Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Königshofen
Icon Pfeil nach unten

BAD KÖNIGSHOFEN: Zolldienststelle vor dem Aus

BAD KÖNIGSHOFEN

Zolldienststelle vor dem Aus

    • |
    • |
    Schwerarbeit für die Bad Königshöfer Zollbeamten: Rund 750 Kartons gilt es bis zum kommenden Montag mit Aktenordnern, Büromaterial und technischem Gerät vollzupacken. Dann kommt der Umzugswagen und schafft das Material ins neue Hauptzollamt Schweinfurt. Beim Einpacken helfen mit (von links) die Zollbeamten Georg Namyslo, Arbeitsbereichsleiter Jürgen Sulzer, Wolfgang Mölter, Wilhelm Ritter und Horst Heß.
    Schwerarbeit für die Bad Königshöfer Zollbeamten: Rund 750 Kartons gilt es bis zum kommenden Montag mit Aktenordnern, Büromaterial und technischem Gerät vollzupacken. Dann kommt der Umzugswagen und schafft das Material ins neue Hauptzollamt Schweinfurt. Beim Einpacken helfen mit (von links) die Zollbeamten Georg Namyslo, Arbeitsbereichsleiter Jürgen Sulzer, Wolfgang Mölter, Wilhelm Ritter und Horst Heß. Foto: FOTO alfred Kordwig

    Eigentlich müssten sich die 16 Bad Königshöfer Zollbeamten, die am nächsten Dienstag in das neue Hauptzollamt in Schweinfurt umziehen, auf ihre neuen schicken Arbeitsplätze freuen. Von einem enormen Gewinn für das Stadtbild war bei der offiziellen Übergabe des Gebäudes vor wenigen Wochen die Rede und dass mit dem Neubau, der gegenüber dem Georg-Schäfer-Museum entstand, eine hässliche Baulücke geschlossen worden sei. Die Schweinfurter Bürgermeisterin Gudrun Grieser nannte das neue Zollamt am Mainufer mit seinen modernen und lichtdurchfluteten Büroräumen in Anspielung auf die mutige schnörkellose Architektur „unverwechselbar“.

    Die Freude über den Umzug nach Schweinfurt hält sich trotzdem in Grenzen – zumindest bei den älteren Zollbeamten, schließlich ist ihnen ihre Dienststelle in Bad Königshofen im Laufe der Jahre und Jahrzehnte ans Herz gewachsen. „Wir wären jedenfalls gerne hier geblieben und haben auch um unsere Dienststelle gekämpft,“ betont Wilhelm Ritter, der seit 40 Jahren im Staatsdienst beschäftigt ist, davon 33 Jahre beim Zoll. „Außerdem ist jetzt schon abzusehen, dass die Kapazitäten im neuen Hauptzollamt nicht ausreichend sind,“ bemängelt er. „So muss zum Beispiel die Belegsammlung aus Platzmangel nach Coburg verlagert werden, obwohl hier in Bad Königshofen genug Platz für Personal und Akten wäre“, kritisiert Ritter ganz offen die Schließung der „Zentralstelle Such- und Mahnverfahren“ (ZSM), wie sich die Zoll-Abteilung in Bad Königshofen seit 16 Jahren offiziell nennt.

    Der Abschied von Bad Königshofen fällt einigen Zollbeamten auch deshalb schwer, weil sie im Laufe der Jahre einige gravierende Umstrukturierungen in ihrer Zoilldienststelle mitgetragen und beim Aufbau der ZSM regelrechte Pionierarbeit geleistet haben. „Unsere Zentralstelle diente anderen Bundesländern sogar als Aufbauhilfe, was auch von höheren Stelle anerkannt wurde,“ erinnert sich Wilhelm Ritter, der bei den Umzugsvorbereitungen trotzdem tatkräftig mit anpackt.

    Seit einigen Tagen schon sind er und seine Kollegen damit beschäftigt, Tausende von Aktenordnern, prall gefüllt mit Steuerunterlagen, Büromaterial und technisches Gerät in Umzugskartons zu verpacken und für den Abtransport nach Schweinfurt vorzubereiten. Am Montag werden die Kisten auf einen großen Lkw verladen. Am Dienstag ist dann der erste Arbeitstag in den neuen Büroräumen im Hauptzollamt in Schweinfurt.

    Koordiniert wird der Umzug von Jürgen Sulzer, der seit 2004 Arbeitsbereichsleiter in Bad Königshofen ist und „seiner Truppe“ auch in Schweinfurt vorstehen wird. „Was unsere tägliche Arbeit betrifft, ändert sich eigentlich gar nichts“, meint er. Es könnte sogar sein, dass sein Arbeitsbereich noch verstärkt werde, da die abzuwickelnden Such- und Mahnverfahren eher zu- als abnähmen.

    Kritik an der Verlegung seines Arbeitsbereiches nach Schweinfurt will Sulzer nicht üben. Nach drei Jahren Dienstzeit im Grabfeld ist die emotionale Bindung an den Arbeitsplatz wohl auch noch nicht so stark wie bei den älteren Kollegen, die hier schon in den 70er und 80er Jahren arbeiteten. „Und nachdem ich in Bad Brückenau wohne, ändert sich für mich persönlich auch nicht viel, was die Fahrstrecke zur Arbeit betrifft“, meint er. Dennoch könne er durchaus nachvollziehen, dass einige Beamte wenig erfreut darüber sind, künftig mit dem Auto nach Schweinfurt zum Dienst fahren zu müssen.

    Alles andere als erfreut über das Aus der Zolldienststelle ist auch der Bad Königshöfer Bürgermeister Clemens Behr. „Es war ja schon länger klar, dass hier irgendwann einmal dicht gemacht wird, doch dass das nun so schnell geht, überrascht mich schon“. Durch die Schließung gehe der Stadt nicht nur Kaufkraft verloren, sondern mit dem Zoll ziehe sich eine weitere staatliche Institution mit langer Tradition aus dem Grabfeld zurück. „Ich hoffe nur, dass das Gebäude nicht allzu lange leerstehen, sondern schon bald einen Käufer findet wird, der es wieder einer sinnvollen Nutzung zuführt“, so Behr.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden