Im Frühjahr hat Imker Udo Wohlfart viel zu tun bei seinen Bienenvölkern. Das wichtigste ist zu kontrollieren, ob die Bienen den Winter gut überstanden haben.
Er muss Platz schaffen in den Bienenkästen für die neue Brut. Udo Wohlfart betreibt seine Imkerei seit mehreren Jahren sehr erfolgreich.
Auf die Frage, ob sein Honig auch Biohonig sei, entgegnet Wohlfart verschmitzt: „Meine Bienen sind leider noch nicht mit GPS ausgestattet und ich kann nicht überwachen wohin meine Bienen fliegen um Nektar und Pollen zu sammeln.“
Wohlfart ist durch seinen Schwiegervater zur Imkerei gekommen. Vor allem die Begeisterung mit der sein Schwiegervater Erich Schiefer, der aus Modlos stammt, die Imkerei betreibt hat ihn angesteckt. Gemeinsam arbeiten sie an den Bienenvölkern und tauschen Erfahrungen aus. Das Wissen über die Bienenhaltung, das Knowhow im Umgang mit den Insekten hat Erich Schiefer gerne an seinen Schwiegersohn weitergegeben. Er betont: „Das ist was ganz besonderes, wenn Schwiegervater und Schwiegersohn ein gemeinsames Hobby haben“.
Bienen vom Baum
Erich Schiefer wurde selbst als junger Mann von seinem Schwiegervater in die Geheimnisse der Imkerei eingeweiht. Ein ausgeschwärmtes Bienenvolk, das auf einem Baum ein neues Zuhause aufbauen wollte, sollte er vom Baum herunterholen und zurück zum Bienenhaus bringen. „Wenn du es schaffst diese Bienen zurückzubringen, dann gehören sie dir“, sagte damals der Schwiegervater. Erich Schiefer ist ohne Angst auf den Baum geklettert und hat einfach den ganzen Ast abgeschnitten, an dem sich das Bienenvolk festgeklammert hatte. Die ganze Bienentraube, bestehend aus Tausenden von Insekten hat er auf den Boden geholt und seinem Schwiegervater stolz präsentiert. „ Das war der Anfang der Imkerei für mich“, erzählt der erfahrene Imker.
50 Bienenstiche auf einmal
Mit Bienen kennt sich Schiefer aus. Und er betont, dass er jede Menge Bienenstiche vertragen kann. Manchmal hatte er 50 Stiche auf einmal und weist darauf hin, dass er keinerlei rheumatische Probleme habe, denn Bienengift sei gut gegen Rheuma. Imker Udo Wohlfart aus Merkershausen besitzt heute elf Bienenvölker, an verschiedenen Standorten. „Im Frühjahr vollzieht sich der Wechsel von den Winterbienen zu den Sommerbienen, das Bienenvolk erwacht und vergrößert sich“, erklärt der junge Honigmacher.
„Wenn das Wetter wärmer wird, das Blütenangebot in der Natur zunimmt, dann tragen die Bienen neben dem ersten Nektar sehr viel Pollen in den Bienenstock“ erklärt der Imker. Die Königin des Bienenvolkes legt fleißig Eier und vor allem wenn die Kirschblüte einsetzt brauchen seine Völker mehr Platz. „Bei den Imkern heißt das, die Völker werden aufgesetzt“, verdeutlicht er.
Man muss sich darum kümmern, dass die Bienenstöcke ein neues Stockwerk mit neuen Waben bekommen, damit sich die Bienen im Bienenstock ausbreiten können. Es muss Platz geschaffen werden für die neue Brut indem neue Honigwabenrahmen eingebaut werden.
Erich Schiefer ist hier mehr traditionell eingestellt. Er baut sich seine Rahmen für die Waben in den Bienenkästen selbst. „Alles Handarbeit“, betont er. Als Rentner hat er genügend Zeit um sich dem Bau der Rahmen für seine Bienen zu widmen. Udo Wohlfart fehlt die Zeit für selbst gefertigte Wabenrahmen, da er ganztags berufstätig ist. „Ich verwende fertige Rahmen, die ich im Geschäft für Imkerzubehör kaufen kann“ entgegnet Udo Wohlfart lächelnd. „Außerdem kann ich die Freizeit die ich dadurch gewinne mit meiner Familie verbringen“.
Zur Zeit der Kirschblüte ist gewissenhafte Arbeit am Bienenstock angesagt. Die Brutnester müssen erweitert werden, damit kein Eiablagen-Stau entstehen kann. Wohlfart bestückt zur Blütenzeit seine Bienenstöcke mit neuen Waben. „Wenn das nicht rechtzeitig gemacht wird, kann es passieren, dass die Bienen ausschwärmen um sich neue Bruträume zu suchen. Trotzdem kann das Ausschwärmen nicht immer verhindert werden“. Udo Wohlfart erzählt, dass es in der Natur der Biene liegt einen neuen Staat zu bilden. „Ein ausgeschwärmtes Volk ist ein neues Bienenvolk mit einer eigenen Königin und muss wieder in einen Stock zurückgesetzt werden“.
Auf die Königin kommt es an
„Das Einfangen eines Bienenschwarms ist nur etwas für erfahrene Imker“. Nur mit Schutzkleidung und der richtigen Ausrüstung sollte man einen Schwarm einfangen. Falls nicht alle Bienen zurückgeholt werden konnten, stellt man den Kasten mit den eingefangenen Bienen am gleichen Ort wieder auf, an dem sich die Bienentraube befunden hat und öffnet das Einflugloch.
„Es ist sehr wichtig, dass sich die Königin schon in dem bereitgestellten Bienenkasten befindet, dann kann man davon ausgehen das die zurückgebliebenen Bienen schnell zu ihrer Königin zurückkehren wollen“, wissen die beiden Imker aus Erfahrung. „Meist geschieht das Ausschwärmen der Völker im Mai oder Juni, wenn die Bienen neue Königinnenzellen bauen. Da schlüpfen neue Königinnen aus den Weiselzellen. Und diese brauchen wiederum ein neues Volk.“
Bienen sind ein sehr durchstrukturiertes Volk, alles ist bei den Völkern geregelt, jedes Insekt hat eine Aufgabe die es erfüllen muss. „Es ist ein Wunder wie diese Bienen zusammen arbeiten und jede Biene ein Teil eines großen Ganzen ist“, so die Imker.
Die Imkerei fördern
Imker haben es nicht leicht ihre Völker vor Krankheiten, der Umweltverschmutzung und den für Bienen sehr giftigen Insektiziden zu schützen. „Es kann eine Menge Geld kosten, wenn die Völker einfach wegsterben“. Wünschenswert für jeden Imker wäre es, wenn die Imkerei mehr gefördert würde. In Amerika werden Imker mit einer Bestäubungsprämie belohnt.
Die großen Farmen sind dankbar, wenn ein Imker seine Bienenstöcke an die verschiedenen Obstplantagen oder Gemüsefelder bringt und dort aufstellt.
„Die Biene ist ein sehr wichtiges Insekt für die Natur, da macht einem das große Bienensterben schon nachdenklich“, bedauern die beiden Imker. Schon Albert Einstein sagte: „Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“