Morgens zum Frühstück, in der Mittagspause, in Bus oder Bahn. Die Zeitung gehört in den Alltag von Vielen. Aber es gibt Leute, die können die Zeitung nicht lesen, weil sie sehbehindert sind. Wie Franz Josef Rösch aus Herschfeld.
Ende 2003 raubte eine Augenentzündung Franz Josef Rösch nach und nach das Sehvermögen. Heute kann er nur noch Umrisse wahrnehmen. Aber „die Zeitung bedeutet mir immer noch sehr viel“, sagt der ehemalige Main-Post-Mitarbeiter.
Seit November vergangenen Jahres gibt es bei der Main-Post die Zeitung zum Hören, mittlerweile nehmen dieses Angebot regelmäßig 195 Leute in Anspruch, sagt Katharina Wolf vom Main-Post-Kundenservice. Die meisten Nutzer sind Sehbehinderte, Blinde oder ältere Leute, die trotz Lupe die Zeitung nicht mehr lesen können, wie Franz Josef Rösch.
Seitdem er die Buchstaben nicht mehr erkennt, hat Röschs Frau Katharina ihm jeden Tag die wichtigsten Artikel aus der Main-Post vorgelesen. Besonders interessiert ist der 61-Jährige am Lokalteil. „Meine Frau hat aber gemerkt, dass mich auch viele andere Artikel, hauptsächlich aus der Politik, interessieren. Aus Rücksicht habe ich ihr gesagt, sie braucht mir nicht alles vorzulesen.“
Dann wurde das Ehepaar vom Blinden- und Sehbehindertenbund auf die Hörzeitung der Main-Post aufmerksam gemacht. „Meine Frau hat zu mir gesagt, ich soll das Angebot annehmen“, sagt er. Mittlerweile hört Franz Josef Rösch regelmäßig die Zeitung, und zwar über das Telefon.
Die Hörausgabe ist wie die Druckausgabe aufgebaut. Sie beginnt mit der Politik, es folgt Bayern und der Frankenteil bis ins Lokale. Über die Tasten des Telefons kann Franz Josef Rösch von Artikel zu Artikel und von Ressort zu Ressort springen. Bei der Hörzeitung kann man sich nicht nur die tagesaktuellen Berichte anhören, auch die Artikel, die vor einer Woche erschienen sind, lassen sich noch nachhören. Vorgelesen wird jeder Artikel von einer Computerstimme, ähnlich der aus Navis. Für Franz Josef Rösch ist das kein Problem: „An die Stimme und die teilweise komische Betonung der Worte habe ich mich gewöhnt.“
„Der Service ist phänomenal“, zeigt sich der 61-Jährige über die Zeitung zum Hören begeistert. Mit dem Angebot kann er sich die Artikel aussuchen, die ihn interessieren. Und sie auch jederzeit unterbrechen und zu einem anderen Zeitpunkt weiter hören. „Ich kann selbst entscheiden, wann ich weiter hören will“, berichtet er. Eingestiegen wird an der Stelle, an der vorher die Hörzeitung beendet wurde.
Franz Josef Rösch kommt gut mit seinem Handicap durchs Leben. „Ich sage immer, es gibt viele Leute, denen es wesentlich schlechter geht als mir.“ Deshalb will er auch Leuten Mut machen, die in einer ähnlichen Situation sind. „Vielleicht kann ich ihnen mit meiner Geschichte ein bisschen helfen.“
Infos zur Hör-Zeitung beim Kunden-Service-Center der Main-Post Tel. (09 31) 60 01 60 01.