das . . .
Knaus: . . . um die 30 000.
Denken Sie oft darüber nach, was alles schiefgehen kann?
Hüllmandel: Ja, oft. Aber je mehr man nachdenkt, umso mehr geht schief. Vielleicht können wir uns mehr Gelassenheit von den Chinesen oder den Mongolen abschauen.
Worauf freuen Sie sich besonders?
Hüllmandel: Auf jedes einzelne Land, das wir durchqueren werden.
Gibt es schon weitere Ideen für die Zeit nach China?
Hüllmandel: Die Liste ist sehr lang. Nächstes Jahr haben wir uns, nach Alberts 70. Geburtstag, vorgenommen, den Pilgerweg noch einmal – nur wir zwei, ohne Tiere – von Mönchsondheim nach Santiago de Compostela zu laufen. Das wollen wir möglichst in fünf Monaten schaffen . . .
Albert Knaus und Kerstin Hüllmandel
Historischer Pfarrhof: Albert Knaus kaufte 1987 den 1703 erbauten Pfarrhof in Mönchsondheim (Lkr. Kitzingen). Dieser wurde mit der Zeit zu einem Anlaufpunkt für Wanderreiter. Angeboten werden auch Übernachtungen im Stroh. Der 69-Jährige betreibt den Pfarrhof zusammen mit seiner Lebensgefährtin Kerstin Hüllmandel. Mehr Infos im Internet: www.historischer-pfarrhof.de. Werdegang: Albert Knaus gehörten Teile der gleichnamigen Caravan-Fabrik. Er trennte sich vor etwa 15 Jahren von seinen Gesellschaftsanteilen, um ein „zweites Leben“ als Wanderreiter zu beginnen.
Kerstin Hüllmandel: Die 35-Jährige stieg vor rund 13 Jahren aus ihrem "normalen Leben" in der Rhön (Unsleben) als Bürokauffrau aus. Knaus und sie „entdeckten sich“ vor einigen Jahren auf einem Wanderritt. Nach einer Zwischenzeit bei der Bundesmarine ist Hüllmandel nun im Historischen Pfarrhof an Knaus' Seite. Mit ihm macht sie zu Fuß, auf dem Pferd und mit dem Reisemobil die Welt unsicher. Wanderreiten als Passion: Mit dem Naturpark Steigerwald und der Mainregion liegen begehrte Reitgebiete vor der Haustür der Mönchsondheimer. Doch das Paar zieht es auch immer wieder in die Ferne. 1999: Ritt von München nach Venedig (890 Kilometer), 2001: Deutschlandritt von Würzburg nach Rügen und auf die Insel Hiddensee (1300 Kilometer), 2003: Wien (900 Kilometer), 2004: Santiago de Compostela (3300 Kilometer), 2005: Schweiz, 2006: Ostpreußen, 2007 Europäisches Wanderreitertreffen Frankreich, 2011: Mittelmeerumrundung, 2012: Baltische Staaten, Russland, Finnland, Norwegen, Dänemark. Stiftung: Zu seinem 60. Geburtstag gründete Albert Knaus eine Stiftung für Pferdesport, die seinen Namen trägt. Damit sollen Menschen unterstützt werden, die sich für den Pferde-Freizeitsport in Europa engagieren. Allein in Deutschland gibt es laut der Stiftung 8,7 Millionen Pferdesport-begeisterte Menschen über 14 Jahre. Fw