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BAD NEUSTADT: Wirtshaus im Wandel der Zeit

BAD NEUSTADT

Wirtshaus im Wandel der Zeit

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    Rauchende Schlote: Von offensichtlich positivem Geschäftsgang kündet diese Darstellung der ehemaligen Brauereigebäude in der Roßmarktstraße. Am rechten Bildrand ist auch die Rathschenke zu sehen.
    Rauchende Schlote: Von offensichtlich positivem Geschäftsgang kündet diese Darstellung der ehemaligen Brauereigebäude in der Roßmarktstraße. Am rechten Bildrand ist auch die Rathschenke zu sehen. Foto: SCaN: Petzold

    Es gibt Jubiläen, die geraten fast in Vergessenheit, weil das Objekt, das es zu feiern gilt, im Grunde zeitlos erscheint, quasi schon immer da ist. Die Rathschenke in der Roßmarktstraße ist so ein Fall. Die 150 Jahre sieht man der einstigen Bauerei-Wirtschaft der Karmeliterbräu jedenfalls nicht an.

    In den Gasträumen gibt es kaum Hinweise auf die lange Tradition. Alte Bierkrüge und andere Gegenstände, die sich normalerweise in Gaststätten mit Geschichte finden, stehen wahrscheinlich in den Wohnzimmervitrinen der Nachkommen US-amerikanischer Weltkriegsveteranen. Denn unter den GIs, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs dort für kurze Zeit untergebracht waren, standen „Souvenirs from Bavaria“ hoch im Kurs.

    Und weil weder in der Brauerei noch im Stadtarchiv Unterlagen über die Geschichte des Hauses zu finden sind, so ist man denn bei der Spurensuche nur auf das Gedächtnis der Lebenden angewiesen. Prädestiniert wären hier die Mitglieder des Dienstags-Stammtischs, der einst mit gut 70 Mitgliedern größte seiner Art in der Rathschenke. Aber auch in dieser illustren Reihe findet sich niemand, der viel über die Geschichte des Hauses weiß. Rathschenken-Inhaber Matthias Seit kann die Reihe der Wirte immerhin gut 60 Jahre zurückverfolgen. Berg, Dotterweich und Krischke sind die Namen, die ihm einfallen.

    Wer davor am Zapfhahn stand, bleibt im Dunklen. Nur eines ist verbrieft: 1839 hatte der damalige Bad Neustädter Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Josef Bauer von der Stadt das ehemalige Brauhaus der Karmeliter gekauft und 1862 dort ein Wohnhaus mit Kegelbahn und Hofraum erbaut. Auf dieses Datum bezieht sich jetzt das Jubiläum.

    Seit immerhin 17 Jahren bekocht Matthias Seit die Gäste in der Wirtschaft, die für ihre fränkischen Spezialitäten sowie Wild- und Fischgerichte bekannt ist. Zunächst als Pächter und seit 2005 als Eigentümer. Drei Bedienungen und fünf Personen in der Küche zählen zur Belegschaft. Unter ihnen Antje Engstler, die schon bei Seits Vorgänger Dotterweich den Gästen Essen und Getränke brachte.

    Mit gemischten Gefühlen erinnert sich Seit an die Anfangsjahre. Sehr beliebt war die Rathschenke nicht nur bei den Stammtischlern, sondern auch bei Kurgästen, die Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts noch recht zahlreich in den Stadtteil Bad Neuhaus kamen. Bis zur Gesetzesreform des damaligen Bundesgesundheitsministers Horst Seehofer. „Innerhalb eines Vierteljahres war es mit den Gästen vorbei“, blickt Seit zurück.

    Bis sich er einen Namen gemacht hatte, dauerte es ein paar Jahre. Nicht gerade förderlich für Seit, der zuvor im Seniorenheim der Vill'schen-Stiftung gekocht hatte, waren in dieser Zeit der Abriss der alten Brauereigebäude neben der Rathschenke und die Bauarbeiten zur Errichtung des Arbeitsamtes an gleicher Stelle. Längst hat sich der kochende Chef aber etabliert, betreibt nebenbei mit seiner Lebensgefährtin Beate Dolag noch ein Essen-auf-Rädern-Angebot mit gut 80 Kunden und ein Bistro am Marktplatz. Mehr als einmal in den vergangenen 150 Jahren wechselte die Rathschenke den Inhaber. 1874 veräußerte Johann Bauer, der 1838 die Brauerei von der Kirche gekauft hatte, Wirtschaft und Brauerei an die Familie Endres. Durch Einheirat wurde die Familie Brust 1923 Mitinhaber. 2005 kaufte dann Matthias Seit die Rathschenke. Häufig wurde die Gasstätte umgebaut. Sogar eine Kegelbahn beherbergte sie über längere Zeit. Doch dies ist ebenso Geschichte wie jener Brauch, als noch die Karmeliter-Mönche das Bier brauten und jedem müden Wanderer eine Suppe und ein Maß Bier kredenzten. Zumindest ein wenig pflegt Seit diese Tradition heute noch. Wenn Handwerksburschen auf der Walz bei ihm vorstellig werden und brav ihren Spruch aufsagen, dann gibt es ein Essen und ein Getränk für Gottes Lohn.

    Das Rathschenken-Team: (von links) Beate Dolag, Christian Sopp, Inhaber Matthias Seit, Vera Reich, Antje Engstler und Lidia Styrz. Auf dem Bild fehlt Sabine Mähler.
    Das Rathschenken-Team: (von links) Beate Dolag, Christian Sopp, Inhaber Matthias Seit, Vera Reich, Antje Engstler und Lidia Styrz. Auf dem Bild fehlt Sabine Mähler. Foto: Foto: Michael Petzold
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