Mecheles, Benzhanse, Kötze, Hense, Lange, Schmiedehanse, Schnepfe, Valtes.....vielen Dorfbewohnern sind sie noch bekannt, die alten Hausnamen in Oberweißenbrunn. Die meisten alten Hausnamen entstanden in der Zeit, als es noch keine Straßennamen und auch noch keine Hausnummern gab. Mit dem Hausnamen konnten die Anwesen und ihre Bewohner genau zugeordnet werden.
Im Jahre 1644 gab es in Oberweißenbrunn etwa 40 Häuser. Man wohnte beispielsweise im 5. Haus von oben links oder rechts der Straße, im 2. Haus am Mühlacker oder im 4. Haus im Viehgraben. Ab 1701 entstanden die Hausnamen, die bis etwa 1900 vergeben wurden. Benannt wurde nach dem Beruf, Nebenberuf oder einem Ehrenamt des Hausbesitzers. Manchmal waren es auch die Besonderheiten der Bewohner oder Begebenheiten, die zu diesen Hausnamen führten.
Von Schmieden und Krämern
Beispiel Schmiedehanse: Der Besitzer war ein Schmied namens Hans, der 1850 auswanderte und dem Haus den Namen hinterließ. Krämersch: Neben der Landwirtschaft betrieb der Besitzer einen Krämerladen. Scholze (von Schulz – Schultheiß): Der Besitzer war Bürgermeister in Oberweißenbrunn; die Dorfbewohner nannten ihn den Scholze-Franz, und seine Familie, das waren die Scholze-Leut.
Biemännnles: Dieser Name beruht auf einer Begebenheit, bei der zwei Brüder auf einen Bienenschwarm trafen.
In der heutigen Zeit geraten diese alten Hausnamen zunehmend in Vergessenheit. Der Rhönklub-Zweigverein Oberweißenbrunn möchte das verhindern und diese alte Tradition bewahren. Dazu sollen Schilder mit den alten Hausnamen gefertigt werden, die dann gut sichtbar am jeweiligen Haus in der Nähe der Hausnummer angebracht werden.
Alte Unterlagen gewälzt
Im Rahmen der Kulturarbeit und Traditionspflege hat sich der Vorstand in diesem Jahresprojekt umfassend mit dem Thema befasst, alte Unterlagen gewälzt und Listen gefunden, die zu früherer Zeit erstellt wurden. In einer dieser Listen, die einer in die Vereinigten Staaten ausgewanderter Oberweißenbrunner erstellt hat, sind die Hausnamen bis 1900 aufgelistet. „Wir vom Rhönklub haben die Hausnamen nicht zusammengestellt, wir greifen auf alte Dokumente zurück“, betonte Daniela Wagner. Für 90 Häuser gibt es diese traditionellen Hausnamen, die zum Teil heute noch im Volksmund gebräuchlich sind.
Günstige Schilder
„Wir wollen diese Tradition erhalten. Wir sind stolz darauf“, sagte der Oberweißenbrunner Rhönklubvorsitzende Oswald Kehm, der vor allem an die Jugend denkt, die heute teilweise mit den alten Hausnamen nichts mehr anfangen kann.
Die Infoschreiben mit Bestellschein wurde an alle Häuser, die einen alten und historisch belegten Hausnamen haben, verteilt. Der bisherige Rücklauf war sehr gut. „Wir haben zwei Drittel schon abgedeckt“, sagte Oswald Kehm. „Unser Ziel ist es, für alle diese Häuser Schilder anzuschaffen.“
Das lässt sich der Rhönklub- Zweigverein Oberweißenbrunn auch etwas kosten. Egal ob Rhönklub-Mitglied oder nicht, zu den Gesamtkosten von 25 Euro pro Schild gibt der Rhönklub einen Zuschuss von 15 Euro. So muss der Hausbesitzer nur zehn Euro für sein Schild bezahlen.
„Ich denke zehn Euro sind machbar und tun niemand weh“, so Kehm und hofft auch, die noch Ausstehenden überzeugen zu können. „Bestellungen für die Hausnamenschilder werden noch angenommen“, betonte auch Daniela Wagner. „Es wäre wirklich schön, wenn möglichst viele mitmachen und die alten Hausnamen in Oberweißenbrunn nicht in der Vergessenheit geraten.“
Die anthrazitfarbenen Tafeln sind aus licht- und witterungsbeständigem Material. Zusätzlich könnten auf Wunsch eventuell auch weiterführende Informationen zur Geschichte der Anwesen und ihrer früheren Bewohner zur Verfügung gestellt werden.
Auch über die Schreibweise der alten Namen können dabei Informationen gegeben werden. „Wir halten uns an die historische Liste und die Bezeichnungen von 1900“, erklärte Wagner.
Namenswandel im Lauf der Zeit
Während der Recherche gab es einige interessante Erkenntnisse zu Veränderung der Hausnamen. Einmal vergeben, waren sie in der Mundart einem weiteren Wandel unterworfen. So wurde aus dem „Martha-Haus“ das „Morde-Hause“ oder aus dem „Thomas-Haus“ das „Thomese Haus“.
„Das hat sich aus der Faulheit der Sprache entwickelt“, schmunzelt Kehm. Unklar ist warum im Mühlengrund gleich zwei „Kösperles“ Häuser stehen, sollten die Namen doch eigentlich zur Unterscheidung dienen.