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GLEICHERWIESEN: Wo Putin auf Merkel trifft

GLEICHERWIESEN

Wo Putin auf Merkel trifft

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    Farbenfroh: Galina und Helmut Carl haben den Saal im Obergeschoss ihres Restaurants rundherum mit Bildern dekoriert, die Motive des berühmten russischen Malers Boris Custodiev zeigen. Der Raum direkt unter dem Dach wird deshalb gerne für russische Hochzeitsfeiern genutzt.
    Farbenfroh: Galina und Helmut Carl haben den Saal im Obergeschoss ihres Restaurants rundherum mit Bildern dekoriert, die Motive des berühmten russischen Malers Boris Custodiev zeigen. Der Raum direkt unter dem Dach wird deshalb gerne für russische Hochzeitsfeiern genutzt. Foto: Fotos (5): Alfred Kordwig

    Kaum war vor 20 Jahren der letzte Sowjetsoldat aus Ostdeutschland abgezogen, kehrte ein Stückchen Russland nach Südthüringen zurück: Im Sommer 1995 eröffneten Galina und Helmut Carl im unweit von Trappstadt gelegenen Gleicherwiesen das russische Restaurant „Na Sdorowije“.

    Die Besucher der Gaststätte wissen gar nicht, wohin sie zuerst blicken sollen, so üppig und farbenfroh dekoriert ist die Gaststube im russischen Spezialitätenrestaurant. Über 300 aus Birkenholz gedrechselte Madroschkas stehen in Regalen und Vitrinen, dazu gesellen sich kunstvoll gefertigte Strohpuppen, von Hand bemalte Keramiken und Dutzende glänzender Samoware. Weiterer besonderer „Augenfang“ ist eine originalgetreue Nachbildung des Waschbeckens der Katharina der Großen in der Damentoilette. Hinzu kommen noch viele andere Souvenirs aus Rußland, die dem Lokal in dem 350-Seelen-Ort sein typisches Ambiente verleihen.

    Bei dieser Vielzahl optischer Reize werden die Gaumenfreuden, die Galina und Helmut Carl ihren Gästen bereiten, fast schon zur Nebensache, obwohl die Auswahl an russischen Spezialitäten groß und auch die Getränkekarten keine Wünsche offen lassen. „Besonders beliebt sind unsere Suppen und Eintöpfe wie Borscht oder Soljanka“, sagt Galina Carl, die perfekt deutsch spricht und erzählt, wie es sie vor über 20 Jahren vom Ural nach Gleicherwiesen verschlagen hat. „Helmut arbeitete damals beim Gaspipeline-Bau mit“ erinnert sich die studierte Dolmetscherin, der das Verlassen ihrer Heimat nach dem näheren Kennenlernen nicht allzu schwer fiel. „Es waren harte Zeiten damals in Rußland nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.“

    Aus dem Ural nach Thüringen

    Nach dem Umzug mit unzähligen Andenken aus Rußland im Gepäck, die bis heute das Restaurant schmücken, eröffnete sie mit ihrem Mann nach umfangreichen Umbaumaßnahmen im 250-Jahre alten Fachwerkhaus das „Na Sdorowije“, in dem nach Absprache auch russische Hochzeitsfeiern möglich sind. „Von Anfang an war für uns klar, dass es kein klassisches Restaurant sein sollte, sondern auch ein Ort, an dem russische Traditionen lebendig bleiben“, erklärt Galina Carl. Weiteres Ziel sei es gewesen, die deutsch-russische Freundschaft zu intensivieren und Anknüpfungspunkte zwischen beiden Kulturen zu schaffen.

    Das ist auch der Grund dafür, warum in einer Vitrine eine ganze Reihe ehemaliger und aktueller sowjetischer, russischer und deutscher Präsidenten und Kanzler auf Matroschkas abgebildet sind. Galina Carl macht kein Geheimnis aus ihrer Sympathie für den amtierenden russischen Präsidenten, der ihrer Meinung nach viel dazu beigetragen hat, dass es den Menschen in Rußland wieder besser geht.

    „Wir Russen sehen Putin mit anderen Augen als die Westeuropäer“, meint sie. Sie habe durchaus Verständnis für die Annektierung der Krim durch Rußland und sei kurz darauf selbst dort gewesen, um eine Freundin zu besuchen. „Da habe ich festgestellt, dass sich die Menschen freuen, jetzt wieder zu Rußland zu gehören.“

    ONLINE-TIPP

    Mehr Bilder unter rhoengrabfeld.mainpost.de

    Matroschkas und Samoware

    Matroschkas werden aus Holz angefertigt und sind ineinander schachtelbare Puppen, die in der Regel bunt bemalt sind und in Rußland oft als Talisman dienen. Verwendet wird zu ihrer Herstellung meist Linden- oder Buchenholz. Sie stammen ursprünglich aus Japan und wurden erst im 19. Jahrhundert nach Rußland eingeführt. Fälschlicherweise werden diese Puppen auch als Babuschkas, was im Russischen Oma oder Großmutter bedeutet und keinen Bezug zu den Puppen hat. Seit rund 25 Jahren gibt es auch satirische Matroschkas, die bekannte Politiker darstellen ähnlich denen in der Vitrine des russischen Restaurants in Gleicherweisen. Samoware sind russische Teemaschinen, die zum Tel sehr groß und reich verziert sind und erstmals Mitte des 18. Jahrhunderts hergestellt worden sein dürften. Verbreitet sind Samoware nicht nur in Rußland, sondern auch in der Türkei, im Iran und in ganz Zentralasien. In Rußland werden Samoware hauptsächlich in der Stadt Tula hergestellt.

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