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Wirklich sagenhaft, diese Erlebnisnacht

Mellrichstadt

Wirklich sagenhaft, diese Erlebnisnacht

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    Gruseliges Mellerschrt: Drei Fakire
speiten Flammen und entfachten
so Begeisterung.
    Gruseliges Mellerschrt: Drei Fakire speiten Flammen und entfachten so Begeisterung. Foto: FOTO FEDERLEIN

    Überraschend viele Besucher, etwa 80 an der Zahl, haben sich am Samstagabend im Heimatmuseum, dem Salzhaus, eingefunden. Im Rahmen der begeistert aufgenommen Erlebnisnacht las Rudolf Mauder hier Sagen aus der Mellrichstädter Gegend vor. Vermutungen und Erklärungen über Entstehung dieser zum Teil spannenden und schauerlichen Geschichten lieferte der Museumsleiter auf seine unnachahmlich humorvolle Weise gleich mit.

    Die Mellrichstädter Sagen, in früheren Zeiten in Spinn- und Lichtstuben erzählt und weitergegeben, sind in den 60-er Jahren von Max Schweser gesammelt und aufgeschrieben worden. Überlieferter germanischer Götterglaube, historische Ereignisse, Teufel-, Hexen- und Gespensterglaube sind in den Kern einer Sage mit eingeflossen.

    Mit dem "Grüsse Hond vürm Saalzhaus" begann der buchstäblich sagenhafte Abend: Um Mitternacht, zur Geisterstunde soll sich früher ein unheimlich großer Hund vor dem Salzhaus herumgetrieben haben. Dieses war auch eine Lieblings-Sage Max Schwesers, der davon auch ein Gedicht in Mellrichstädter Mundart verfasst hat. In diesem Sagen-Gedicht wird erzählt, wie es ein Bürger mit diesem unheimlichen Tier aufgenommen und den Hund mit einem "Tritt in den Orsch" bezwungen haben will. Das erzählte er jedenfalls beim Zechen im "Grünen Baum". Ein geschichtlicher Kern und volksmythologische Wesen wie zum Beispiel Hexen, Teufel, Zwerge, sind die Themen, aus denen Sagen gemacht sind. Mauder hat sich überlegt, wie diese Sagen entstanden sind und erläuterte auch seine Schlussfolgerungen dazu. Der Hund, der am Salzhaus sein Unwesen getrieben haben soll - über einen feurigen Drachen ist hier ebenfalls eine Sage überliefert - diente vermutlich der Abschreckung. Zehn Jahre nach dem 30-Jährigen Krieg erbaut, diente das Gebäude als Salz-Lagerstätte. Dieses "weiße Gold" war sehr wertvoll und deshalb sehr teuer. Gitter am Haus, das eher einem Gefängnis gleicht, sollten Einstiege und Diebstähle verhindern. Ein viel besseres Mittel, um solche "Einstiege" zu verhindern, waren die Schauergeschichten, die wegen des tief verwurzelten Aberglaubens bewirken sollten, dass niemand "auf dumme Gedanken" kommt.

    Eine weitere Sage, die - besonders den Kindern - Angst machen sollte, war die über den großen Fisch im Frickenhäuser See. Nur eine einzige Schuppe dieses Exemplars soll so groß wie ein "zinnerner Teller" gewesen sein. Diese Sage sollte vor dem Baden oder gar dem Eintauchen in dieses nicht ungefährliche Gewässer warnen. "Aber", so Mauder, "an den Haaren herbeigezogen ist die Geschichte nicht". Zum Beweis hielt er ein Foto in Händen, dass einen Wels zeigt, der im Mai 2001 im See gefangen wurde. Der 1,52 Meter lange Riesenfisch brachte 27 Kilogramm auf die Waage. Beeindruckend war auch der präparierte Kopf dieses Welses, den Mauder aus der Truhe holte und dem staunenden Publikum zeigte.

    Ein kleines unscheinbares Steinkreuz neben einem großen an der alten Hendunger Straße ist der Anlass für eine "reine Spekulation" Mauders über eine weitere Sage. Sonderbare, stark verwitterte Spuren, oben auf dem Kreuzstamm eingemeißelt, könnten auf einen Schlüsselbund schließen lassen. Neben Lehrer und Pfarrer waren eigentlich nur noch die Pfarrersköchinnen "Schlüsselfiguren". Mauder leitete auf die Sage der beiden Pfarrersköchinnen von Hendungen und Mellrichstadt hin. "Der Teufel säte Zwietracht unter die befreundeten Frauen und auf der so genannten Schinderei, dem Berg, brach unter den sonst wohlgesinnten Köchinnen ein heftiger Streit aus", zitierte Mauder, "dass sie sich schließlich mit ihren großen Schlüsselbunden so mörderisch traktierten, dass sie beide tot am Platze liegen blieben".

    Nach Max Schweser sind diese eingemeißelten Schlüsselbünde wohl als Steinmetzzeichen deutbar, erläuterte Mauder und rehabilitierte den Berufsstand der Pfarrersköchinnen. Nachforschungen zufolge stand dieses Kreuz ursprünglich am Bahraer Pfad, wo 1626 der Doktor der Theologie und Pfarrer von Merkershausen ermordet wurde.

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    Rudolf Mauder war von der großen Besucherresonanz völlig überrascht. Die vorgesehenen Plätze im Obergeschoss des Salzhauses reichten bei weitem nicht aus. Der Kommentar des Museumsleiters: "Das nächste Mal gehen wir in die Oskar-Herbig-Halle".

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