Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vor einigen Wochen besuchte ich den Apfelmarkt in Hausen und stand in einer langen Schlange, um Äpfel zu kaufen. Es ging sehr langsam vorwärts und meine Geduld wurde sehr strapaziert. Und ich durfte die Erfahrung machen, dass sich Warten lohnt.
Vermutlich kennen Sie ähnliche Situationen, im Supermarkt an der Kasse, auf dem Bahnsteig, wenn der Zug Verspätung hat, wenn der Bus ewig nicht kommt … Wartende reagieren sehr unterschiedlich und viele übersehen die Chance, die das Warten mit sich bringen kann.
Am Sonntag ist der erste Advent. Es beginnt eine Zeit des Wartens. Warten auf was? Es ist doch für das Weihnachtsfest bereits alles da! Am Fest selbst können viele die Weihnachtslieder nicht mehr hören und die Lichtflut nicht mehr ertragen, weil sie übersättigt sind.
Das ist die Außenseite des Advents, die Innenseite ist eine andere. Der Advent kann zu einer Zeit des Wartens, der Achtsamkeit und des Wachseins für das Geschenk des inneren Lichtes werden.
Die Symbolik des Adventes ist, dass es an jedem Sonntag etwas heller wird. Erst eine Kerze und am vierten Advent vier Kerzen. Der Advent ist ein Weg vom Dunkel ins Licht. Wir warten auf das „LICHT“, das in einem kleinen, unscheinbaren Kind geboren wird.
Die Adventszeit birgt die Einladung in sich, hinter der adventlichen Stimmung, der üppigen Beleuchtung, der Werbung … zu sehen und mich für das "MEHR" zu öffnen, für den größeren Sinn meines Lebens, der mir Energie und Halt schenken will.
Ich wünsche Ihnen eine Adventszeit, in der Sie erfahren dürfen: Wahre Schätze liegen unter der Oberfläche und wollen immer wieder neu entdeckt werden. Um etwas zu entdecken, braucht es oft viel Geduld und die Bereitschaft zum Warten.
Foto: Schwester Claudia Stahl
Die Autorin: Schwester Nicole Klübenspies OSA ist
Ritaschwester, Gemeindereferentin i.R., Bad Königshofen