Einen großen Teil der Filmaufnahmen für das Märchen „Siebenschön”, das Weihnachten in der ARD zu sehen war, drehte der Hessische Rundfunk im Mai vergangenen Jahres im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen. Das Museum zeigte nun zu seinem diesjährigen Freilichtkino-Wochenende den Film und gab Besuchern obendrein die Gelegenheit, im Vorfeld der Vorstellung die Drehorte zu besuchen. Im Rahmen einer Sonderführung informierte Museumsleiterin Sabine Fechter viele Interessierte an den Originalschauplätzen im Museumsdorf über die Dreharbeiten.
In der Regel schließt das Museum um 18 Uhr seine Pforten, nur in Ausnahmefällen, so an den Freilichtkinotagen, kommt man in den seltenen Genuss, auch einmal das abendliche Ambiente des Dorfes zu erleben. Diese verträumte Stimmung passte denn auch perfekt zu dem romantischen Märchen „Siebenschön“. Es handelt sich um eine eher unbekannte, aus der Sammlung des Thüringers Ludwig Bechstein stammende Erzählung. Durch den Film hat das Märchen aber Freunde gefunden und gefällt auch Sabine Fechter. „Es ist eine schöne, romantische Story, und sie hat auch einen Kern, der in dem Film gut rüberkommt. Es passiert viel und zum Schluss geht alles – wie in Märchen üblich – gut aus“, so die Museumschefin.
Im Museum und in der Rhön
„Siebenschön“ war im Mai 2014 an mehreren Schauplätzen in der Rhön gedreht worden. Im Freilandmuseum spielten sich die dörflichen Szenen ab, das herrschaftliche Umfeld bildeten Burg Ronneburg in der thüringischen Rhön, Schloss Fasanerie in Eichenzell und die Heilig-Geist-Kirche in Fulda ab.
Fechter erklärte, dass Tilo Ullrich vom Team des Hessischen Rundfunks durch den Filmdreh zu „Rotkäppchen“, der zwei Jahre zuvor im Museum stattgefunden hatte, auf die Fladunger Einrichtung aufmerksam geworden war. Im Museum zu drehen habe den Vorteil, dass man nicht nur die schönen Fachwerkhäuser vorfinde, sondern die Gebäude auch das passende Interieur für solch einen Film beherbergen. „So muss nicht alles erst eingerichtet werden.“
Als die Anfrage vom Fernsehen kam, freute dies natürlich die Museumsverantwortlichen – schließlich ist so ein Film auch eine tolle Werbung für die Einrichtung. Auf der anderen Seite hatte man auch etwas Bedenken angesichts des großen Trubels und dass eventuell Schäden an Gebäuden oder im Gelände entstehen könnten. Im Gegensatz zu „Rotkäppchen“, für das man das ganze Brauhaus im Innereren umgestaltet hatte, handelte es sich dieses Mal hauptsächlich um Außenaufnahmen, so dass man weniger besorgt sein musste.
„Trotzdem herrschte hier ein ziemlicher Rummel“, berichtete die Museumschefin. Für die Filmaufnahmen wurde großer Aufwand betrieben, eine großen Flotte von Fahrzeugen für Technik, Kameras, Licht, Requisiten und Catering belegte das Museum, und natürlich waren auch die Besucher neugierig auf das, was da im Museumsdorf geschah. Bei der Sonderführung wurden die einzelnen Schauplätze aufgesucht, so auch das Tropfgut aus Ostheim (Lkr. Haßberge), welches das Elternhaus von „Siebenschön“ darstellte. „Kleines Haus, großer Innenraum“, schmunzelte Fechter und verwies darauf, dass die Innenaufnahmen in der wesentlich großzügigeren und schmuckeren Wohnstube der Hofstelle aus Waldberg gemacht wurden.
Wie es beim Film so ist, wurde natürlich einiges getrickst. So hatte im vergangenen Mai der gegenüber der kleinen Hofstelle aus Ostheim befindliche Bauerngarten noch recht karg geblüht. Kurzerhand wurde etwas nachgeholfen – und das fällt im Film gar nicht auf, wie man dann feststellen konnte.
Auch was das Bühnenbild betrifft, war alles perfekt. So wurde zum Beispiel der verputzten Hauswand der Schäferei aus Hausen (Lkr. Bad Kissingen) ein maßgeschneidertes, Fachwerk verpasst. Unerwünschtes im Blickfeld der Kamera wurde beispielsweise mit Büschen kaschiert. „Da lässt sich schon einiges machen”, wie Fechter erstaunt feststellen konnte. Täuschend echt wirkte die Szene von Siebenschöns abgebrannten Elternhaus, davon konnte man sich bei der Freiluftkino-Vorstellung überzeugen. Man hätte wirklich denken können, das Haus sei ein Raub der Flammen geworden, so originalgetreu war alles hergerichtet.
Doch nicht nur im Film kam das Ganze real rüber, auch am Schauplatz selbst. „Oje, bei euch hat es wohl gebrannt?“, lautete nach den Worten der Museumschefin eine häufig gestellte Frage von Besuchern, die im Mai letzten Jahres während der Dreharbeiten im Museum waren. Und auch Fechter musste zugeben, dass sie erst einmal erschrocken gewesen sei und dachte, es wäre tatsächlich etwas passiert.
Das Museumsdorf bietet zweifelsohne für viele Anlässe eine stimmungsvolle Kulisse. Davon war auch Walter Hübl von der „Filmbühne Fulda“ begeistert. Seit vielen Jahren kümmert er sich als treuer Partner des Freilandmuseums um das Freilichtkino. An einem so schönen, lauen Sommerabend wie am vergangenen Freitag machte dem Cineasten seine Arbeit gleich noch mehr Spaß.