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Burgwallbach: Zeitreise auf gefühlvolle und berührende Art

Burgwallbach

Zeitreise auf gefühlvolle und berührende Art

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    Das Seecafe in Burgwallbach war der perfekte Ort für den Konzertauftritt von Uwe Kohls. Er hatte zu einem Nachmittag mit Liedern von Reinhard Mey eingeladen. Ein stimmungsvolles Konzert.
    Das Seecafe in Burgwallbach war der perfekte Ort für den Konzertauftritt von Uwe Kohls. Er hatte zu einem Nachmittag mit Liedern von Reinhard Mey eingeladen. Ein stimmungsvolles Konzert. Foto: Manfred Zirkelbach

    Ein Nachmittag mit Reinhard Mey und Uwe Kohls. Das klingt spannend. Reinhard Mey überlässt Uwe Kohls für zwei Stunden seine Lieder. Beide sind Musiker aus Leidenschaft und tragen diese mit der gleichen Leidenschaft vor. Der Unterschied: Uwe liebt das Klavierspiel über alles, Reinhard dagegen ist die Gitarre regelrecht ans Herz gewachsen, man kennt ihn nicht anders.

    Es ist also dieser fast schon „gewaltige“ Unterschied zwischen ihnen, denn zunächst wirkt es ein wenig irritierend, wenn die Mey-Lieder mit der Klavierbegleitung daherkommen. Doch das ist nur der Moment. Uwe Kohls kann das Instrument streicheln, wenn er die leisen Töne sucht, aber er kann es auch fordern, wenn es erforderlich wird.

    Reinhard Mey als Liebhaber der Gitarre

    Wie kann man Reinhard Mey denn nun interpretieren? „Gar nicht so leicht, Reinhard Mey ist so vielseitig“, da ist Uwe Kohls eigentlich eher vorsichtig. Und „imitieren kann man diesen Musiker erst gar nicht“, stellt er abschließend klar und deutlich fest.

    Zwei Stunden lang unternimmt Uwe Kohls im Burgwallbacher Seecafé eine Zeitreise mit dem berühmten Liedermacher, der in Berlin geboren wurde und aufwuchs, der Klavier spielen musste, obwohl er es nicht wollte und der schließlich seine Liebe zur Gitarre entwickelte und damit viele Freunde in ganz Europa gewann. Uwe nahm Meys Buch „Was ich noch zu sagen hätte“, in die Hand.

    Kleiner Reinhard lässt den großen Uwe singen

    Berührend und voller Humor erzählt er dessen Kindheitsgeschichte, von seiner ersten großen Liebe, dem Beginn seiner Musikerkarriere. Reinhard geht mit offenen Augen, aber auch mit einem weit geöffneten Herzen durch die Welt. Uwe liest es mit einem Lächeln, bespielt leichthändig die Tasten und singt die Texte mit vorsichtigem Schmunzeln.

    „Und wieder einmal war Zeugnistag“. Wem ist es denn nicht auch so ergangen, ein schlechtes Zeugnis gar nicht erst den Eltern zu zeigen, und es schließlich selbst zu unterschreiben. „Ich war ein fauler Hund“, lässt der kleine Reinhard den großen Uwe singen.

    Belächelt, kritisiert, bejubelt

    „Ich wollte wie Orpheus singen, dem es gelang, Felsen zum Weinen zu bringen“, mit diesem Lied ging Reinhard Mey in den 60er-Jahren erstmals an die Öffentlichkeit. Sich mit Orpheus messen, das war eine große Herausforderung. Und es gelang. Über ein Songfestival in Belgien wurde er auch in Frankreich bekannt, die Säle, in welchen seine Auftritte nun stattfanden, wurden immer größer. Belächelt wurde er, kritisiert wurde er, bejubelt wurde Reinhard Mey.

    Und er zeigte Kante. Seine Lieder enthielten viele zeitkritische Ansätze, das Klavier von Uwe hatte Schwerstarbeit zu leisten. „Ich bin aus jenem Holze geschnitzt“, oder „Ankomme, Freitag, den 13." lassen daran keinen Zweifel. Natürlich durfte auch der nicht so Ernst gemeinte Seitenhieb auf den Behördendschungel nicht fehlen: „Der Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars, zum Behuf der Vorlage beim zuständ'gem Erteilungsamt“.

    Vielseitige Interpretation eines vielseitigen Musikers

    Gefühlvoll, zärtlich, die Finger von Uwe gleiten mit spielerischer Leichtigkeit über die Tasten, als er Reinhards Gefühle und den unbeschreiblichen Stolz und die Freude bei der Geburt seines Sohnes besingt: „Menschenjunges, das ist dein Planet, möge das Leben hier gut zu dir sein“. Für Reinhard Mey sind aber auch die Schicksalsschläge Realität, denn nach dem Tod seines Sohnes, welcher fünf Jahre im Wachkoma lag, singt er: „Schade, dass du gehen musst“. Da ist es ganz still im Seecafé.

    Reinhard Mey ist so vielseitig, und Uwe Kohls kann ihn so vielseitig interpretieren, es ist eine Freude, sich zurückzulehnen und einfach nur zuzuhören. Sarkastisch fast, komödiantisch zugleich, sie gehören zu seinen großen Erfolgen: "Der Mörder ist immer der Gärtner und er schlägt erbarmungslos zu“ oder noch besser: „Ich bin Klempner von Beruf, ein dreifach Hoch, dem der dies Handwerk schuf“.

    An einem Song kommt Uwe Kohls an diesem traumhaft schönen Osternachmittag nicht herum und er hat ihn für das Finale aufgehoben: Nicht nur Uwe singt freudestrahlend, auch die Zuhörer hat es endgültig gepackt, es erklingt ein Chor: „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Und was uns groß und wichtig erscheint, wird plötzlich nichtig und klein“. Nicht nur ein Song, ein Hit ist dieses Lied. Reinhard Mey ist trotz allen seiner Erfolge auf dem Boden geblieben.

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