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WECHTERSWINKEL: Zisterzienser oder Benediktiner?

WECHTERSWINKEL

Zisterzienser oder Benediktiner?

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    War das frühere Frauenkloster Wechterswinkel nun zisterziensisch oder doch eher benediktinisch? Dis Diskussion hält auch nach dem Vortrag von Professor Flachenecker an. Eine imposante Klosteranlage ist es allemal.
    War das frühere Frauenkloster Wechterswinkel nun zisterziensisch oder doch eher benediktinisch? Dis Diskussion hält auch nach dem Vortrag von Professor Flachenecker an. Eine imposante Klosteranlage ist es allemal. Foto: Fotos: Klaus-Dieter Hahn

    Das Fazit vorneweg: Auch Professor Helmut Flachenecker konnte bei seinem Vortrag nicht mit hundertprozentiger Gewissheit bestätigen, dass das Kloster Wechterswinkel ein Zisterzienserinnen-Kloster war. Wohl eher nicht. Der Lehrstuhlinhaber für Fränkische Geschichte an der Universität Würzburg und Experte der fränkischen Klöster ordnet den früheren Frauenkonvent eher dem Benediktinerorden zu. „Allenfalls lässt sich eine vorübergehende Annäherung an den Zisterzienserorden aus den vorhandenen Quellen herausdestillieren!“, resümierte er.

    Bis vor sieben Jahren hat man in der Region immer nur von Wechterswinkel als einem früheren Zisterzienserinnen-Kloster gesprochen. Die Bevölkerung hatte nie Zweifel daran. Doch als Domkapitular Jürgen Lenssen, der Bau- und Kunstreferent der Diözese Würzburg, bei der Eröffnung des neuen Kreiskulturzentrums Ende 2008 die Behauptung zurückwies, Wechterswinkel sei ein Zisterzienserinnen-Kloster, rückte diese Frage plötzlich in den Blickpunkt.

    In großer Zahl waren daher Interessierte aus dem ganzen Landkreis gekommen, wo sie sich von Professor Flachenecker eine Antwort auf diese Frage erhofften. Dass sie nicht eindeutig ausfallen kann, liegt nach den Worten des Fachmannes daran, dass die erforderlichen klaren schriftlichen Quellen und Zeugnisse fehlen. Flachenecker zitierte verschiedene Historiker, die das Kloster mal benediktinisch, dann zisterziensisch einordnen. Mit Interesse wurden seine Ausführungen zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten von Benediktiner- und Zisterzienserorden verfolgt. Nonnenkonvente dieser Zeit standen oft zwischen den benediktinischen und den zisterzienserischen Statuten. Möglich wäre, so nicht nur die Vermutung Flacheneckers, dass es sich um eine Art benediktinisches Doppelkloster mit prämonstratensischer Basis gehandelt haben könnte. Eine eindeutige Zuordnung ist allerdings nicht möglich, da vorhandene Schenkungsurkunden eine Ordenszugehörigkeit des Klosters nicht erwähnen, dann wiederum – vorwiegend im 13. und 14. Jahrhundert – von einer benediktinischen Zugehörigkeit sprechen.

    In einer päpstlichen Urkunde um 1240 wird das Kloster allerdings dem Zisterzienserorden zugehörig erwähnt. Auch das päpstliche Schutzmandat von 1256 wird dem Zisterzienserinnenkloster Wechterswinkel erteilt. Allerdings räumt der Experte eine gewisse „Wissensdiskrepanz zwischen der fränkischen Realität und dem Kenntnisstand der päpstlichen Kurie“ ein, so dass ein Auseinanderdriften der Bezeichnungen nicht ungewöhnlich wäre. „Mir fehlt einfach die Eindeutigkeit, wie ich sie beim Kloster Heiligenthal vorfinde. Dort ist schriftlich festgehalten worden, dass das Kloster sich den benediktinischen Regeln unterstellt und zisterziensische Gewohnheiten ausübt!“

    Weder die Konventgröße noch die künstlerische Ausstattung der Klosterkirche oder ein gefundenes Kalendarium und das Nekrologium geben Hinweise oder sind gar Indizien für ein Zisterzienserinnen-Kloster Wechterswinkel. „Das ist eine generelle Problematik: Über die religiösen Lebensformen in den Klöstern wissen wir wenig bis gar nichts!“, räumte Flachenecker ein. Auch wenn in der anschließenden Diskussion die These aufgestellt wurde, dass Wechterswinkler Nonnen doch das Zisterzienserinnen-Kloster Ichtersdorf mitbegründet haben und das unweit entfernte Zisterzienser-Kloster Ebrach als einziges westlich des Rheins zur damaligen Zeit Wechterswinkel betreut haben könnte, ließ er nicht gelten. „Das ist Spekulation. Es gab keine Doppelklöster bei den Zisterziensern!“ Angesichts der Weihe der Klosterkirche um 1143 müsste der Konvent schon viel früher als vermutet (um 1140 wird angenommen) entstanden sein, hieß es weiter. Doch auch dazu verwies Prof. Dr. Flachenecker auf die frühere Praxis, die Kirche schon zu weihen, obwohl erst Hauptaltar und Chor erstellt waren. Am Ende des sehr interessanten Vortrages stellte der Referent ein wenig salopp die Frage: „Ist es denn so entscheidend, ob das Kloster nun benediktinisch oder zisterziensisch war? Sie hatten auf jeden Fall hier einen Frauenkonvent, etwas Geschichtsträchtiges, auf das Sie zu recht stolz sein können und was als Teil der Kulturlandschaft bewahrt werden muss!“

    Kreiskulturmanagerin Astrid Hedrich-Scherpf dankte Professor Flachenecker und meinte abschließend: „Die Diskussion hält weiter an !“

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