Der Radtourismus boomt – auch im Grabfeld. Deshalb wurde erst kürzlich wieder südöstlich von Bad Königshofen eine weitere Lücke im immer dichter werdenden Radwegenetz geschlossen.
Was indes vielerorts noch fehlt, sind Einkehrmöglichkeiten an den vor allem in der Ferienzeit und an den Wochenenden stark frequentierten Fahrradwegen. Denn Radwanderer schätzen es, wenn sie in einer Ortschaft nicht lange nach einer Gastwirtschaft fragen müssen, sondern unmittelbar am Wegesrand auf ein Lokal stoßen. Für Annika Wanzura, die sich kürzlich in ihrem Heimatort Großeibstadt ihren Traum vom eigenen Café erfüllte, war deshalb klar: Das Grundstück ihres neuen Lokals sollte unmittelbar am von Bad Königshofen nach Bad Neustadt führenden Fritz-Steigerwald-Fahrradwanderweg liegen.
„Als dann die frühere Großeibstädter Kinderbewahranstalt zum Verkauf stand, hab ich nicht lange gezögert und das alte Gebäude gekauft“, erzählt Annika Wanzura. „Denn der Garten reicht bis auf ein paar Meter an den Radweg heran, sodass Fahrradtouristen problemlos bei mir Rast machen können.“
Dass Annika Wanzura mit ihrer Idee von einem Café am Radweg goldrichtig lag, zeigen die Besucherzahlen der vergangenen Wochen. „Ich hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass so viele Fahrradfahrer bei mir einkehren“, so die 27-jährige gelernte Verkäuferin. An schönen Tagen seien es am Nachmittag oft 50 Biker und mehr gewesen, die sich bei ihr auf der Terrasse oder im Lokal mit Kaffee und Kuchen, einer fränkischen Brotzeit oder einem Radler gestärkt hätten.
Interessante Geschichte
Dass Annika Wanzura die ehemalige Kinderbewahranstalt der Gemeinde gekauft und aus dieser heute nicht mehr gebräuchlichen Bezeichnung den Namen für ihr Café abgeleitet hat, liegt auch an der interessanten Geschichte des Gebäudes. „Bis in die 1950er Jahre hinein wurden hier die Großeibstädter Vorschulkinder von Nonnen betreut“, weiß die Großeibstädterin. Der letzte Eigentümer habe das Haus als Feriendomizil genutzt.
Der Gebäudeteil aus Backstein wurde vor dem Zweiten Weltkrieg an ein fast 300 Jahre altes, unter Denkmalschutz stehendes Haus angebaut, das Annika Wanzura zur Hälfte gehört. Darin sind neben der Küche diverse Lager- und Abstellräume für das Café untergebracht.
„Bei der Renovierung haben wir streng darauf geachtet, möglichst viel alte Bausubstanz zu erhalten“, betont die Café-Betreiberin. So habe man den alten Holzfußboden ebenso belassen wie die Holzvertäfelungen an den Wänden. „Und für die Wärme im Café sorgt ein alter Kaminofen“, ergänzt Annika Wanzura, die ein Faible hat für geschmackvolle Deko-Elemente, was man ihrem Café deutlich ansieht. Dass die gemütliche Atmosphäre mittlerweile nicht nur Radtouristen, sondern auch immer mehr Einheimische anlockt, auch darüber freut sich die Großeibstädterin. „Tagsüber sind wir ein Café für Radler und ab dem späten Nachmittag eine Kneipe“, sagt sie. „Und dann kann es schon mal vorkommen, dass wir erst nach unserer offiziellen Öffnungszeit schließen.“
Die „Anstalt“, zwischen Tannengartenweg und Fritz-Steigerwald-Weg gelegen, hat Mittwoch, Freitag und Sonntag von 15 bis 20 Uhr geöffnet.
Radweg Fränkische Saale
Der Radwanderweg Fränkische Saale hat eine Gesamtlänge von 120 Kilometer. Er verläuft von Gemünden am Main im landschaftlich reizvollen Saaletal bis zur Quelle bei Alsleben an der Grenze zu Thüringen. Der größte Teil der Strecke verläuft abseits vom Straßenverkehr. Die Wege sind asphaltiert oder fein geschottert (Forstwege).