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Wo Künstler das Ortsbild prägen

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Wo Künstler das Ortsbild prägen

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    Schweinehirte: Ab Sonntag ist dieses Kunstwerk von Herbert Holzheimer – dann in Bronze gegossen – auf dem Kunst-Anger Langenleiten zu bewundern.
    Schweinehirte: Ab Sonntag ist dieses Kunstwerk von Herbert Holzheimer – dann in Bronze gegossen – auf dem Kunst-Anger Langenleiten zu bewundern. Foto: Foto: Thomas Pfeuffer

    Diesen Sonntag wird sich das Ortsbild von Langenleiten verändern. Wenn ab 10 Uhr der „Kunst-Anger“ offiziell eröffnet und die Kunstwerke enthüllt werden, erhält das Rhöndorf eine Attraktion, wohl über den Ort hinaus bedeutsam ist. Langenleiten ist ein Dorf, in dem seit langem Künstler leben, und dies wird mit dem neuen Kunst-Anger eindrucksvoll verdeutlicht.

    Kunst-Anger Langenleiten, das bedeutet, dass auf dem langen Grünstreifen, der sich durch das Straßendorf zieht, elf Plätze entstanden sind, an denen das künstlerische Schaffen der Vergangenheit mit den Werken der heute hier lebenden Künstler kombiniert wird. Plätze mit Blickfängen und meist auch Bänken, an denen künftig Wanderer auf dem Hochrhöner oder auf dem Jakobusweg rasten oder die Langenleitener sich zusammensetzen können. „Und wenn sie dann diskutieren, ob ihnen das Kunstwerk gefällt, haben sie gleich ein Thema“, so Rosa Strauß-Carl, eine der Langenleitener Künstlerinnen.

    Bis zur Eröffnung war es ein weiter Weg, wie Bildhauer Klaus Metz erinnert. „Ihr seid doch auch a bisle kreativ“, habe Altbürgermeister Detlev Beinhauer die Künstler 2009 aufgefordert, im Arbeitskreis Kunst und Kultur bei der Dorferneuerung aktiv zu werden. Als Ergebnis der verschiedensten Überlegungen sei dann etwa vor drei Jahren die Idee entstanden, dass jeder Künstler einen Platz gestaltet, wobei moderne mit alten Kunstwerken kombiniert werden sollten.

    Ohne den enormen Einsatz von Bürgermeister Beinhauer, Planer Dr. Jochen Ramming, Projektmanagerin Cordula Kuhlmann und Landschaftsarchitektin Miriam Glanz wäre das Projekt wohl nicht umgesetzt worden, sind Heike Metz und Rosa Carl-Strauß überzeugt. Im Rahmen des Leader-Projektes Schnitz/Stand/Ort/Rhön seien die unerlässlichen Fördermittel geflossen.

    Damit erhielten Klaus Metz, Günter Metz, Heike Metz, das Atelier Carl-Strauß und Herbert Holzheimer die Möglichkeit, ihre Beziehung zu Langenleiten künstlerisch umzusetzen. Entscheidend für das Ergebnis war, da sind sich die Künstler einig, dass ihre Kreativität durch keine Einschränkungen wie Ausschreibungen eingeschränkt wurde. Entsprechend gut war auch das Klima. „Es ist höchst selten, dass so viele Künstler auf einem Haufen so gut zusammenarbeiten“, beschreibt Klaus Metz den Umgang miteinander. Jeder habe seinen eigenen Stil, da gebe es keine Konkurrenz. So hat das Projekt enorm viel Spaß gemacht, sind sich die Künstler einig.

    Für Günter Metz ist die historische Perspektive besonders wichtig. So soll an die Bedeutung der Schnitzkunst für das Dorf und an so bedeutende Langenleitener Künstler wie Emil Arnold erinnert werden. Andererseits soll man nicht in der Rückschau verhaftet bleiben, sondern an die Tradition anknüpfend zeigen, was heute an künstlerischem Potenzial vorhanden ist.

    Nicht unerwähnt lassen wollen, die Künstler, dass es im Ort auch Ärger gegeben hat. Nicht wegen der Kunstwerke, sondern ihnen wurde vorgeworfen, „sich auf Kosten des Dorfes eine goldene Nase zu verdienen“. Dem halten sie entgegen, dass es sich um EU-Fördermittel gehandelt habe und nicht um Gelder aus dem Gemeindehaushalt. Und die EU hätte sicherlich nicht die geforderten Feuerwehrgerätschaften bezahlt. Zum andern habe man mit den Geldern nicht viel mehr als die Unkosten decken können.

    Ein ganzes Jahr hat zum Beispiel Heike Metz an ihrem Porträt von Langenleiten gearbeitet. Anhand von Luftaufnahmen und 1500 Fotos baute sie Langenleiten in Kleinformat nach. Das filigrane Meisterwerk – ein Kind hat jüngst sogar seinen Sandkasten darin entdeckt – steht nun in Bronze gegossen in der Ortsmitte. Wie ihre Kollegen auch hatte sie nicht nur den Arbeitsaufwand, sondern musste das Material ebenso bezahlen wie den Sockel und das Aufstellen. Von Bereichern also keine Spur.

    Bis zum Schluss hat man die verschiedenen Stationen immer wieder verschoben, einige wurden mit Bänken ausgestattet, einige werden beleuchtet – die Skulptur „Vier Elemente“ vom Atelier Carl-Strauß sogar von Innen. Vor jeder Station ist noch eine Tafel angebracht, auf der Wissenswertes über das jeweilige Kunstwerk nachzulesen ist.

    Mit dem Ergebnis sind alle Beteiligten hochzufrieden. „Hier ist eine wunderbare Symbiose von Historie und Modernität entstanden, die das Dorf neu prägt“, so das Fazit von Miriam Glanz. Der Kunst-Anger sei ein Projekt, auf das andere Orte mit einigem Neid blicken. Auch für Rosa Strauß-Carl wird das Dorf mit dem Kunst-Anger attraktiver. Für sie ist das Projekt mit der Botschaft verbunden, „hier sind Künstler zu Hause und keine Hinterwäldler“.

    Klaus Metz weist darauf hin, das die Kunst an sich zweckfrei ist, was sich um die Kunstwerke herum entwickelt, liege nicht in der Hand der Künstler. Für ihn wäre es die „schönste Belohnung“, wenn sich die Langenleitener daran freuen. Herbert Holzheimer weiß, dass manche das Projekt etwas skeptisch verfolgen. Er ist aber sicher, dass sich das bald verliert und Langenleiten mit dem Kunst-Anger eine Chance nutzt. Seiner Ansicht nach wird das Dorfbild damit über Jahrzehnte bereichert. Ganz ähnlich sieht das Günter Metz. Für ihn ist der Kunst-Anger kurz und prägnant: „ein Geschenk für das Dorf“.

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